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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Inkmuht.
    »Tu das, tu das«, sinnierte Wantak.
    Eilig verließ Inkmuht das Zimmer. Während er die Stufen zu Gultuweiti Materias Räumen erklomm, wurde ihm warm, und sein Herz klopfte. Er fragte sich, wann er das letzte Mal ruhig geschlafen hatte. Hier in Etria stand er unter hohem Druck. Er durfte sich nicht den geringsten Fehler erlauben, wenn er die Position, die er erreicht hatte, behalten wollte.
    Er wünschte sich die ruhigen Tage unter dem unberechenbaren, aber harmlosen Magmus zurück. Dass sie nie wiederkommen würden, schockierte ihn. Aber die Zeit lief nun einmal vorwärts, nicht rückwärts. Wer sein Leben nach dieser Tatsache richtete, konnte sie zu seinem eigenen Vorteil nutzen.
     
    Es klopfte. »Herein«, sagte Vilma, Herrin von Ramaschal. Die Tür öffnete sich, und ein junges Mädchen trat ein. Es trug das dünne Kleid mit dem kleinen Abzeichen, das sie als Dienerin im Palast zu Ramaschal auszeichnete.
    »Ich habe eine Nachricht für dich, Herrin«, sagte das Mädchen.
    »Danke. Und möge dein Funke nie verglühen«, entgegnete Vilma und nahm das Schreiben entgegen.
    Als die Dienerin sie allein gelassen hatte, setzte sie sich in ihren Sessel und faltete den Brief auseinander. Sie las die wenigen Zeilen, dann las sie sie erneut. Die lila Agenten, die aufgrund des Befehls der Glanzganzfrommen Herrin Justitia losgezogen waren, um die vier Finder von Wahrmuts Worten zu töten, hatten einen ersten Erfolg vorzuweisen. Sie hatten eine Frau getötet.
    Ein eisiger Schauer durchfuhr Vilma. Ob es sich um Bikka oder um Armia handelte, ging aus dem Schreiben nicht hervor.
    Sie hatte vom Befehl Justitias zu spät erfahren. Natürlich hatte Allputra dafür gesorgt, dass die Meuchelmörder ihn vor Vilma zu sehen bekamen. Sie sprang auf und stellte fest, dass sie am ganzen Körper zitterte. An der Lehne des Sessels fand sie Halt. Und doch schien sie in einen Abgrund zu stürzen. Vilma ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief ein. Liebe bedeutet, bis zum Schluss Hoffnung zu haben. Sie musste sofort etwas unternehmen. Die Herrin ließ den Brief fallen und stürmte aus dem Raum.
     
    Barfosch Tatoko hatte schon längst mit seinem Leben abgeschlossen. Durch die Gnade seines Herrn wurde er nicht mehr gefoltert, sondern erwartete seine Verbrennung in der bequemsten Zelle der Burg. Der Begriff »bequem« muss an dieser Stelle allerdings in Relation zu den anderen Zellen verstanden werden. Tatokos Zelle war beispielsweise  einigermaßen frei von Ratten.
    Seine Zunge fehlte, und allmählich gewöhnte er sich daran, unerträgliche Schmerzen im Mund zu haben. Und ziemlich viel Platz.
    Ferner war sein rechtes Bein mehrfach gebrochen, jedenfalls fühlte es sich so an. Weil Tatoko in seiner Zelle weder einen Gesprächspartner hatte noch Platz zum Spazierengehen, behinderten ihn seine Verletzungen nicht weiter. Daher konnte er sich voll und ganz auf die von ihnen verursachten Schmerzen konzentrieren.
    Etwas rumpelte an der Tür. Kerkermeister Blufto Kraawok, offenbar zurück aus dem Urlaub, sah ziemlich unglücklich aus. Das mochte daran liegen, dass er und Tatoko früher recht enge Freunde gewesen waren, jedenfalls wenn man regelmäßige gemeinsame Besäufnisse als Merkmal einer Freundschaft zulässt, was mit Sicherheit viele Menschen tun.
    Möglicherweise stand die Ursache von Kraawoks Gesichtsausdruck aber auch neben ihm.
    Der Ganzfromme Jarak Maladi streichelte seine grauen Haare. Er hielt sich am Türrahmen fest, überlegte es sich anders und ließ wieder los. »Tatoko«, krächzte er. »Ich hatte, nun, eine Vision.«
    »Awww?«, machte Tatoko.
    »Ja, mein treuer Tatoko. Ich sah eine leuchtende Gestalt aus dem Dunkel hervortreten. Sie sprach zu mir: Hora da vesta ka timmian .«
    Der Kerkerinsasse gaffte seinen Herrn völlig verständnislos an.
    »Drei Tage«, fuhr Maladi fort und machte derart umfangreiche Gesten mit seinen Armen, dass der Kerkermeister in Deckung ging, »brauchte ich, um diese Worte zu übersetzen. Es ist die Sprache des Vorvolks, musst du wissen.«
    Vorvolk? , fragte sich Tatoko. Was will der von mir?  
    »Die Bedeutung dieser Worte ist: Horche, das Innen kann reden. Hehe. Natürlich darf man die Worte der Lichtgestalt nicht wörtlich nehmen«, erklärte Maladi und schüttelte energisch eine vorwitzige Kakerlake aus seiner Sandale. »Lange dachte ich nach, dann kam mir die Erleuchtung: Die Worte bedeuten eine Aufgabe. Die Aufgabe lautet, die Farbe deiner Seele erneut zu bestimmen. Möglicherweise

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