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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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verdeckte. Plötzlich drehte sie sich um und kam in seine Richtung. Inkmuht erschrak. In größter Eile lief er durch den Korridor zurück ins Schlafzimmer. Er sprang ins Bett und zwang sein klopfendes Herz zu Ruhe. Materia legte sich wieder neben ihn, und er meinte, sie müsse seinen schweren Atem hören und bemerken, dass er wach war. Aber nichts geschah. Die Hauptdame schien sofort eingeschlafen zu sein.
    Inkmuht aber lag schwitzend und verkrampft unter seiner Decke.
    Er bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie Materia dem mit dunklem Blut besudelten Tischtuch den Rücken gekehrt hatte und auf ihn zu gekommen war – mit geschlossenen Augen.
    Inkmuht konnte nicht mehr schlafen. Er wartete darauf, dass der Gedankensalat in seinem Kopf verdorrte. Was er gesehen hatte, konnte er beim besten Willen nicht von einem Alptraum unterscheiden. Das galt auch für die Ereignisse vor Anbruch der Nacht.
    Er sah das Hinterteil seiner Hauptdame, sah den Stock immer wieder darauf klatschen. Sah sich selbst auf dem Bett zusammenbrechen, während Gultuweiti neben ihm vor Schmerzen keuchte und stöhnte, und sich anschließend bei ihm für die höchst angemessene Bestrafung bedankte. Dann die Ereignisse im Ratssaal ... Wantak schien um den Tisch zu streifen, sein Säckchen streichelnd, bis er es auf den Tisch warf, es sich plötzlich öffnete und ...
    Inkmuht fuhr hoch. Sein Kopf dröhnte, seine Kehle kratzte. Er konnte für einen Moment oben und unten nicht unterscheiden. Die Hauptdame schlief bewegungslos neben ihm. Er schüttelte das Schwindelgefühl ab, dann stand er auf, tastete im Dunkeln nach seiner restlichen Kleidung und schlich aus dem Schlafzimmer.
    Auf dem Korridor bog er hastig nach rechts ab, um sich im Waschraum zu erleichtern, zu waschen und anzuziehen. Allerdings vermied er es, sich im Spiegel anzusehen. Eilig lief er in den leeren Ratssaal mit dem blutigen Tischtuch, zögerte kurz, rannte durch die große Doppeltür und die Treppen hinunter.
    Unten traf er auf Weitseher Unful und zwei andere Häupter, deren Namen ihm nicht einfielen.
    »Guten Frühmorgen, Haupt Inkmuht«, sagte Unful.
    Wenigstens hatte er sich seinen Namen endlich gemerkt, stellte Inkmuht zufrieden fest.
    »Guten Morgen«, entgegnete er, kniff dann aber den Mund zu, weil seine Stimme klang, als wäre er über Nacht hundert Jahre gealtert.
    »Das Auge schweigt noch«, erklärte Unful und kratzte sich unter den Achseln. »Aber.«
    Inkmuht sah von Unful zu den anderen Häuptern und wieder zurück, aber der Zauberer schien nicht fortfahren zu wollen.
    »Aber?«, brachte er hervor. Er musste dringend etwas trinken.
    »Wir haben Nachricht. Aus Ramaschal.«
    »Mögen die Lilanen im Sumpf der Unwissenheit ersaufen«, ergänzte eines der beiden Häupter.
    »Und?«, fragte Inkmuht.
    »Wahrmut ...«
    »... dem Herrn sei es verdankt ...«
    »... ist in Ramaschal.« Unful starrte zu Boden. »Gewesen.«
    »Was?«
    »Mögen die Lilanen ...«
    »Der Herr sei ...«
    »Waaaas?« Inkmuht stampfte mit dem Fuß auf. »Was redest du? Und ihr schweigt gefälligst!« Er sah die beiden Häupter mit einem Blick an, der sie augenblicklich zum Verstummen brachte. Kein Wunder, so wie sein Gesicht nach dieser Nacht aussehen musste.
    Unful stotterte: »Ich habe ... ich meine, wir haben gestern eine Meldung. Bekommen. Aber war nicht zu glauben. Aber jetzt glauben wir.«
    Inkmuht verfluchte innerlich die Ausdrucksweise des Weitsehers. Der knibbelte an seiner Nase und fuhr fort: »Wahrmut kommt.« Er machte eine Pause, als Inkmuht nicht reagierte. Dann sagte er: »Hierher. Kommt er. Spione berichten. Keine Lügen. Weil ... Befragung. Starke Befragung.«
    Inkmuht verstand, was Unful meinte. Mehrere Graue Agenten hatten übereinstimmend berichtet, dass Wahrmut nicht nur in Ramaschal aufgetaucht, sondern zudem jetzt auf dem Weg nach Etria sei. Und sie hatten ihre ketzerischen Behauptungen auch unter Folter nicht widerrufen. Höchstens durch widersprüchlichen Unsinn ersetzt, um die Schmerzen zu beenden.
    Inkmuht machte kehrt und stürmte die Treppe hinauf, zurück in den Ratssaal. Als er atemlos und mit tränenden Augen dort eintraf, stand Hauptdame Gultuweiti Materia im grauen Prachtrock vor dem großen Tisch.
    »Hauptdame«, brachte Inkmuht hervor. Sein Blick fiel auf die blutige Tischdecke.
    Materia drehte sich um. »Ja, Konvis?«
    »Wahrmut«, keuchte Inkmuht. »Er ist auf dem Weg nach Etria.«
    Die Hauptdame starrte ihn an. »Was meinst du, Konvis?«, fragte sie dann

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