Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
und immer, wenn er ein Stück rutscht, steigt wieder Panik in mir auf. Und ist das zu fassen, wir schaffen es.
Rechts von uns liegt, mit Blick auf das Café unten am Fuß des Hügels, eine kleine Fläche, die mit Ausweichparkplatz bezeichnet ist. Pete steuert den Bus profimäßig da hinauf und dreht den Zündschlüssel. Der Motor vibriert noch einmal und geht aus. Pete lehnt sich in den Sitz zurück und atmet tief aus; ich ebenso, während ich da auf der obersten Stufe kauere und mich an der Querstange festhalte.
»Warum halten wir an?«, fragt Smitty. »Fahr weiter, Albino!«
Pete greift in seine Hosentasche und holt seinen Inhalator heraus. Er nimmt einen langen Zug. »Wohin denn?«, fragt er mit gespenstischer Gelassenheit. »Die Straße führt weiter den Berg rauf.« Er zeigt mit dem Inhalator dorthin. »Und die Karre hier schafft die Steigung auf keinen Fall.« Er nimmt noch einen langen Zug.
»Ähm, na ja, ich hab halt gedacht …« Smitty tut blöd. »Wie wär’s denn mit der Ausfahrt ?« Er packt Pete und schubst ihn gegen das Fenster.
»Hey!«, protestiere ich, aber Smitty hört nicht zu.
»Siehst du die Straße da unten?« Er zeigt zu einer Abzweigung, die von der Tankstelle wegführt, vorbei am Cheery Chomper und dann weiter auf die von einer Baumreihe verdeckte Hauptstraße. »Weißt du noch, wie wir hier reingefahren sind? Jetzt wäre genau der richtige Moment, wieder rauszufahren.«
Pete schüttelt ihn ab und setzt sich wieder. »Das war der Job von jemand anders, schon vergessen? Ich bin da nicht gefahren.«
»Lasst uns jetzt endlich von hier abhauen!« Alice tritt in den Gang hinaus. »Du kannst fahren. Bring uns hier raus!«
»Tolle Idee.« Pete klopft an das Armaturenbrett. »Bloß fahren wir schon im roten Bereich.«
Alice entgleiten die Gesichtszüge. »Der Tank ist leer?«
Smitty flucht. Gareth steuert auch noch ein paar auserlesene Worte bei.
Pete seufzt. »Und wir dürfen wohl davon ausgehen, dass Smitty uns die Möglichkeit genommen hat aufzutanken.« Er winkt mit der anmutigen Handbewegung einer Ballerina zur Tankstelle hinüber.
Gareth starrt Smitty wütend an. »Du dämlicher Piepel!«
»Ach ja?«
Gareth und Smitty strecken die Brust heraus und plustern sich auf wie zwei stinksaure Kampfhähne.
»Dann bleiben wir eben hier!«, rufe ich. »Fürs Erste jedenfalls.« Ich gehe zwischen die beiden. Wie immer die Friedensstifterin. »Wir sichern den Bus und warten, dass jemand kommt.«
Sie funkeln einander noch ein paar Sekunden lang an, weil keiner nachgeben will, dann boxt Smitty gegen eine Rückenlehne und schwingt sich auf das Armaturenbrett hinauf, wo er kauert wie ein Wasserspeier und den Kopf schüttelt. Gareth stolziert in den hinteren Teil des Busses davon.
Pete verzieht das Gesicht. »Ich glaub, ich hab mich am Kopf verletzt.« Er tastet mit einer Hand in der Nähe seiner Heiligenschein-Waffel herum.
»Ähm, ja.« Ist wahrscheinlich am besten, ihm gar nicht erst zu sagen, dass er ein Stück von einem Metallregal im Schädel stecken hat.
»Hier.« Smitty beugt sich von seinem Hochsitz auf dem Armaturenbrett vor, packt die Heiligenschein-Waffel und pflückt sie Pete mit einem Ruck aus dem Kopf. »So besser?«
Pete starrt das blutige Dreieck aus Aluminium in Smittys Hand an. »Das hat in mir dringesteckt?«
»Nur kurz.« Ich hole schnell ein sauberes Taschentuch aus meiner Jackentasche, das meine Mutter da für genau so eine Gelegenheit hineingesteckt hat. (Eine ihrer leeren Gesten, mit denen sie wettmachen will, dass sie eigentlich nie da ist, denke ich mal.) Dann sehe ich mir seinen Kopf an. In seinen Schädel ist ein perfektes Dreieck gestanzt und die Haut in der Mitte steht ab wie ein hochfloriger Teppich. Es blutet, aber nicht allzu schlimm, und wie es aussieht, sickert keine Gehirnmasse heraus. »Hey, deinen Fahrkünsten hat’s ja eindeutig nicht geschadet.« Ich gebe ihm das Taschentuch und presse seine Hand an seinen Kopf. »Aber vielleicht setzt du dich mal lieber ein bisschen hin?«
Ich hocke mich neben den bewusstlosen Fahrer und fühle seinen Puls. Meine Hand zittert dermaßen, dass ich kaum die Vene treffe. Schließlich finde ich seinen Puls, er ist unregelmäßig und schwach, aber vorhanden.
»Er lebt«, sage ich. »Er hat uns wahrscheinlich alle gerettet. Wir sollten ihn irgendwo bequem hinlegen.«
Smitty hüpft vom Armaturenbrett herunter und hilft mir ihn vorsichtig den Gang hinaufzuziehen. Wir legen ihn auf die hinterste Bank und drehen ihn in
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