Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
paar warmgestellt.“
    „Ja bitte. Eine Flasche Null positiv.“
    Meine Blutgruppe - wie süß! Ich warf Bill ein strahlendes Lächeln zu. Nicht mein gewöhnliches, ängstliches Lächeln, sondern ein echtes, das von Herzen kam. Ganz gleich, wie viele Probleme wir als Paar auch haben mochten, ich konnte mich glücklich schätzen, Bill an meiner Seite zu haben. Kaum zu glauben, daß ich einen anderen geküßt hatte, und ich verbannte den Gedanken daran sofort wieder aus meinem Kopf.
    Bill lächelte zurück; kein ganz beruhigender Anblick, denn er freute sich sehr, mich zu sehen. „Wie bald kannst du hier weg?“ wollte er wissen, wobei er sich näher zu mir herunterbeugte.
    Ich sah auf die Uhr. „In etwa einer halben Stunde“, konnte ich versprechen.
    „Ich warte auf dich.“ Bill setzte sich an den Tisch, den Portia geräumt hatte, und ich brachte ihm tout de suite sein Blut.
    Kevin kam herangetrabt, um ein wenig mit meinem Freund zu plaudern. Das endete damit, daß sich der Polizist zu Bill an den Tisch setzte. Ich kam nur zweimal nahe genug an den beiden vorbei, um Bruchstücke der Unterhaltung aufschnappen zu können. Sie unterhielten sich darüber, welche Verbrechen in unserer kleinen Stadt verübt wurden; sie sprachen über die Benzinpreise und darüber, wer die nächste Sheriffwahl gewinnen würde. Sie sprachen über ganz normale Dinge! Ich platzte fast vor Stolz. Als Bill angefangen hatte, ins Merlottes zu kommen, war die Atmosphäre jedesmal ziemlich angespannt gewesen. Nun kamen und gingen die Gäste ungezwungen, wenn er im Lokal war. Sie begrüßten Bill und plauderten mit ihm oder nickten ihm nur beiläufig zu, aber sie machten weder so noch so eine große Sache daraus, wenn er anwesend war. Vampire hatten sich mit so vielen legalen Problemen herumzuschlagen, da war es wirklich nicht notwendig, daß sich auch noch soziale Probleme dazugesellten.
    Bill schien ziemlich aufgekratzt, als er mich in dieser Nacht nach Hause fuhr. Ich konnte mir nicht erklären, woran das liegen mochte - aber dann wurde mir mit einem Mal klar, daß er sich auf den Besuch in Dallas freute.
    „Hat dich das Reisefieber gepackt?“ fragte ich. Bills plötzliche Wanderlust machte mich neugierig, gefiel mir gleichzeitig aber nicht besonders.
    „Jahrelang war ich nur auf Reisen“, erklärte er. „Die letzten Monate in Bon Temps waren wunderbar“ - mit diesen Worten griff er nach meiner Hand -, „aber natürlich besuche ich gern meinesgleichen, und die Vampire in Shreveport haben zuviel Macht über mich. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, kann ich nicht entspannen.“
    „Als ihr Vampire noch nicht legal und öffentlich lebtet, wart ihr da auch schon so straff organisiert?“ Im allgemeinen bemühte ich mich, über die gesellschaftlichen Strukturen der Vampire keine Fragen zu stellen, denn ich war mir nie sicher, wie Bill auf solche Fragen reagieren würde. In diesem Fall überwog meine Neugierde.
    „Nicht wie jetzt“, antwortete er ausweichend, woraufhin ich seufzte. Eine bessere Antwort würde ich nicht erhalten, das war klar. Der Herr der Geheimnisse! Immer noch achteten die Vampire darauf, bestimmte Grenzen zu ziehen und zu wahren. So durfte kein Arzt sie untersuchen, und man durfte von keinem Vampir erwarten, daß er sich den Streitkräften anschloß. Diese rechtlichen Zugeständnisse hatten ihren Preis gehabt: Die Amerikaner hatten verlangt, daß sämtliche Vampire, die als Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger gearbeitet hatten (und das waren nicht gerade wenige), ihr Stethoskop an den Nagel hängten. Das Mißtrauen gegenüber bluttrinkenden Beschäftigten im Gesundheitswesen war eben immer noch erheblich, und das, obwohl, soweit die Menschen das offizielle wußten, Vampirismus offiziell als extreme allergische Reaktion auf eine Kombination aus einer Vielzahl von Dingen dargestellt wurde, zu denen unter anderem auch Knoblauch und Sonnenlicht gehörten.
    Auch ich war Mensch - obschon zugegebenermaßen ein ziemlich merkwürdiger -, auch ich hatte die offizielle Version oft gehört und lange geglaubt; ich war unvergleichlich glücklicher gewesen, als ich noch hatte annehmen dürfen, Bill litte unter einer von medizinischen Lehrbüchern genau definierten Krankheit. Nun aber hatte ich erfahren müssen, daß viele Wesen, die wir sicher im Bereich der Mythen und Legenden wägen, die unangenehme Angewohnheit besitzen, unerwartet real zu werden. Nehmen Sie nur die Mänade! Wer hätte geglaubt, daß eine uralte griechische Legende

Weitere Kostenlose Bücher