Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Haupthaupt natürlich nicht bieten lassen. »Wahrmut sagte einmal zu den Meermenschen: Taucht auf und redet.«
»Sie taten es und wandelten fortan unter den anderen Menschen und wurden glücklich«, ergänzte Inkmuht pflichtbewusst. »Es ist nämlich so«, kam er endlich zur Sache, »dass ich eine Reise unternehmen werde.«
»Eine Reise?«
»Richtig. Der Hauptherrvater, möge der Herr in ihm sein für immer, hat mich eingeladen, nach Etria zu kommen.«
Misstrauisch sah Magmus zu seinem Freund hinüber. »Wie kommt es dazu?«
»Es gibt eine Prozession«, sagte Inkmuht.
»Ich hörte davon«, murmelte Haupthaupt Magmus.
»Es wird eine großartige Prozession, die das ganze Land in Freudentaumel stürzen wird. Zumindest im Zweiflussdelta.«
»Was hat unser Hauptherrvater denn nur vor? Es muss ja eine wundervolle Idee sein. Etwa eine Massenverbrennung?«
»Nein, nein«, lachte Inkmuht, konzentrierte sich und hustete schrill. »Die Prozession geht bis hinein nach Amaui! In die zweifarbige Stadt, kannst du dir das vorstellen?«
Das konnte Magmus in der Tat. Wenn der Hauptherrvater eine Graue Prozession in die von Lila und Grau gleichermaßen beherrschte Hafenstadt Amaui veranstaltete, bedeutete das jede Menge Ärger.
»Der ganze Weg wird mit grauen Wimpeln geschmückt sein, es wird ein wundervoller Anblick, und die lila Falschdenker werden sich vor Augenschmerz krümmen.«
»Ein verlockender Gedanke«, musste Magmus zugeben, aber gleichzeitig war er froh, nicht vor Ort zu weilen, wenn die Lilanen ihren ersten Schreck verdaut hatten und zum Gegenangriff übergingen. »Es ist eine weite Strecke von Etria nach Amaui.«
Inkmuht nickte eifrig. »Deshalb habe ich die Ehre, beim Aufhängen der unzähligen grauen Wimpel mitzuhelfen.«
»Aha«, machte Magmus, bemüht, sich ein Grinsen zu verkneifen. Das war es also, warum der Hauptherrvater einen wie Inkmuht in der Hauptstadt benötigte. Irgendjemand musste die vielen Wimpel aufhängen. Und zwar, so wie Magmus die Lilanen kannte, mehrmals.
»Nun, Haupt Inkmuht, das ist natürlich eine große, heilige Ehre für dich, und ich bin sicher, dass der Herr dich erleuchten und dass der Hauptherrvater dir dankbar sein wird. Auch wir, hier daheim, werden mit unseren Gedanken bei dir sein. Am Bedanktag werden wir dich in unsere Andacht einschließen.« Schaden konnte das jedenfalls nicht – wer wusste schon, wie die Lilanen auf den Affront reagieren würden.
Begeistert nickte Inkmuht. »Es ist mir eine Ehre, die so groß ist wie die ganze Welt«, erklärte er inbrünstig. »Der Herr sei ganz groß in uns allen.«
Daraufhin nahm sich Magmus erstmal eine besonders herbe Dibbelnase.
Es klopfte, und ohne die Antwort abzuwarten, ging die Tür auf. Herein kroch ein schmuddeliger grauer Umhang, aus dem ein fettes, dümmliches Grinsen zwischen verklebten Haarsträhnen hervorschaute.
»Ah, Kluwen«, sagte Argut Magmus.
»Uh, Herr.«
Magmus wandte sich an Inkmuht und nahm noch eine Nase. »Haupt Kluwen ist diese Woche mein Bote. Er büßt dafür, dass er eines abends von dem schönen Haupt Ina Inse geträumt hat. Es war wohl ein ziemlich, nun ... aufregender Traum.«
»Er büßt, indem er kriecht?«
»Richtig. Fromm, nicht?«
»Sehr fromm. Ina Inse ist ein wirklich schönes Haupt des Herrn«, sinnierte Inkmuht.
»Uh, Tark, Herr, ... Herr Tark schickt mich.«
»Wirklich? Was sagt er?«
»Uh, Herr, hm, uh, muss nachdenken ... uh ja, er sagt, uh, ein Bauer kam und will Buße. Uh, tun, Buße tun.«
»Ach tatsächlich? Wo denn?«
Kluwen dachte angestrengt nach, indem er den Boden vor seiner Nase scharf musterte.
»Im Altarraum?«, half Magmus nach, während Inkmuht das Ganze grinsend beobachtete und an einer Dibbelnase leckte.
Kluwen schüttelte den Kopf.
»Im ... Kerker?«
Wieder Kopfschütteln.
»Uh, Herr, draußen im Hof.«
»Ach so, auf dem Scheiterhaufen. Aber eigentlich ist doch gar kein Bedanktag. Naja, egal. Sag ihm, dass ich gleich herunter komme.«
»Uh Herr. Kluwen auch, schön warm Feuer, kalt heute.«
Surmi
Ich tauchte unter den Boden des Meeres und sah, was früher geschah. Ich tauchte auf und hoffte, dass es ein Traum war.
Wahrmuts Wahre Worte
3. Buch, 3. Kapitel
Wer sich langweilt, trinkt viel und redet viel Unsinn und merkt meist nicht, dass die anderen auch Unsinn reden. Oder umkgekehrt. Daher stimmte Jakeed Om Setta eines Nachts vor langer Zeit zu, als seine Kameraden ihm vorschlugen, am folgenden Abend im verfallenen Kartoffelhof in
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