Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
Vom Netzwerk:
nun ja ...« Der Zauberer sah Jakeed an, als erwarte er Mitleid. Er strich sich über die grauen Haare. »Nun, ich bin nicht mehr der Jüngste«, begann er eine  Rechtfertigung, »und meine Frau konnte mich nicht mehr ertragen. Aber man wird ja mal fragen dürfen ... sie hat sogar abgelehnt, mich beim ersten Namen zu nennen. Vermutlich hat sie ihre Augen auf einen anderen geworfen.«
    »Du bist wirklich alt, Madalak.«
    »Ich dachte immer, Frauen mögen ältere Männer.«
    »Frauen mögen keine Zauberer. Sie haben Angst, dass ihre Gefühle nur herbeigewünscht sind.«
    Madalak kraulte seinen Bart. »Du hattest sicher auch einmal eine Frau.«
    »In der Tat«, machte Jakeed. Ihm gefiel dieses Gespräch ganz und gar nicht. »Wann fangen wir damit an, die Kalender zu verteilen?«, begann er ein neues Thema.
    »Sofort«, sagte Madalak. »Wir fliegen in den nächsten Ort. Es ist noch früher Abend. Morgen ist Markttag, da geht es dann richtig los.«
    Bikka kam hinzu und stapelte weitere Kalender neben dem Himmelbett, auf dessen Kante Madalak saß. »Und wie stellst du dir das vor? Wir landen einfach mit dem Bett vor einem Gasthaus, marschieren hinein und verschenken die Kalender?«
    »Ungefähr so«, lachte Madalak, »nein, genau so habe ich es mir vorgestellt.«
    Bikka schüttelte den Kopf.
    Madalak zeigte auf Jakeed. »Zieh dir deine Schuhe an, es geht los!«
     
     

Beert
     
Im Dorf wohnte eine gar hübsche Maid. Ich fragte sie, ob sie mir erlaube, ihr beizuwohnen. Sie sagte: Aber du bist mein Schöpfer, das geht doch nicht.
Wahrmuts Wahre Worte
2. Buch, 4. Kapitel
 
    Wie jeden Abend hockte Kunwi Beert auf dem dunkelbraunen, wackligen Holzstuhl im Grauen Köter und trank einen Becher Teeschnaps. Neben ihm saß die bunt bemalte Holzfigur der Heiligen Hellen Patra, die vor ein paar hundert Jahren das Angesicht des Schöpfers gesehen hatte. Daraufhin hatte sie die Lila Burg von Emklu gegründet, wofür der Herr sich wiederum mit einem Wunder bedankt hatte: Im nächsten Frühling wuchsen überall im Dorf Lilablüten.  
    Kunwi prostete der Heiligen zu und nahm einen Schluck. Dann streichelte er die Holzfigur sanft. »Möge mein Funke nie verglühen«, murmelte er zweideutig.
    Emklu lag in einem zutiefst lilanen Gebiet. Nicht nur der allgegenwärtige Flieder, sondern auch die lila gewandeten Gäste im Grauen Köter ließen daran keinen Zweifel aufkommen. Die Vertreter der Kirche waren präsent, wo die Menschen waren: Im Gasthaus. Wenn sie genug getrunken hatten, kletterten sie auch mal auf einen Tisch und hielten spontan eine Predigt.
    »Möge. Jedes Sandkorn leuchte auf ewig«, grüßte Polle Gunfig und setzte sich an Kunwis Tisch.
    »Ja, du auch«, entgegnete der andere.
    Gunfig war Bäcker, recht groß und unerschrocken. An den meisten Schlägereien im Dort beteiligte er sich, wenngleich er sie nie anfing. Behauptete er zumindest. Der Bäcker kraulte seinen Bart und ließ seine Augen umher huschen. »Ganz schön nasskalt heute«, sagte er. »Graues Wetter.«
    Kunwi war ein paar Jahre jünger als Gunfig. Seit seine Geliebte vor einigen Wochen auf dem Scheiterhaufen gelandet war, weil sie eine tiefgraue Seele besaß, die in den Flammen gereinigt werden musste, legte er ein gesundes Misstrauen an den Tag und hatte es zum Prinzip erhoben, keine Sätze mit belastbarem Inhalt von sich zu geben. Wer wusste schon, ob nicht auch Gunfigs Bäckerseele neuerdings einige graue Flecken aufwies. »Wenn du es sagst«, antwortete er einfach.
    Ein kleiner Junge stürmte in die Gaststube. Es war Enzi, ein Waisenkind. Seine Eltern waren vor einigen Monaten dem dunkelgrauen Irrglauben verfallen. Sie hatten sich beide für den Tod entschieden, statt ihre Seelen auf dem Scheiterhaufen reinigen zu lassen. »Ein Bett, ein fliegendes Bett!«, rief der verlotterte Junge und hüpfte wild herum.
    »Genau, ab ins Bett. Gute Nacht, möge dein Funke ...«, begann der Gastwirt, wurde aber unterbrochen.
    »Ein fliegendes Bett! Es fliegt!«
    »Das sagtest du bereits. Schlaf gut.«
    Gunfig wurde aufmerksam. »Ein fliegendes Bett, sagst du? Ist das graue Zauberei?«
    Der Junge schüttelte so heftig den Kopf, dass er seine Jacke verlor. Dann überlegte er kurz, quiekte und sprang unter eine Bank.
    Die Tür ging auf. Zwei Männer, einer alt, einer jung, traten ein, gefolgt von einer langhaarigen Frau. Alle trugen große Papierstapel.
    »Wirt, ich spendiere eine Runde für alle! Wir kommen mit Geschenken!« Neisetsch Madalak wartete einen Atemzug lang

Weitere Kostenlose Bücher