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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nicht.“ Ich sank in den Sessel neben meinem Bett, die Augen unverwandt auf Erics Gesicht gerichtet. „Warum haßt er sie?“
    „Das mußt du Bill schon selbst fragen. Ist das dein einziger Grund, auf diese Party zu gehen? Du nimmst das nicht etwa ganz schlau als Ausrede, um ein wenig mit mir herummachen zu dürfen?“
    „So schlau bin ich gar nicht.“
    „Weißt du, ich glaube, da machst du dir ganz schön etwas vor“, widersprach Eric mit strahlendem Lächeln.
    Ich erinnerte mich daran, daß dieser Vampir, wollte man Bills Worten glauben schenken, nun meine Stimmungen wahrnehmen konnte. Wieviel er wohl von mir wußte - vielleicht sogar Dinge, die ich noch nicht einmal selbst ahnte?
    „Hör zu, Eric ...“, setzte ich an, während wir aus dem Haus und über die Veranda gingen. Dann mußte ich erst einmal stehenbleiben, um in meinem Kopf nach den passenden Worten zu kramen.
    Eric wartete. Der Himmel war am Abend bewölkt gewesen; die Bäume schienen mein Haus dichter zu umstehen als sonst. Ich wußte, der Abend kam mir nur deswegen so drückend vor, weil ich dabei war, zu einer Veranstaltung aufzubrechen, die mir persönlich zutiefst zuwider war. Ich würde Dinge über andere Menschen erfahren, die ich bisher nicht gewußt hatte, die ich eigentlich auch gar nicht wissen wollte. Auch schien es töricht, mich nun gezielt auf die Suche nach genau den Informationen zu begeben, die auszublenden ich mein Leben lang geübt hatte. Aus irgendeinem Grund jedoch verspürte ich Andy Bellefleur gegenüber so etwas wie Bürgerpflicht. Mir war, als sei es meine Verantwortung, die Wahrheit herauszufinden. Portia gegenüber empfand ich mittlerweile so etwas wie Respekt; immerhin war sie bereit gewesen, sich einer widerwärtigen Sache zu unterziehen, um ihrem Bruder zu helfen. Mir war zwar nach wie vor unklar, wie Portia Bill gegenüber echten Widerwillen empfinden konnte, aber wenn Bill sagte, die Frau fürchte sich vor ihm, dann war das bestimmt auch der Fall. Der bevorstehende Abend, der Gedanke daran, Einblicke in das wahre, so sorgsam getarnte Wesen von Menschen zu erhalten, die ich mein Leben lang gekannt hatte. Das war für mich ebenso furchterregend, wie Bill es für Andys Schwester war.
    „Du sorgst dafür, daß mir nichts widerfährt, ja?“ bat ich Eric ganz direkt. „Ich habe nicht vor, mit einem dieser Leute da intim zu werden. Ich glaube, ich habe Angst, daß etwas passieren könnte, daß jemand zu weit geht. Ich bin nicht bereit, mit einem dieser Leute zu schlafen - selbst dann nicht, wenn das der Preis dafür wäre, daß Lafayettes Tod gerächt werden kann.“ Das war nämlich, auch wenn ich es bis zu diesem Augenblick nicht einmal mir selbst gegenüber hatte eingestehen mögen, in Wahrheit meine Befürchtung: daß irgendein Knoten sich unversehens lösen, mein Sicherheitsnetz versagen, ich selbst Opfer werden könnte. Mir war in meiner Kindheit etwas widerfahren; etwas, das ich weder hatte kontrollieren noch verhindern können; etwas unglaublich Übles. Fast wäre ich lieber gestorben, als noch einmal einem derartigen Mißbrauch ausgeliefert zu sein. Das war auch der Grund, warum ich mich so heftig gegen Gabe gewehrt hatte und so erleichtert gewesen war, als Godfrey ihn umbrachte.
    „Du vertraust mir also?“ Eric klang erstaunt.
    „Ja.“
    „Das ... das ist meschugge, Sookie!“
    „Nein.“ Woher ich diese Sicherheit nahm, wußte ich selbst nicht zu sagen, aber sie war da. Ich zog mir den hüftlangen Pulli über, den ich mit nach draußen gebracht hatte.
    Nachdenklich schüttelte Eric das blonde Haupt, zog den Trenchcoat fester um sich und öffnete mir die Beifahrertür seiner roten Corvette. Zumindest würde ich todschick bei der Orgie vorfahren.
    Ich erklärte Eric, wie er zum Lake Mimosa fahren sollte. Dann informierte ich ihn, soweit ich das konnte, über die Hintergründe der Ereignisse, die zu meiner Mission an diesem Abend geführt hatten, während wir die schmale zweispurige Landstraße entlang fuhren besser gesagt: flogen. Eric steuerte sein Auto mit Schwung, Elan und der Furchtlosigkeit eines Wesens, das weiß, daß es nicht so leicht totzukriegen ist.
    „Bitte denk daran, daß ich sterblich bin“, bat ich, nachdem wir eine Kurve mit einer solchen Geschwindigkeit genommen hatten, daß ich wünschte, meine Fingernägel wären lang genug, um darauf herumkauen zu können.
    „Daran denke ich oft“, sagte Eric, den Blick unverwandt auf die vor ihm liegende Straße gerichtet.
    Ich wußte nicht,

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