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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Heather: »Mädchen zählen Rosen, Oliver. Weil sie wissen wollen, wie sehr sie geliebt werden.« Ihm dämmerte etwas, ihm wurde übel davon, und dann drehte er mit schwitzenden Fingern drei links, zwei rechts, zwei links, vier rechts, zwei links. Grimmig, stoisch, Gefühle durften nicht gezeigt werden. Er gab Carmens Geburtstag ein.
    »Sir, es überschreitet nicht meine Befugnisse, daß ich zum Telefon greife und die Herrschaften von der Polizei rufe, Mr. Oliver!« kreischte Gupta. »Und genau das tue ich jetzt gleich!« Der Riegel gab knirschend nach, die Tresortür schwang auf, und dahinter erschien das heilige Königreich, Schachteln, Aktenordner, Bücher und Papiere, säuberlich gestapelt von Tigers Ordnungswahn. Oliver machte das Licht aus und ging ins Büro zurück. Gupta jammerte händeringend um Vergebung. Olivers Gesichtshaut brannte, seine Eingeweide rebellierten, und doch gelang es ihm, den barschen Tonfall eines »Gupta, ich muß unbedingt wissen, was mein Vater seit der Nachricht von Mr. Winsers Tod getan hat.« »Ach, er war ganz außer sich, Sir. Man kann nur vermuten, wie er davon erfahren hat. Gerüchte hier im Haus behaupten, er habe einen Anruf erhalten; von wem, können wir nicht wissen, aber wahrscheinlich von einer Zeitung. Seine Augen haben Funken gesprüht. ›Gupta‹, sagt er, ›man hat uns verraten. Eine Kette von Ereignissen hat ihren tragischen Höhepunkt erreicht. Bringen Sie mir meinen braunen Mantel.‹ Er konnte nicht mehr vernünftig denken, Mr. Oliver, er war völlig verwirrt. ›Sir, Sie wollen also nach Nightingales?‹ habe ich gefragt. Er zieht immer den braunen Mantel an, wenn er nach Nightingales fährt. Das ist ein Sinnbild für ihn, ein Symbol, ein Geschenk Ihrer verehrungswürdigen Frau Mutter. Und daher weiß ich, wohin er will, wenn er diesen Mantel anzieht. ›Ja, Gupta, ich fahre nach Nightingales. Und dort werde ich Trost bei meiner lieben Frau suchen und einen Hilferuf an meinen einzigen noch lebenden Sohn ergehen lassen, auf dessen Beistand ich in der Stunde der Not nicht verzichten kann.‹ In diesem Augenblick kommt Mr. Massingham ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Das ist sehr ungewöhnlich, wenn man bedenkt, wie höflich Mr. Massingham sich sonst zu benehmen pflegt. ›Gupta, lassen Sie uns allein‹, sagt Ihr Vater. Was zwischen den beiden Herren vorgeht, weiß ich nicht, jedenfalls geht es schnell. Beide sind bleich wie Gespenster. Beide hatten gleichzeitig dieselbe Erscheinung und tauschen sich jetzt darüber aus. Das war mein Eindruck, Sir. Es ist von einem Mr. Bernard die Rede. Wir müssen Bernard anrufen, wir müssen Bernard um Rat fragen, wir sollten diese Sache Bernard überlassen. Dann gebietet Ihr Vater plötzlich Schweigen. Diesem Bernard ist nicht zu trauen. Er ist unser Feind. Miss Hawsley hat furchtbar geweint. Ich wußte gar nicht, daß sie zu Tränen fähig ist, wenn es um etwas anderes als ihre Hundchen geht.«
    »Mein Vater hat keine Reisevorbereitungen getroffen? Er hat nicht nach Gasson geschickt?«
    »Nein, Sir. Er konnte nicht vernünftig denken. Zur Vernunft ist
    Oliver gelang es ein letztesmal, den schroffen Tonfall aufzubringen. »Passen Sie jetzt gut auf, Gupta. Mr. Tigers Schicksal hängt davon ab, daß ich gewisse verlorengegangene Papiere wiederfinde. Ich habe ein Team von Privatdetektiven engagiert, die mir dabei helfen sollen. Sie gehen jetzt in Ihre Wohnung und bleiben da, bis diese Leute das Haus verlassen haben. Ist das klar?«
    Gupta nahm seine Hängematte und verzog sich hastig nach unten. Oliver wartete, bis er die Kellertür zufallen hörte. Dann rief er von Tigers Schreibtisch aus die Beobachter auf der anderen Straßenseite an und nannte das alberne Codewort, das Brock ihm für diesen Augenblick gegeben hatte. Er rannte die Treppe hinunter und zog die Eingangstür auf. Als erster kam Brock, ihm folgten Leute in dunklen Trainingsanzügen; sie trugen Rucksäcke, in denen sie ihre verfluchten Kameras, Stative, Lampen und irgendwelchen anderen Schrott transportierten.
    »Gupta ist im Keller«, zischte Oliver Brock zu. »Irgendein blöder Idiot hat nicht mitbekommen, daß er sich oben schlafen gelegt hat. Ich verschwinde jetzt.«
    Brock murmelte etwas in den Kragen seiner Jacke. Derek gab seinen Rucksack einem Begleiter und stellte sich zu Oliver. Oliver stolperte die Eingangsstufen hinunter, neben ihm ging Derek, hinter ihm Aggie, die wie freundschaftlich seinen freien Arm hielt, während Derek den anderen nahm. Ein Taxi fuhr vor,

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