Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
können statt dieses Kampfbesens ?«, keifte Bikka. »Aber nein, mich lässt er hier zurück mit dem Kerl, der die ganze Idee hatte.« Sie schob sich rosa Teeblätter in den Mund und kaute energisch darauf herum.
»I woas net...«
»Und dieser wandelnden Fremdsprache«, ergänzte Bikka.
Jakeed Om Setta hockte zerknirscht auf einer Kiste mit Rhabarberweinflaschen. »Und du hast wirklich nicht gehört, wann die aufgebrochen sind?«
»I sog doch, I hob nen so tiafen Schlof ... da könnt da Welt egsplodiere.«
»Das fehlt gerade noch«, murmelte Bikka und trampelte auf etwas herum, das ihr gerade in die Quere kam.
»Vielleicht sind sie nur kurz weg, um Papier zu besorgen.«
»Das hätte auch Zeit bis heute früh gehabt, oder sie hätten uns wecken können. Weißt du, was komisch ist?«
»Was?«, fragte Jakeed.
»Ich hätte gedacht, dass du als erster abhaust«, versetzte Bikka.
Jakeed blieb die Spucke weg. Er musste schlucken, bevor er entgegnen konnte: »Warum traust du mir nicht?«
Bikka wich seinem Blick nicht aus. »Du bist ein Grauer.«
»Ach komm, das ist doch vollkommen egal. Wir sind jetzt alle weder lila noch grau, wir haben gar keine Farbe, nur ein gemeinsames Ziel.«
»Tatsächlich?« Bikka sah Wanzl nach, der murmelnd zum Höhlenausgang schlufte.
»Es wäre einfacher, wenn wir einander so lange vertrauen würden, bis sich das als Fehler erweist.«
»Das könnte ein wenig zu lange sein.«
Er ging nicht darauf ein. »Es wäre einfacher, weil wir jetzt allein hier sind. Na ja, mit Wanzl.«
»Was soll das heißen?«
»Wenn wir doch bloß ein Fahrzeug hätten.«
Bikka sah zweifelnd herüber. »Das klingt, als wolltest du immer noch weitermachen.«
»Natürlich. Wir brauchen das Dokument nicht. Armia hat es sicher mitgenommen, und ...«
»Hat sie nicht«, schnappte Bikka.
»Hat sie nicht?«
»Nein«, sagte Bikka tonlos und zeigte auf eine Ecke. Das zusammengerollte Pergament mit Wahrmuts Verlorenem Kapitel lag noch, wo sie es zuletzt gesehen hatten.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Jakeed.
Bikka ging hinüber und entrollte das Dokument. Sie wirkte fast ehrfürchtig, während sie es las. »Wusstest du, dass Wahrmut mit Tieren sprechen konnte?«
»Nein«, entgegnete Jakeed wahrheitsgemäß. »Aber es wundert mich nicht. Er konnte vermutlich ziemlich viele Dinge.«
»Ich kenne mich nicht gut damit aus, aber wenn ich das hier lese ... habe ich den Eindruck, Wahrmut will uns damit etwas sagen. Und zwar jetzt gerade, in diesem Moment.«
Om Setta runzelte die Stirn und wartete darauf, dass Bikka fortfuhr.
»Hier steht: Wir hatten nun genug Pläne gemacht und dank unserer langen Gespräche für alle Probleme die einfachsten Lösungen gefunden. Er zieht einfache Antworten vor, und ich glaube, er meint, dass es meist die einfachen Antworten sind, die sich als richtig erweisen.«
»Und in diesem Fall wäre die mit Abstand einfachste Antwort ...«
»... dass Madalak und Pilx eine Idee hatten, woher sie anderes Papier bekommen. Und die Nachricht, die sie uns hinterlassen haben, ist zerfallen.« Damit wies sie auf ein paar staubige Papierfetzen auf dem Tisch.
»Das nennst du eine einfache Antwort?«, zweifelte Jakeed. Er hatte an etwas anderes gedacht: Madalak hatte beschlossen, Pilx an die Grauen auszuliefern, aber das Dokument in der Eile vergessen.
Nun, zugegeben: Das war auch keine naheliegende Erklärung.
Vielleicht hatte Wahrmut doch etwas anderes gemeint.
Bikka kauerte sich in der Nähe des Feuers auf den Boden. Jakeed überlegte verzweifelt, ob er sich ihr nähern konnte, ohne dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen. »Was soll's«, murmelte er und setzte sich neben Bikka.
»Was hast du gesagt?«, fragte sie.
Nun, bis hierher hatte er schonmal überlebt. »Sie kommen wieder«, sagte er.
Bikka sah ihn von der Seite an. Ihre grünen Augen, in denen Reflexe der Flammen spielten, blickten in ihn hinein. Tiefer, als ihm lieb war, denn sie fragte plötzlich: »Es gibt einiges, das ich nicht über dich weiß, oder?«
»Ja, zum Beispiel, warum ich drei Namen habe.« Er hielt ihrem Blick stand. Er hatte sich fest vorgenommen, ihr Vertrauen zu erwerben. »Wir haben doch alle eine Vergangenheit, oder? Meine umfasst knapp dreißig Jahre.«
»Und meine dreißig Morde.«
Jakeed schluckte.
»Jetzt weißt du es«, sagte Bikka und stand auf. »Ich bin keine Agentin, ich bin eine Meuchelmörderin.«
Liebend gern hätte Jakeed über diese Eröffnung länger nachgedacht. Aber plötzlich hörte
Weitere Kostenlose Bücher