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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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kümmere mich um alles.“
    Genau das tat er dann auch.
    * * *
    „Warum hattest du dich halb angezogen?“ wollte er viel später wissen. Er war aufgestanden, um sich aus dem Kühlschrank im Wohnzimmer eine Flasche Blut zu holen und diese in der Mikrowelle aufzuwärmen. Aus Rücksicht auf meinen geschwächten Zustand hatte er von meinem Blut nichts genommen.
    „Ich bin hingefahren und habe zugesehen, wie Godfrey starb.“
    Bills Augen weiteten sich überrascht, als er auf mich herabsah. „Was?“
    „Godfrey ist in die Morgendämmerung gegangen“. Diese Formulierung, die ich noch vor kurzem als peinlich und melodramatisch empfunden hatte, erschien mir inzwischen angemessen und kam mir ohne Stocken über die Lippen.
    Daraufhin herrschte ziemlich lange Schweigen.
    „Woher wußtest du, daß er es tun würde?“ fragte Bill dann endlich. „Woher wußtest du, wo er es tun würde?“
    Ich zuckte die Achseln, soweit das eben möglich ist, wenn man im Bett liegt. „Ich ging einfach davon aus, daß er an seinem ursprünglichen Plan festhalten würde. Er schien ihm sehr wichtig. Godfrey hatte mir das Leben gerettet. Seinen endgültigen Tod zu bezeugen schien mir das mindeste, was ich für ihn tun konnte.“
    „Hat er Mut gezeigt?“
    Ich sah Bill direkt in die Augen. „Er starb tapfer. Er war erpicht darauf zu gehen.“
    Was Bill daraufhin durch den Kopf ging, hätte ich nicht sagen können. „Wir müssen zu Stan“, sagte er. „Wir werden es ihm mitteilen.“
    „Warum müssen wir denn noch einmal zu Stan?“ wollte ich wissen, und wenn ich keine so durch und durch erwachsene Frau gewesen wäre, dann hätte ich nun geschmollt, das können Sie mir glauben. Auch so warf Bill mir einen seiner unergründlichen, leicht tadelnden Blicke zu.
    „Du mußt ihm deine Version der Geschichte erzählen, damit er sich davon überzeugen kann, daß wir ganze Arbeit geleistet haben. Dann ist da auch noch die Sache mit Hugo.“
    Der Gedanke an Hugo Ayres verdarb mir vollends die Stimmung. Die bloße Vorstellung, mehr Kleidung als nötig über meine zerschundene Haut ziehen zu müssen, war mir so zuwider, daß mir fast übel geworden wäre; also schlüpfte ich lediglich in ein langes, ärmelloses, maulwurfgraues Kleid aus einem ganz weichen Strickmaterial, stieg vorsichtig in ein Paar Sandalen, und das war es auch schon. Bill kämmte mir das Haar und steckte mir Ohrringe in die Ohren, denn es war extrem anstrengend und schmerzhaft für mich, die Arme zu heben. Dann fand er, ein Goldkettchen sollte ich mir unbedingt auch noch umhängen, und zum Schluß sah ich aus, als wolle ich auf eine Party im Frauenhaus gehen. Bill rief bei der Rezeption an und bat, seinen Mietwagen vorzufahren. Wann dieser Mietwagen wohl in der Tiefgarage des Hotels aufgetaucht war? Ich wußte es nicht; ich hatte noch nicht einmal mitbekommen, wer die Anmietung arrangiert hatte. Bill setzte sich ans Steuer. Ich blickte kaum aus dem Fenster. Ich hatte gründlich die Nase voll von Dallas.
    Das Haus machte, als wir dort ankamen, denselben ruhigen Eindruck, den es auch zwei Nächte zuvor gemacht hatte. Aber sobald man uns eingelassen hatte, mußte ich feststellen, daß es drinnen von Vampiren nur so wimmelte und es auch recht lautstark zuging. Offenbar waren wir mitten in die Party geraten, mit der Farrels Rückkehr gefeiert wurde. Den Heimgekehrten selbst trafen wir im Wohnzimmer, wo er, den Arm um einen hübschen Jungen gelegt, der keinen Tag älter als achtzehn sein konnte, Hof hielt. Farrell hielt eine Flasche TrueBlood Null negativ in der Hand, der Junge eine Cola, und der Vampir sah fast so rosig aus wie sein Gefährte.
    Farrell hatte mich zuvor nie zu Gesicht bekommen, weswegen er sich hocherfreut zeigte, meine Bekanntschaft zu machen. Er war von Kopf bis Fuß in Cowboykleidung gehüllt, weshalb ich, als er sich über meine Hand beugte, fast erwartete, Hacken schlagen und Sporen klirren zu hören.
    „Wie wunderschön du bist!“ verkündete er großzügig, wobei er die Flasche mit synthetischem Blut in der Luft herumschwenkte. „Du würdest eine Woche lang auf meine ungeteilte Aufmerksamkeit rechnen können, wenn ich mit Frauen schliefe. Ich weiß, daß dir die blauen Flecken und Prellungen peinlich sind, aber laß dir versichern: Sie machen dich letztlich nur noch schöner.“
    Da konnte ich nicht anders, ich mußte lachen. Schöner! Ich ging wie eine Achtzigjährige, und mein Gesicht war auf der linken Seite blau und schwarz!
    „Bill Compton, du alter

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