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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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einfach so in den Wäldern des nördlichen Louisiana herumspazierte?
    Vielleicht lebten ja wirklich Feen in unserem Garten. Meine Oma pflegte ein Lied zu singen, in dem das behauptet wurde. Sie hatte es gern gesungen, wenn sie draußen im Garten Wäsche aufhängte.
    „Sookie?“ Bills Stimme klang liebevoll, aber drängend. „Ja?“
    „Du hast konzentriert über irgend etwas nachgedacht.“
    „Ich habe mir Gedanken über die Zukunft gemacht“, antwortete ich ausweichend, „und über den Flug. Du mußt mir noch genau erklären, welche Arrangements getroffen wurden und mir sagen, wann ich am Flughafen sein soll - und was soll ich zum Anziehen einpacken?“
    Über den letzten Punkt dachte Bill nach, während wir in die Einfahrt zu meinem Haus einbogen. Ich wußte, er nahm meine Bitte um Beratung sehr ernst. Das war eine der vielen guten Seiten an Bill.
    „Ehe du packst“, verkündete er und unter dem kühnen Schwung seiner Brauen leuchteten die dunklen Augen ganz ernst, „ehe du packst, müssen wir uns mit etwas anderem befassen.“
    „Womit?“ Ich stand mitten im Schlafzimmer und starrte nachdenklich auf die geöffnete Schranktür, ehe ich überhaupt registriert hatte, das er etwas gesagt hatte.
    „Entspannungstechniken!“ rief Bill.
    Ich fuhr herum, die Hände an den Hüften. „Was zum Teufel meinst du damit?“
    „Das hier!“ In einer klassischen Rhett-Butler-Geste hob er mich mit beiden Armen hoch. Obwohl ich Hosen trug und kein langes, rotes - Gewand? Negligé? -, schaffte er es, daß ich mir so schön, so unvergeßlich vorkam wie Scarlett O'Hara. Bill hatte mit mir als süßer Last in den Armen keine Treppenstufen zu bewältigen; mein Bett stand ganz nahe. An den meisten Abenden ließ sich Bill sehr viel Zeit mit allem, manchmal so viel, daß ich dachte, ich müßte schreien, wenn wir nicht bald zum Punkt kämen - sozusagen. Aber an diesem Tag war sein Tempo beschleunigt. Das mochte an der Vorfreude auf die Reise liegen. Gemeinsam gelangten wir am Ende des Tunnels an, und während wir noch beieinander lagen und die Nachbeben genossen, mit denen ein erfolgreicher Liebesakt sich verabschiedet, fragte ich mich, was die Vampire in Dallas wohl von unserer Beziehung halten mochten.
    Ich war nur einmal in Dallas gewesen. Die Abschlußklasse unserer Oberschule hatte eine Klassenfahrt nach Six Flags unternommen. Ich hatte keine guten Erinnerungen daran. Ich war noch sehr unbeholfen darin gewesen, meinen Kopf gegen die nicht enden wollenden Übertragungen aus den Hirnen anderer Menschen zu schützen. Dann hatte es mich völlig unvorbereitet getroffen, daß meine damalige beste Freundin Marianne plötzlich mit einem Mitschüler namens Dennis zusammenkam und die beiden fürderhin als Pärchen agierten, und ich war noch nie zuvor von zu Hause fortgewesen.
    Diesmal würde das anders sein, wies ich mich streng zurecht. Ich reiste auf Anfrage der Vampire von Dallas - ganz schön glamourös, oder? Ich wurde gebraucht, weil ich über einmalige Fähigkeiten verfügte. Ich sollte mich wirklich darauf konzentrieren, meine Fähigkeit nicht länger als Behinderung zu sehen! Ich hatte gelernt, kontrolliert mit der Telepathie umzugehen. Zumindest handhabte ich mein Talent weitaus präziser und vorhersehbarer als früher. Ich würde meinen Mann dabeihaben. Niemand würde mich im Stich lassen.
    Trotzdem muß ich zugeben, daß ich, ehe ich einschlief, noch ein paar Tränen vergoß, weil für mich damals als Teenager alles so maßlos traurig gewesen war.

       Kapitel 4
    In Dallas war es heißer als im Vorhof zur Hölle; das galt besonders für den Asphaltbelag des Flughafens. Unser kurzer, schöner Herbst hatte einen Rückfall in den Sommer erlitten. Glühend heiße Windstöße schienen alle Gerüche und Geräusche des Flughafens Dallas-Fort Worth zusammentragen zu wollen, all die Abgase der Flugzeuge und Maschinen, den Gestank des Treibstoffs, den Lärm beim Laden und Entladen von Lasten, um sich dann am Fuß der Laderampe zu sammeln, an der das Flugzeug, auf das ich gewartet hatte, stand. Ich war mit einer normalen Maschine geflogen; Bill hatte man gesondert verfrachten müssen.
    Als der Priester sich neben mich stellte, fächelte ich mir gerade mit der Kostümjacke Luft zu, in der Hoffnung, so für halbwegs trockene Achselhöhlen sorgen zu können.
    Anfangs hatte ich nichts dagegen, von ihm angesprochen zu werden; sein klerikaler Hemdkragen flößte mir Respekt ein. Aber eigentlich wollte ich mich mit niemandem

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