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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Schwachen. Als das Opfer eines teuflischen Betrugs, den gewisse, ihm sehr nahestehende Personen gegen ihn ausheckten. Als großmütiger Arbeitgeber, vorbildlicher Ehemann und Vater.
    »Ein großer Mann darf nur von seinen Freunden beurteilt werden, Mr. Oliver. Er darf nicht von jenen beurteilt werden, die aus Neid oder niedriger Gesinnung eindeutig gegen ihn eingestellt sind, Sir.«
    Mein verdammter Geburtstag, dachte Oliver.
    Ein Abend kurz vor Weihnachten. Oliver steht erst seit wenigen Tagen in Brocks Diensten, lebt aber schon in einem anderen Zustand. Seitdem er spioniert, ist er von stärkeren Naturen abhängig als seiner eigenen und gehorsamer als je zuvor. Heute abend will er auf Brocks Befehl lange im Büro bleiben und seine Untersuchung der ausländischen Bankkonten der Single-Kunden fortsetzen, um möglichen Manipulationen Tigers zuvorzukommen. Nervös pfuscht er an seinem Schreibtisch an einem Vertragsentwurf herum und wartet nur darauf, daß Tiger, bevor er geht, noch einmal kurz bei ihm vorbeischaut. Statt dessen wird er zu ihm gerufen. Als er eintritt, scheint Tiger wie üblich im Zweifel, was er mit ihm anfangen soll.
    »Oliver.« »Ja, Vater.«
    »Oliver, es wird Zeit, daß ich dich in die Geheimnisse des Tresors der Firma einweihe.«
    »Willst du das wirklich, bist du dir sicher?« fragt Oliver. Und es steht auf des Messers Schneide, ob er seinem Vater einen höchst notwendigen Vortrag über persönliche Sicherheit hält oder nicht.
    Tiger ist sich sicher. Wenn er sich etwas vorgenommen hat, muß er es sofort zu einer bedeutenden Angelegenheit ausweiten, denn was Tiger tun, kann nicht anders als bedeutend sein. »Es ist nur für dich bestimmt, für niemand sonst, Oliver. Nur wir beide dürfen davon wissen, sonst niemand auf der Welt. Kannst du mir folgen?« »Ja, natürlich.«
    »Kein Bettgeflüster mit unseren jeweils neuesten Geliebten,
auch nicht mit Nina. Das geht nur uns beide was an.«
»Selbstverständlich.«
»Sag: Ich verspreche es.«
»Ich verspreche es.«
    Von einem starken Gefühl seiner Wichtigkeit erfüllt, offenbart ihm Tiger das Geheimnis. Die Kombination des Tresorschlosses ist Olivers Geburtsdatum. Nachdem Tiger sie eingegeben hat, fordert er Oliver auf, den großen Griff zu drehen. Die Eisentür schwingt auf. »Vater, ich bin gerührt.«
    »Spar dir deinen Dank. Dank bedeutet mir nichts. Wir haben es hier mit einem Symbol gegenseitigen Vertrauens zu tun. Im Schrank steht ein anständiger Whisky. Schenk uns beiden was ein. Wie sagt doch der gute Jewgenij, wenn er einen Drink haben möchte? - ›Zeit für ein paar ernste Worte.‹ Schlage vor, hinterher gehen wir was essen. Ich könnte schon mal Kat anrufen. Meinst du, Nina hat Lust mitzukommen?«
    »Nina kann heute abend nicht. Ich wußte gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte.«
    »›Wenn ich rücklings erdolcht werde, Gupta, sag mir, wessen Hand das Messer führt!‹« schrie Gupta durch das Schlüsselloch. »›Ist es die Hand, die mir am nächsten ist, frage ich mich? Ist es die Hand, die ich gespeist und getränkt habe wie keine andere? Gupta, wenn ich dir sagen würde, daß ich heute der traurigste Mensch auf Erden bin, wäre das absolut keine übertriebene Darstellung meiner gegenwärtigen Situation, auch wenn Selbstmitleid sich nicht schickt für einen Mann meines Formats.‹ Genau das waren seine Worte, Mr. Oliver. Genau das hat Tiger gesagt.« Allein im Tresor, starrte Oliver das Zahlenschloß an. Bleib ruhig. Panik darfst du dir jetzt nicht erlauben, sagte er sich. Aber wann, wenn nicht jetzt? Als erstes gab er, wenn auch nur um die Hoffnungslosigkeit seiner Lage zu bestätigen, die alte Kombination ein, zwei links, zwei rechts, vier links, vier rechts, zwei links und den Griff drehen. Er rührte sich nicht. Mein Geburtsdatum ist außer Kraft gesetzt. Während Gupta hinter der Tür sein Klagelied fortsetzte, hielt Oliver sich einen verzweifelten Vortrag. Tiger handelt nie unbedacht, überlegte er, er tut nie etwas, das seine Selbstachtung beeinträchtigen könnte. Wenig überzeugt gab er Tigers Geburtsdatum ein. Nichts rührte sich. Der Jahrestag! dachte er, schon etwas optimistischer, und stellte die Nummer 050480 ein, den Tag der Firmengründung, der traditionell mit einer ChampagnerBootsfahrt auf der Themse gefeiert wurde. Aber es folgte kein Jubel. Er hörte Brock: »Aber Sie, Sie können sich doch mühelos in ihn hineinversetzen, seine Gedanken nachvollziehen. Sie kennen ihn doch in- und auswendig.« Er hörte

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