Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Hellstes Licht Justitia geschrieben ...«
Inkmuht lief es kalt den Rücken runter. Seine Hauptdame hatte sich herabgelassen, das lila Hühnchen um Erlaubnis zu fragen. So schlimm stand es also.
»Wir wissen nicht«, fuhr Materia fort, »wie Justitia reagieren wird. Aber dann wird es sowieso zu spät sein, denn Wantak wird bereits unterwegs sein.«
»Die Fliegende Stadt«, hauchte Inkmuht und setzte sich wieder an den Tisch.
»Ja«, ließ Wantak sich endlich vernehmen. »Und ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
Inkmuht staunte. Der Haupthaupt zog eine Entscheidung seiner Hauptdame ernsthaft in Zweifel?
»Du brichst sofort auf.« Die Stimme Materias ließ keine Widerrede zu. »Nimm dir einen Flinkflieger und mach dich auf den Weg. Sobald du dort eintriffst, beginnst du die Suche nach der Allianz aufgrund der Hinweise, die uns vorliegen. In der Nähe des Berges Denal, unten im Süden. Ich will, dass Savi morgen um diese Zeit im Zielgebiet ist.«
Stirnrunzelnd fragte Inkmuht sich, wie Wantak das schaffen konnte. Bis nach Crassu, seiner Heimatstadt, benötigte man auf der Straße drei Tage, bis zur Stadt Amania am Nordrand des Savi-Sees einen weiteren. Inkmuht wusste nicht, wie schnell die besten der hölzernen Flinkflieger waren, mit denen Graue Moviker sich in eiligen Missionen durch die Lüfte bewegen konnten. Inkmuht war neu, dass Wantak ein Zauberer war, der einen der wertvollen Flugapparate steuern konnte. Möglicherweise hatte er als Fliegender Agent gearbeitet, bevor er in die persönlichen Dienste der Hauptdame getreten war. Der Haupthaupt schien ungern an die gefährliche Vergangenheit zurückzudenken. Es konnte nicht angenehm sein, nachts mit höchster Geschwindigkeit durch die Kälte in eine ungewisse Zukunft zu rasen. Fast tat ihm Wantak Leid. Aber er erfüllte seine Pflicht für seine Hauptdame, und Inkmuht hätte selbstverständlich das gleiche getan, wenn sie es ihm aufgetragen hätte.
Wantak erhob sich. »Der Herr sei in dir für immer, Hauptdame.«
»Und in dir«, entgegnete Materia. Der Haupthaupt nickte Inkmuht kurz zu, dann verschwand er aus dem Raum. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, trat langes Schweigen ein. Inkmuht wagte es nicht, Materia in ihren Gedanken zu unterbrechen. Außerdem tanzten immer noch die Bilder aus seinem Traum vor seinem geistigen Auge herum.
Er war fast schon wieder eingeschlafen, als ihn ein heller Klang aufschreckte. Die Hauptdame hatte den Kieferknochen auf den Tisch geknallt. »Wo kommt eigentlich immer dieses nekromantische Zeugs her?«, fragte sie ungehalten, ließ Inkmuht sitzen und verschwand in Richtung ihrer Gemächer.
Inkmuht fragte sich, ob er es noch bis in seine Kammer schaffen würde, oder besser gleich die Nacht hier am Tisch verbrachte.
Lia Denetige, 1094-1142: Autorin der bis dahin vollständigsten Teefibel Zweilands. Als 1142 der damalige Hauptherrvater stirbt, behaupten die Grauen, ein Rezept der Autorin sei schuld gewesen, und verbrennen sie als Mörderin des Oberhaupts der Grauen Kirche auf dem Scheiterhaufen. Lia Denetige gilt seitdem als Märtyrerin und Schutzheilige aller Schriftsteller.
Aus Hutrolfs Werk »Wichtige Personen Zweilands«
Wir hätten öfter miteinander reden sollen«, sagte Jakeed tonlos. Er saß immer noch mit Bikka vor dem flackernden Kaminfeuer, hatte aber mittlerweile seine unbequemen Schuhe ausgezogen. »Ich ... hatte mich ein bisschen in dich verliebt«, fuhr er fort und sah Bikka an. Die nickte nur, schließlich wusste sie es längst. »Aber ich bin dir nicht gewachsen. Ich hätte dich vermutlich irgendwann versehentlich angezündet.«
Bikka lachte kurz auf.
Jakeed fuhr fort: »Zum Glück hast du mir klar gemacht, dass du nichts mit mir zu tun haben willst.«
»Du weißt doch, was Wahrmut geschrieben hat«, sagte Bikka erstaunlich sanft. »Man braucht Freunde, um mit ihnen zu reden.«
»Ja«, antwortete Jakeed. »Armia ist einfach mit dem ersten im Bett gelandet, der ihr begegnet ist. Aber du bist nicht Armia.«
»Sie hat immer den kurzen Weg gewählt«, sagte Bikka. »Sie war damit schneller zur Stelle, als man es er .. er ...« Jakeed sah, wie sie mehrmals blinzelte und ein verwirrtes Gesicht machte.
»Was ist?«, fragte Jakeed.
»Du ... solltest dich besser mal umdrehen.«
Und Jakeed drehte sich um.
An der Tür stand Armia, und neben ihr ein schwarzhaariger Unbekannter in teuren Kleidern.
»Du ... du lebst«, stammelte Jakeed. Er fragte sich, ob er schlechte Laune bekommen sollte,
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