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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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erleichtert. Ich zupfte an der Jacke meines grauen Kostüms, froh, frischen Lippenstift aufgetragen zu haben, ehe mein Flugzeug in Dallas gelandet war. Dann sah ich nachdenklich in die Richtung, in die der Priester entschwunden war. „Das war ja nun wirklich mehr als merkwürdig!“ meinte ich und steckte das Pfefferspray zurück in die Handtasche.
    „Sookie!“ begrüßte mich Bill besorgt. „Ist alles in Ordnung?“ Er bückte sich, um mir einen Kuß zu geben, wobei er das ehrfürchtige Flüstern einfach nicht beachtete, mit dem die Männer, die das neben dem Flieger der Anubis Air geparkte Charterflugzeug entluden, seinen Auftritt kommentierten. Die Welt als solche hatte zwar bereits zwei Jahre zuvor erfahren, daß Vampire mitnichten nur in Legenden und Horrorfilmen vorkamen, sondern seit Jahrhunderten mitten unter uns lebten, aber dennoch gab es genügend Menschen, die noch nie einen leibhaftigen Vampir zu Gesicht bekommen hatten.
    Bill ignorierte sie. Er ist ziemlich gut darin, Sachen nicht zu beachten, die er seiner Meinung nach nicht beachten muß.
    „Mir ist nichts passiert“, antwortete ich immer noch ein wenig benommen. „Ich verstehe nur nicht, warum der Mann versucht hat, mich wegzuschleppen.“
    „Kann es sein, daß er unsere Beziehung mißverstanden hat?“
    „Das glaube ich nicht. Ich glaube, er wußte genau, daß ich hier auf dich warte und wollte mich wegschaffen, ehe du wach wurdest.“
    „Darüber werden wir nachdenken müssen“, erklärte Bill, der es wie kein anderer versteht, Dinge herunterzuspielen. „Abgesehen von diesem bizarren Zwischenfall - wie ist dein Abend sonst verlaufen?“
    „Der Flug war soweit in Ordnung“, sagte ich, bemüht, nicht schmollend die Unterlippe vorzuschieben.
    „Was heißt 'soweit in Ordnung' ? Sind irgendwelche widrigen Umstände aufgetreten?“ fragte Bill eine Spur zu trocken. Es war ihm nicht entgangen, daß ich mich ein ganz klein wenig schlecht behandelt fühlte.
    „Da ich noch nie zuvor geflogen bin, könnte ich nicht sagen, was bei einer Flugreise als normal gilt“, erwiderte ich säuerlich. „Ich glaube, alles lief normal - bis dann dieser angebliche Priester auftauchte.“ Bill zog in dieser überheblichen Art, die er so exzellent beherrscht, eine Braue hoch - das sollte ich ihm genauer erklären. „Ich glaube nicht, daß der Mann ein richtiger Priester war. Warum war er hier am Flughafen? Warum ist er herübergekommen, um mit mir zu reden? Er hat die ganze Zeit nur darauf gewartet, daß keiner der Leute, die in und am Flugzeug arbeiteten, hier herübersah.“
    „Darüber sollten wir uns lieber nicht hier in der Öffentlichkeit unterhalten“, sagte mein Vampir und warf einen Blick auf die vielen Männer und Frauen, die sich inzwischen um das Flugzeug versammelt hatten, um zu sehen, was eigentlich los war. „Wir reden darüber, wenn wir allein sind.“ Dann ging Bill hinüber zu den Angestellten von Anubis, um diese leise, aber heftig zu tadeln, weil sie mir, als ich schrie, nicht zur Hilfe geeilt waren. Zumindest ging ich davon aus, daß Bills Unterhaltung mit den Anubis-Leuten sich um dieses Thema drehte: Die betroffenen Männer wurden jedenfalls alle schneeweiß und fingen wohl auch an zu stottern. Dann kam Bill zurück. Er legte mir den Arm um die Taille, und wir machten uns gemächlich auf den Weg hinüber zum Terminal.
    „Den Sarg schicken Sie bitte an die Adresse auf dem Deckel“, rief Bill im Gehen über die Schulter zurück. „Ins Silent Shore Hotel.“ Das Silent Shore hatte als einziges Hotel in der Innenstadt von Dallas die umfangreichen Um- und Ausbauten vornehmen lassen, die notwendig waren, wollte man neben normalen Besuchern auch Vampire beherbergen. Noch dazu gehörte das Silent Shore zu den großen alten Hotels in Dallas - das zumindest behaupteten seine Betreiber in ihrer Werbebroschüre. Nicht, daß ich vor meiner Reise mit Bill je im Zentrum von Dallas gewesen wäre oder eins der großen alten Hotels dort zu Gesicht bekommen hätte.
    Am Fuß einer Treppe in einem schäbigen, schmalen Treppenaufgang, der zum eigentlichen Flughafengelände führte, blieben wir stehen, und Bill bat mich, ihm den Vorfall mit dem Priester ausführlich zu schildern. Ich kam seiner Bitte nach und beschrieb den merkwürdigen kleinen Zwischenfall an der Laderampe in allen Einzelheiten, wobei ich die ganze Zeit zu ihm aufsah. Der Ärmste war kreidebleich, und ich ahnte, wie hungrig er war. Seine Brauen wirkten fast schwarz auf der bleichen

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