Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Jakeed immer noch in der Hand hielt. »Wenn man sie streichelt, wirken sie nicht.«
    Jakeed schob sich die Kräuter in den Mund. Sie schmeckten nach Erdbeeren.
     
    Inkmuht konnte den Blick nicht von dem Kieferknochen wenden, der mitten auf dem ansonsten leeren Tisch lag. Auf dem niedrigen Regal unter dem Fenster, das ihn von der lebendigen Stadt Etria trennte, erhellte ein Ständer mit vier grauen, fast niedergebrannten Kerzen den Raum. Krampfhaft versuche Inkmuht, nicht einzuschlafen. Er war früh aufgestanden, um Aufgaben für seine Hauptdame zu erledigen, und hatte den größten Teil der vergangenen Nacht damit verbracht, eine Art Tagebuch über die Ereignisse zu führen. Hinter der schweren Eichentür zu seiner Linken redeten Gultuweiti Materia und Tako Wantak darüber, was als nächstes zu tun sei. Sie konnten jeden Moment heraus kommen, und Inkmuht durfte es sich nicht leisten, dann unkonzentriert und müde zu wirken.
    Es fiel ihm nicht leicht. Er versuchte, den Kieferknochen zu fixieren und immer wieder die Zähne zu zählen. Von links nach rechts, von rechts nach links, und dann nur jeden zweiten. Die Zähne wurden unscharf, wanderten in ein Gesicht und grinsten. Eine Zunge kam aus Argut Magmus Mund hervor und spuckte eine Dibbelnase aus, die zu Füßen der Hauptdame landete, die vollkommen unbekleidet vor Inkmuht stand, am ganzen Körper mit feuchtem, grauem Schlamm bedeckt war und gierig nach seinem Geschlechtsteil griff, es ...
    Die Tür ging geräuschvoll auf, Inkmuht schreckte aus seinem Traum und hatte plötzlich furchtbare Kopfschmerzen. Er schlug eilig die Beine übereinander, um seine Erektion unter seiner Kutte verbergen zu können.
    »Inkmuht«, sagte die Hauptdame.
    »Jjjj«, brachte der Angesprochene hervor und konnte Materia nicht ansehen. Sein Blick suchte wieder den Gebissknochen mit den Zähnen.
    Wantak tauchte neben Materia auf. Er wirkte klein, obwohl er mindestens genauso groß war wie seine Hauptdame. Seine Linke spielte mit dem unvermeidlichen Säckchen.
    Unkoordiniert erhob sich Inkmuht. »Hauptdame«, blinzelte er und stellte fest, dass sein Mund ausgetrocknet war. Ihm fiel auf, dass er ewig nichts getrunken oder gegessen hatte. Unsicher hielt er sich an der Tischplatte fest.
    »Wie wir alle wissen«, begann Gultuweiti Materia, »wurde die Abenteurerin, die Armia Pilx heißt, von einer Gruppe Agenten im Kampf getötet. Unter großen Verlusten, wie ich hinzufügen muss. Verluste auf beiden Seiten – graue Agenten und lila Agenten sind gestorben. Seite an Seite, sie haben zusammen gearbeitet.« Sie schien die letzten Worte auszuspucken und ging um den Tisch herum. Als sie am Fenster angekommen war, sah sie hinaus und fuhr fort: »Die Situation droht, außer Kontrolle zu geraten. Der Rest der Allianz ist wie üblich spurlos verschwunden. Soweit wir wissen, mit einem movimagischen, fliegenden Gerät.«
    Die Hauptdame spielte geistesabwesend mit dem Wachs der Kerze vor ihr.
    Wantak setzte sich auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches und sah nach unten.
    Materia drehte sich um und sah Inkmuht in die Augen. »Wir müssen diese Leute finden.«
    »Wie kann ich dabei helfen, Hauptdame?«
    »Unglücklicherweise gar nicht«, antwortete Materia. »Ich habe Haupthaupt Tako Wantak für diese Aufgabe auserwählt. Er wird umgehend aufbrechen. Du wirst derweil an meiner Seite bleiben und ihn vertreten.«
    »Vielen Dank für das Vertrauen«, beeilte Inkmuht sich zu sagen, und warf einen schnellen Blick auf Wantak, der alles andere als glücklich aussah. »Ich werde euch beide nicht enttäuschen.«
    Die Hauptdame hatte den Kieferknochen in die Hand genommen und erklärte: »Hast du je von der Fliegenden Stadt gehört?«
    Inkmuht blieb die Luft weg. Schließlich gelang es ihm zu sagen: »Natürlich. Jedes Kind kennt die Legenden ...«
    »Legenden? So ist es nicht ganz«, lachte Materia.
    Sogar Wantak ließ ein Kichern vernehmen.
    »Savi, die Fliegende Stadt, ruht tatsächlich in der Mitte des gleichnamigen Sees, und sie wartet auf ihren nächsten Einsatz. Das Dumme daran«, erklärte die Hauptdame und spielte mit dem Kieferknochen, »ist nur, dass die Lilanen genau wissen, dass wir Savi kontrollieren, und dass sie ihren Start normalerweise als ultimative Provokation betrachten.«
    Inkmuht schluckte. »Normalerweise?«
    »Ja«, sagte Materia. »In diesem Fall allerdings liegt die Mission in unser aller Interesse – das Versteck der Allianz zu finden und zu zerstören. Ich habe eine Nachricht an