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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Frühstück zu konzentrieren.
    Mit Frauen hatte man sowieso nur Ärger. Er befingerte den Talisman, den er an einer dünnen Lederschnur um den Hals trug – das heißt: er wollte es tun, aber der Talisman war nicht mehr da. Geklaut von den Lilanen. Damals, vor der Verbrennung.
    In dem winzigen Anhänger hatte sich eine Haarlocke von Akonanda befunden. Vermutlich war es ganz gut, dass Jakeed auf diese Weise der letzte physische Beweis für dieses lange zurück liegende Unglück abhanden gekommen war. Sagte man nicht, dass eine neue Liebe keinen Platz im Magen hat, solange die alte noch nicht verdaut ist?
    Ersatzweise tastete Jakeed nach dem Stoffbündel in seiner Hosentasche. Wo dieses sich befand, war er zuhause. Bis auf weiteres trug er dieses Symbol immer bei sich.
    Er fühlte sich plötzlich nicht so recht wohl. Er fragte sich, ob die Kälte hier oben im Berg seinem Körper zu schaffen machte. Sein Kopf fühlte sich an, als trüge er allein die Felsen, die Verantwortung und die Angst vor dem Scheitern der Allianz des Wahren Kalenders.
    Eine Weile später verkroch sich Jakeed unter ein paar Decken. Bikka fand ihn so vor, schüttelte den Kopf und kam wenig später mit einer dampfenden Tasse zurück.
    »Trink das«, befahl sie.
    »Was ist das?«, fragte Jakeed.
    »Tödliches Gift, das deinen Körper in wenigen Augenblicken in einen untoten Schrattler verwandelt.«
    »Gut«, sagte Jakeed und versuchte ein Grinsen. Er nahm die Tasse und trank. Das Gebräu schmeckte nach Milch und Honig und etwas anderem und verbrannte seine Zunge. Dankbar gab Jakeed der Hexe die leere Tasse zurück.
    »Und jetzt schläfst du erstmal.« Bikkas Stimme erstickte jeden Widerspruch. »Und hör auf«, fuhr sie beim Hinausgehen fort, »mich so anzusehen.«
    Während Jakeed überlegte, was sie damit gemeint haben könnte, schlief er ein.
     
    Armia Pilx lief nervös den Gang auf und ab.
»Was hat sie denn?«, fragte Jakeed leise Madalak. 
    »Vermutlich leidet sie unter Entzug«, grinste der.
    »Entzug?«
    »Ja, sicher. Sie hat schon seit drei Tagen keine Monster mehr aufgeschlitzt.«
    Jakeed hatte den Eindruck, ausschließlich von Leuten mit mehr oder weniger großen Dachschäden umgeben zu sein.
    »Es geht los«, sagte Bikka.
    Wanzl setzte sich in Bewegung, drückte an einem Hebel, drehte an einer Kurbel. Die Druckmaschine, die wie ein willkürlich zusammengesetzter Haufen aus Holz und Metall aussah, knarrte und schabte. Der Mann, der dieses Gerät beherrschte, als wäre es nur ein zusätzliches Körperteil, schraubte nun in entgegengesetzter Richtung an der Kurbel, bediente einen anderen Hebel und trat beiseite, so dass alle das bedruckte Papier in Augenschein nehmen konnten. Deutlich waren die Kalenderfelder zu erkennen, nummeriert und mit Symbolen für die Tage versehen. Der Schlaftag hatte natürlich ein Bett. Im unteren Drittel prangte das lustige Bild von den schweineähnlichen Geistlichen, die sich im Schlamm suhlten. Wenn man genauer hinsah, erkannte man, dass es sich nicht um Schlamm, sondern um Piesel-Münzen handelte.
    Alle Blicke waren auf das Blatt gerichtet. Keiner sprach, alle hielten Ausschau nach dem geringsten Hinweis auf einen beginnenden Zerfall.
    Aber der blieb aus.
    »Gute Arbeit, Herr Graf«, sagte Madalak.
    »Fag, daff if eure Rettung bin.«
    »Du bist unsere Rettung, Graf Zahnmaus«, lachte Bikka und stupste die Fledermaus leicht an. Alle lachten, nur der Graf flatterte mit einem »Fon gut« zurück zu seinem Papierstapel, um ihn zu entsegnen.
     
    An diesem Tag druckten sie so viele Kalender, wie sie konnten. Jeder bestand aus elf Blättern: Zehn für die Monate und ein Titelblatt, auf dem in großen Buchstaben stand: »Der neue Kalender. Jetzt mit allen Tagen!« Auf der Rückseite des Titelblatts prangten Wahrmuts Verlorene Und Wiedergefundene Worte: Das Dritte Kapitel. Wanzl hatte darauf bestanden, sie mit schwungvollen Schnörkeln einzurahmen. 
    Neisetsch Madalak schüttelte lächelnd den Kopf und legte das Exemplar beiseite, das er in Augenschein genommen hatte. Er drehte sich zu Jakeed um und sagte: »Habt ihr es eigentlich getan, du und Bikka?«
    Jakeed überlegte, ob es Sinn hatte, sich über diese Frage aufzuregen. Er entschied, dass er es mal mit Ehrlichkeit versuchen könnte. »Geht dich nichts an«, entgegnete er einfach.
    »Ich bin bei Armia auch abgeblitzt«, seufzte er zum Erstaunen seines Zuhörers, »Dass es ihr mehr Befriedigung verschafft, einen herumlaufenden Leichnam zu vierteilen, als mit mir,

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