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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Bäumen hängen Laternen, es wird musiziert, das enthäutete Schaf dreht sich über dem Feuer. Einige Männer singen, andere bilden einen Kreis und klatschen, eine Gruppe Mädchen führt einen Tanz auf. Außerhalb des Kreises besprechen sich die Dorfältesten, aber davon bekommt Oliver nichts mehr mit, und Hoban hat längst aufgehört zu übersetzen. Ein Streit bricht aus. Ein alter Mann droht einem anderen mit dem Gewehr. Aller Augen richten sich auf Jewgenij; er macht einen Scherz, erntet ein paar Lacher und tritt seinen Zuhörern einen Schritt näher. Er breitet die Arme aus. Ein Verweis, dann ein Versprechen. Nach dem Beifall zu urteilen, muß es ein bedeutendes Versprechen sein. Die Ältesten sind beschwichtigt, Hoban lehnt an einer Zeder, die mit zunehmender Dunkelheit immer größer wird, und flüstert verliebt in sein Zaubertelefon.
    Im Hause Single herrscht hörbare Spannung. Die züchtig gekleideten Sekretärinnen treten nur noch leise auf. Im Börsenhandelsraum, Barometer für die Moral der Truppe, summt es von Gerüchten. Tiger hat zum großen Schlag ausgeholt! Single muß siegen oder untergehen! Tiger hat den Coup des Jahrhunderts eingefädelt.
    »Und Jewgenij ist guter Dinge, meinst du? Ausgezeichnet«, sagt Tiger lebhaft bei einer der beiläufigen Einsatzbesprechungen nach Olivers Ausflügen in den Wilden Osten.
    »Jewgenij ist phantastisch«, antwortet Oliver loyal. »Und Michail steht an seiner Seite.«
    »Gut, gut«, sagt Tiger und stürzt sich wieder ins Dickicht der Betriebskosten und Börsenschwankungen.
    Tinatin drängt Oliver in einem Brief, Kontakt mit einer weiteren entfernten Kusine aufzunehmen, einer jungen Frau namens Nina, die an der Schule für Orientalistik und Afrikanistik unterrichtet und die Tochter eines verstorbenen mingrelischen Geigers ist. Oliver, der dies als diskreten Hinweis von Zoyas Mutter auffaßt, sein empfängliches Auge woandershin zu richten, schreibt einen Brief an die Witwe des Geigers und erhält umgehend eine Einladung nach Bayswater zum Tee. Die Witwe, eine pensionierte Schauspielerin, empfängt ihn im Hauskittel; sie hat die Angewohnheit, sich ständig mit dem Handrücken die Strähnen aus der Stirn zu streichen. Aber ihre Tochter Nina ist ganz anders: schwarzes Haar und glühende Augen. Nina erklärt sich einverstanden, Oliver Georgisch beizubringen; anfangen möchte sie mit dem schönen, freilich einschüchternden Alphabet. Aber, warnt sie ihn, er werde Jahre brauchen, die Sprache zu erlernen.
    »Je mehr Jahre, desto besser!« ruft Oliver galant.
    Nina ist von anspruchsvollem Wesen, und das Exil hat ihre georgischen und mingrelischen Bindungen nur noch gefestigt. Olivers kritiklose Bewunderung für alles, was ihr lieb und teuer ist, bewegt sie, aber von Öl, Schrott, Blut und Schmiergeldern in Höhe von fünfundsiebzig Millionen hat sie zum Glück keine Ahnung. Oliver bewahrt sie in ihrer Unschuld. Schon bald teilt sie das Bett mit ihm. Und obwohl er weiß, daß Zoya auf verquere Weise der Anlaß für ihre Beziehung ist, hat er keine Schuldgefühle - warum auch? Er ist dankbar, daß er sich, indem er mit Nina ins Bett geht, von der lüsternen Frau eines wichtigen Geschäftspartners entfernen kann, deren nackter Körper noch immer aus dem oberen Fenster des Moskauer Hauses auf ihn hinableuchtet. Von Nina beraten, umgibt er sich mit Werken der georgischen Literatur und Folklore. Er spielt georgische Musik und befestigt eine Karte des Kaukasus in seiner schändlich unaufgeräumten Prestigewohnung in einem der von Single finanzierten Hochhäuser in Chelsea Harbour. Und der Briefträger ist glücklich. Nicht glücklich glücklich, denn Oliver glaubt nicht an Glück als erreichbaren Idealzustand. Sondern aktiv glücklich. Kreativ glücklich. Behutsam verliebt glücklich, wenn es denn Liebe ist, was er für Nina empfindet. Glücklich auch mit seiner Arbeit - solange die Arbeit darin besteht, Jewgenij und Michail und Tinatin zu besuchen, und vorausgesetzt, der heimtückische Schatten Hobans schwebt nicht allzu sehr in seiner Nähe und Zoya läßt ihn weiterhin in Ruhe. Denn während sie Oliver anfangs mit unglücklichen Augen verschlungen hat, nimmt sie ihn jetzt überhaupt nicht mehr zur Kenntnis. Wenn er mit Tinatin Gemüse schneidet, macht sie einen Bogen um die Küche. Auf Fluren und Treppen, wenn sie mit Paul im Schlepptau von einem Zimmer ins andere huscht, versteckt sie das Gesicht hinter dem Vorhang ihres Haars.
    »Sag deinem Vater, in einer Woche werden sie

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