Untot in Dallas
dann willst du, daß ich wieder abhaue, ehe ich dazu komme, mich zu amüsieren?“
„Ja“, sagte ich, wobei ich vor Anspannung fast quietschte. Wenn schon, denn schon. „Könntest du vielleicht so tun, als wärest du schwul?“
Wieder folgte eine lange Pause. „Wann soll ich da sein?“ fragte Eric dann sanft.
„Laß mich nachdenken. Halb zehn? Damit ich dich kurz instruieren kann?“
„Halb zehn bei dir zu Hause.“
„Ich trage das Telefon jetzt zurück“, teilte Pam mir mit. „Was hast du denn zu Eric gesagt? Er sitzt mit geschlossenen Augen da und schüttelt den Kopf.“
„Lacht er? Wenigstens ein ganz kleines Bißchen?“
„Sieht nicht so aus“, sagte Pam.
Kapitel 10
Bill rief mich in dieser Nacht nicht mehr an, und am nächsten Tag brach ich vor Sonnenuntergang zur Arbeit auf. Als ich nach Hause kam, um mich für die 'Party' umzuziehen, fand ich eine Mitteilung auf meinem Anrufbeantworter vor.
„Die Nachricht, die du hinterlassen hast, war sehr diskret, Sookie. Ich habe wirklich nicht genau verstanden, was bei dir los ist.“ Bills Stimme klang nicht so klar und ruhig wie sonst, sondern eher etwas unglücklich. Oder ungehalten? „Wenn du zu dieser Party gehst, dann bitte nicht allein. Ganz gleich, was du tust: Geh da nicht allein hin. Das ist es nicht wert. Nimm deinen Bruder mit, oder Sam.“
Ich hatte sogar einen Begleiter aufgetan, der noch stärker war als die zwei, die Bill vorgeschlagen hatte, war also der Bitte meines Liebsten schon nachgekommen, weswegen ich mir nun eigentlich folgsam und tugendhaft hätte vorkommen dürfen. Irgendwie glaubte ich aber nicht, daß es Bill beruhigen würde, Eric in dieser Nacht an meiner Seite zu wissen.
„Stan und Joseph lassen grüßen, Barry der Page auch.“
Ich lächelte. Nur mit meinem alten Baumwollbademantel bekleidet hockte ich im Schneidersitz auf meinem Bett, bürstete mein Haar und hörte die Nachrichten auf meiner Maschine ab.
„Ich habe Freitag nacht noch nicht vergessen“, sagte Bill nun mit einer Stimme, die mir Wonneschauer über den Rücken jagte. „Ich werde sie nie vergessen.“
„Was war denn Freitag nacht los?“ fragte Eric.
Zu Tode erschrocken stieß ich einen markerschütternden Schrei aus. Als ich sicher sein konnte, daß mein Herz sich wieder beruhigen und in der Brusthöhle verbleiben würde, wo es hingehörte, kletterte ich vom Bett, um mit geballten Fäusten vor Eric hinzutreten.
„Du bist wahrhaftig alt genug, um zu wissen, daß man nicht einfach unangemeldet in ein Haus kommt ohne zu klopfen und ohne eine Antwort abzuwarten! Wann habe ich dir überhaupt die Erlaubnis erteilt, hier hereinzukommen?“ Ohne ausdrückliche Einladung hätte Eric die Schwelle meines Hauses nicht überwinden können.
„Die Erlaubnis gabst du mir, als ich letzten Monat hier vorbeikam, um etwas mit Bill zu besprechen“, erklärte Eric, der sein Bestes tat, ein betretenes Gesicht zu machen. „Im übrigen habe ich durchaus auch geklopft. Du hast nicht geantwortet, aber ich hörte Stimmen. Also kam ich herein. Ich habe sogar deinen Namen gerufen.“
„Vielleicht hast Du meinen Namen ja geflüstert!“ entgegnete ich wütend. „Aber trotzdem hast du dich ganz schlecht benommen, und das weißt du genau!“
„Weißt du schon, was du anziehen willst?“ fragte Eric, um das Thema zu wechseln. „Was trägt ein nettes Mädel wie du bei einer Orgie?“
„Das weiß ich ja eben nicht“, sagte ich und vergaß ganz, wütend zu sein, als Eric mich nun wieder an mein Kleiderproblem erinnerte. „Ich bin ziemlich sicher, die erwarten, daß ich mich angemessen kleide, wie ein Mädel eben, das zu einer Orgie will - ich war nur noch nie auf einer. Ich habe keine Ahnung, wie man da aufläuft - auch wenn ich mir vorstellen kann, wie ich zum Schluß aussehen soll, wenn es nach denen geht.“
„Ich war schon auf Orgien“, erbot mir Eric seinen Rat.
„Warum wundert mich das nun gar nicht? Was hast du denn an?“
„Zu meiner letzten Orgie trug ich ein Tierfell, aber heute habe ich mich hiermit begnügt.“ Mit diesen Worten ließ Eric mit dramatischer Geste den Mantel fallen, den er getragen hatte. Sprachlos und offenen Mundes starrte ich ihn an. Eric ist ja eher der Typ für Jeans und T-Shirt, aber an diesem Abend trug er ein hautenges rosa Oberteil und Leggins aus Lycra. Wo er die wohl her hatte? Ich hatte gar nicht gewußt, daß Leggins aus Lycra in Männergröße XXL, extra lang, überhaupt hergestellt wurden. Die
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