Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
die stabile Seitenlage. Sein Gesicht ist schlaff und grau. Sieht nicht gerade danach aus, als ob er bald wieder zu sich käme.
»Sind die Türen sicher?« Smitty springt wieder zurück nach vorne.
»Alles okay«, ruft Alice am Fenster, das Fernglas vor den Augen. »Niemand folgt uns. Ich glaube, du hast sie alle erwischt, Smitty.«
»Ja, das war eine mordsgefährliche Aktion, du Irrer«, höhnt Gareth. »Du hättest uns alle abfackeln können.«
»Hat er aber nicht«, sage ich. Mein Bein fängt an zu pochen. Ich hatte fast schon vergessen, dass ich es mir verletzt habe.
»Genau.« Smitty schiebt sich an mir vorbei und baut sich vor Gareth auf. »Und ohne uns hätten die allerbesten Freundinnen von der hier«, er zeigt mit dem Daumen auf Alice, »noch kräftig an Ihnen rumgenagt. Da wäre der Tod glatt eine Erlösung. Bloß dass Sie auf den vielleicht immer noch warten würden. Also zeigen Sie ruhig mal ein bisschen Dankbarkeit.«
»Du mieser kleiner …«, knurrt Gareth.
»Hey!«, ruft Pete vom Fahrersitz. »Wir haben ein Signal!«
Damit hat er unsere Aufmerksamkeit. Er beugt sich über den flachen schwarzen Kasten, den er vorhin mit in den Bus gebracht hat – ein Laptop, jetzt aufgeklappt. »Der stand neben der Kasse.«
»Gehört dem Chef«, sagt Gareth. »Damit macht er die Bestandskontrolle. Ist ein ziemliches Schrottteil. Damit kommt man nicht mal ins Internet.«
»Ich erlaube mir anderer Meinung zu sein.« Pete steht vorsichtig damit auf, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. »Das Ding ist WLAN-fähig, es war bloß deaktiviert. Wahrscheinlich, damit sich die Angestellten keine Möpse runterladen …«
»Halt bloß die Klappe, Kleiner!«, schreit Gareth los.
»Zu unserem Glück habe ich die Deaktivierung deaktiviert.« Pete grinst. »Wir können ins Netz.«
»Internet?« Smitty saust den Gang hinunter zu ihm hin. »Erst lässt du den Monstertruck-Fahrer raushängen und dann auch noch den Geek, der alle rettet. Von null auf Held in acht Minuten oder was?« Er will sich den Laptop schnappen.
»Finger weg!« Pete bringt den Laptop außer Reichweite. »Akku ist fast leer und das Signal total schwach. Es ist nicht mal ein Signal, bloß der Name des Providers, aber das beweist, dass es hier irgendwo WLAN geben muss. Ich muss es nur finden.« Er bewegt sich durch den Bus wie ein Wünschelrutengänger, kippt den Laptop in verschiedene Richtungen, hält ihn sich über den Kopf. Nach zwei Buslängen setzt er sich wieder hinters Steuer.
»Und?«, frage ich.
Pete drückt ein paar Tasten und klappt das Ding zu.
»Nichts.«
Gareth steht auf. »Was soll das heißen, nichts? Eben hast du noch gesagt, du hast ein Signal.«
»Das ist zu schwach.«
»Gib mir mal.« Gareth bewegt sich auf ihn zu.
»Nehmen Sie ihn ruhig, wenn Sie wollen.« Pete sieht ihn mit seinen hellgrünen Augen an. »Dann ist das Akku in den nächsten zehn Minuten vollends leer. Oder wir können warten, bis sich da drüben der Staub gelegt hat«, er zeigt durch die Bäume zum Café, »und zum Hotspot gehen. Wenn Sie in der Tankstelle nie online waren, kann nur das Cheery Chomper noch WLAN haben. Aber mit so wenig Saft haben wir bloß einen einzigen Versuch.«
»Lasst uns abstimmen«, sage ich. »Alle, die warten wollen.« Ich hebe die Hand.
Pete lächelt matt und hebt seine auch.
»Ja.« Alice tut sich schwer damit, aber sie ist dabei.
»Hoch lebe die Demokratie. Sie sind überstimmt, Mister«, sagt Smitty. »Wir halten Ausschau.« Er reißt Alice das Fernglas aus der Hand. »Wir warten, bis der Rauch nachlässt, dann gehen wir da runter.«
Gareth lacht. »Ihr dämlichen Teenies habt doch keine Ahnung. Dieses Feuer brennt noch die ganze Nacht lichterloh. Das ist Benzin, kein Lagerfeuer im Garten.«
Ich schaue zu den Flammen unten am Berg.
»Auch gut. Weil das nämlich auch ein gutes Signal ist. Irgendwer wird schon kommen.«
Kapitel
6
Bis wir das glaslose Rückfenster verstärkt haben, ist es stockdunkel.
Pete holt Isolierband heraus, das er in seinem Rucksack mit sich herumschleppt. (Ich weiß. Ist wahrscheinlich so eine Geek-Geschichte, wie gebügelte Jeans und Schlüsselanhänger an der Gürtelschlaufe.) Smitty wagt sich nach draußen und macht den großen Gepäckraum auf. Mit einem fies aussehenden Taschenmesser schneidet er die Kofferdeckel aus den Rahmen und schleudert sie wie Frisbees in den Schnee, wo ich rumflitze und sie einsammele, als wäre ich so eine durchgeknallte Mario-Figur. Dann kommt der kniffelige
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