Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
hundert Meter flussabwärts gab es keine Ratten und keinen Jaucheregen mehr, und das kalte Wasser hatte zumindest einen Teil des Gestanks weggewaschen. Jakeed kniete mit ein paar anderen nackt am Fluss und wusch verzweifelt und erfolglos seine Kleidung.
Als sie gemeinsam in der Nacht froren und ihren Schock langsam verdauten, waren sie alle so grau, wie sie nackt waren. Niemand fragte danach, wie es zu dem unnatürlichen Jaucheregen hatte kommen können. Aber wer ihn verursacht hatte, stand fest.
»Die niederträchtigen und zynischen Lilanen haben unsere friedfertige Glaubensgemeinschaft auf dreckigste Weise beleidigt. Ihre Frömmigkeit ist nur vorgeschoben, in Wirklichkeit sind sie ekelhafte Bestien, die Schmutz, Krankheit und Tod über die Menschen bringen.« Das sagte Haupthaupt Ogo Lowe, und er sprach mit einer Inbrunst, der sich keiner entziehen konnte. Er fuhr fort: »Und daher ist es unsere heilige Pflicht, sie zu züchtigen, wo wir sie treffen, und auf den rechten Weg zu bringen, und für ihr Tun zu bestrafen, und das ohne Gnade. Unsere Großen Häupter werden in ihrer Weisheit einen Weg finden, den lila Bestien angemessen zu begegnen, und wir werden unsere Aufgaben erfüllen und sie vernichten, wenn sie nicht den rechten Weg erkennen – den grauen !«
Von diesem Moment an war Jakeed ein Grauer. Und er war verdammt schlecht auf Ratten zu sprechen.
Wahrmut: Überbringer der WORTE, erster Bewohner →Zweilands, Prophet des →Schöpfers, also seiner selbst. Er ist die Liebe, das Leben und das Blut.
Aus Hutrolfs Enzyklopädie »Wichtigstes über Zweiland«
Wenn wir schon dabei sind, in der Vergangenheit zu wühlen ...
Erdbeeren. Armia liebte Erdbeeren. »Was für ein Zufall«, mampfte sie und wackelte mit den nackten Zehen.
Sie saß auf einem Felsen am Nascha-Fluss und badete ihre schmerzenden Füße im kalten Wasser.
Neben ihr saß ein Mann namens Surmi und schob ihr eine Erdbeere nach der anderen in den Mund.
»Ja«, grinste Surmi. »Ich habe viel zu viele Erdbeeren gesammelt, und während ich noch überlege, was ich damit mache ... taucht eine müde und hungrige Wanderin auf und leistet mir Gesellschaft.«
Armia betrachtete Surmi. Er schien ein Abenteurer zu sein wie sie selbst: Bequeme, etwas schmutzige Klamotten, das Gesicht eines Menschen, der mehr gesehen hat als andere und die muskulösen Arme eines Mannes, der sich gegen mindestens drei Schrattler gleichzeitig zur Wehr setzen konnte.
Anders gesagt: »Ein Mann nach meinem Geschmack. Dass es sowas überhaupt gibt!«
Surmi lächelte sie an, dann konzentrierte er sich darauf, Armias Füße beim Umrühren des Flusswassers zu beobachten.
Sie vermutete, dass er nichts dagegen hätte, wenn er ihren ganzen Körper so betrachten könnte. Sie legte ihre Jacke ab, dann ihr Hemd. Surmi sah ihr dabei wortlos zu. Hinter seiner Stirn schien es hart zu arbeiten.
Als Armia nackt auf dem Felsen saß, warf sie dem kleinen Haufen Erdbeeren einen sehnsüchtigen Blick zu. Surmi verstand. Mit leicht zitternden Fingern ergriff er eine Frucht und schob sie Armia zwischen die Lippen. Aber die ließ die Erdbeere fallen. Die überreife Frucht rollte ihre Vorderseite hinunter und hinterließ eine feuchte, rote Spur, bis sie im Schoß der Abenteurerin liegen blieb.
»Ups«, sagte Armia.
Surmi betrachtete die Erdbeere und machte ein verkniffenes Gesicht. »Ich habe vor, meine Partnerin nicht zu betrügen«, sagte er. »Sie bedeutet mir zu viel, als dass ich ihr das antun könnte.«
»Oh«, machte Armia und versteifte sich. »Natürlich.«
»Ich ...«
»Schon gut.« Armia griff neben sich und zog eilig ihr Hemd wieder an. »Ich verstehe dich. Ich ...«
»Nun ... ja. Ich ... ich kann dir nicht meinen Körper geben, aber etwas anderes vielleicht.«
»Mehr Erdbeeren«, lachte Armia.
Surmi lachte mit ihr. »Nein, die meine ich nicht. Du ... treibst dich sicher gerne in alten Bergwerken herum, oder?«
»Kommt drauf an.«
»Vermutlich«, grinste Surmi. »Vermutlich ziehst du es vor, wenn die Bergwerke nicht nur stillgelegt sind, sondern auch von ein paar Schrattlern bewohnt werden.«
Etwas kribbelte in Armias Unterleib. Der Mann gefiel ihr immer besser. Wie schade, dass er vergeben war. »Je mehr Schrattler, desto mehr kann ich in zwei Hälften teilen.«
»Es gibt da eine alte Kupfermine, die in einem einsamen Seitental des Flusses liegt ...«
»Red weiter.«
»Ein paar Minenschrattler haben sich da eingenistet. Groß ist der Schatz nicht, den sie
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