Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
hier nichts.«
»Oh«, machte Armia. Dann fiel ihr etwas ein, und erschrocken sprang sie auf, konnte sich gerade noch an einer Bücherwand festhalten. »Bist du ... bist du Wahrmut?«
Der Mann sah nach links und nach rechts. Dann schaute er Armia wieder an. »Natürlich, wer denn sonst?«
»Bitte, du musst mich anhören«, brach es aus ihr hervor.
»Dafür sind wir ja hier«, erklärte Wahrmut geduldig.
»Weißt du, ich habe dein Drittes Kapitel wiedergefunden. Wir, also die anderen und ich, haben Kalender mit der ganzen Woche gedruckt. Und deshalb haben die beiden Kirchen uns überfallen, und darum bin ich ...« Sie schluckte. »... tot?«
Wahrmut sah sie freundlich an, dann nahm er einen weiteren Schluck Tee. »Bemerkenswert«, sagte er. »Da haben ein paar Leute offenbar gezielt gegen meine Interessen verstoßen.«
»Indem wir den richtigen, Deinen Kalender ...«
»Nein, nein«, wehrte Wahrmut ab. »Ich habe nicht dich, sondern deine Mörder kritisiert. Sie waren es, die gegen meine Interessen verstoßen haben.«
Armia nickte. Sie wagte einen Schritt vorwärts. Ihr Kampfesmut erwachte. »Lässt du dir das gefallen?«
»Die Menschen in Zweiland sind frei und können tun, was sie wollen.«
»Auch gegen deinen Willen?«, wunderte sich Armia mit lauter Stimme. »Dann wundern mich einige Sachen überhaupt nicht.«
»So schlimm ist das alles sicher nicht.«
»Schlimm?« Armia steckte sich einen Finger in die Wunde und bohrte darin herum. »Dass Leute umgebracht werden, weil sie für die Wahrheit kämpfen? Für Dich ?« Sie hätte vor Wur geweint, aber das funktionierte aus irgendeinem Grund nicht.
Wahrmut sah sie lange an. Dann stellte er seine Tasse auf dem niedrigen Tisch ab und nahm in dem großen Sessel Platz. »Offenbar«, begann er, »habe ich zu lange nicht mehr in Zweiland nach dem Rechten gesehen.«
»Heißt das, du wusstest nicht, dass dein Kapitel verloren gegangen war und dass das ganze Land nach einem falschen Kalender lebt?«
»Herzchen«, lehnte Wahrmut sich zurück, »ich bin die ganze Zeit damit beschäftigt, Tee zu trinken und mir Rechtfertigungen von Toten anzuhören. Außerdem befinde ich mich abseits der Zeit. Aber dieses Ereignis geschah vorsätzlich unter eklatanter Verachtung der Grundsätze meines Schöpfungswerks.« Er ballte eine Faust.
Den letzten Satz hatte Armia nicht ganz begriffen, aber sie nickte trotzdem eifrig.
Wahrmut griff wieder nach seiner Tasse. »Es wird Zeit für eine Zweite Wichtige Wanderung. Und du«, zeigte er auf Armia, »wirst mich begleiten. Aber zuerst werde ich in Ruhe meinen Tee austrinken.«
Pelstor Effirk, 1120-1161: Erfinder der Druckerpresse. Gevierteilt von den Lilanen und anschließend verbrannt von den Grauen.
Aus Hutrolfs Werk »Wichtige Personen Zweilands«
Es klopfte. »Herein«, sagte Wantak und steckte verstohlen sein Säckchen weg. Inkmuht stand nervös am Fenster von Wantaks Arbeitszimmer.
Ein Hauptbote trat ein und überreichte dem am Schreibtisch sitzenden Haupthaupt einen Umschlag. Er deutete eine Verbeugung an und machte sich davon. Wantak riss den Umschlag auf. Während er das darin enthaltene Schreiben überflog, sah Inkmuht das Papier zittern. Endlich ließ Wantak den Bogen sinken und seufzte. »Eine gute Nachricht«, sagte er. »Einer der Feinde ist getötet worden. Die anderen sind allerdings entkommen.«
»Die Hauptdame wird mittelmäßig erfreut sein«, meinte Inkmuht.
Wantak nickte dem vor ihm liegenden Papier zu, »Immerhin scheint es die Finderin der Worte zu sein, die man zur Strecke gebracht hat. Das wird ein harter Schlag für die ganze Gruppe sein, von dem sie sich nicht so schnell erholen wird.«
»Wir müssen jetzt nachsetzen«, sagte Inkmuht energisch.
»Offenbar wissen wir immer noch nicht, wo sich das Hauptquartier der vier Ketzer befindet.«
»Nun ...«
»Möglicherweise müssen wir doch zum Äußersten greifen.«
Inkmuht wusste nicht, wovon sein Haupthaupt redete. »Zum Äußersten?«
»Ja. Und es gibt noch etwas, das mich irritiert.«
»Was denn, Haupthaupt?«
»Hier steht, dass sich graue und lila Agenten zusammengetan haben, um den Angriff auszuführen.«
Inkmuht blieb die Luft weg. »Das gibt es doch nicht.«
»Doch. Sie konnten sich offenbar nur nicht einigen, wer den Leichnam mitnehmen darf.« Wantak streichelte sein kleines Spielzeug. Inkmuht hätte zu gerne gewusst, was sich in dem grauen Säckchen befand.
»Ich werde der Hauptdame Bericht erstatten«, sagte
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