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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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nicht. Niemand kann das sagen. Die Macht wird sehr bald auf jemand anders übergehen, entweder auf dich oder die vermisste Sibylle. Wenn die Pythia stirbt und du noch Jungfrau bist, könnte deine Rivalin sie empfangen.«
    »Klingt gar nicht so übel. Wenn das, was ich erlebt habe, nur Teil der Pythia-Macht ist, dann lege ich keinen Wert auf den Rest.«
    »Und wenn du damit deinem Vater helfen könntest?«
    Ich blinzelte und fand es unglaublich, dass ich diesen Punkt vergessen hatte. Es sagte viel über meinen derzeitigen geistigen Zustand. »Du hast versprochen, mir von ihm zu erzählen, und es ist nicht Teil dieser Abmachung!« Mircea sah mich an, und seine Wimpern wirkten dabei wie ein Vorhang aus dunkler Seide. »Du kennst keine Gnade,
Dulceatà.
Und du hast mich noch nicht für die letzte Frage bezahlt.«
    »Vielleicht bezahle ich dich, wenn du mir von meinem Vater erzählst.«
    Mircea rollte vom Bett herunter und begann mit einer Wanderung durchs Zimmer, was meinen Puls nicht unbedingt senkte. Er ging nicht einfach, sondern schlich wie eine große Dschungelkatze umher. »Nun gut.« Er wandte sich mir plötzlich zu, und in seinen Augen blitzte es goldgelb. »Wir reden darüber, wenn du darauf bestehst. Ich wollte dir nichts sagen, aber du lässt mir keine Wahl. Roger ist tot, wie du gehört hast. Er ist tot, aber nicht fort.«
    »Du meinst, er ist ein Geist?« Ich schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Davon hätte ich erfahren. Er wäre zu mir gekommen – ich bin jahrelang in Tonys Haus gewesen. Es dürfte wohl kaum schwer gewesen sein, mich zu finden.« Mircea blieb am Bett stehen – etwas zu nahe für meinen Geschmack – und fuhr so fort, als hätte ich ihn gar nicht unterbrochen. »Roger war Antonios Angestellter, sogar einer seiner Lieblingsmenschen. Was seinen Verrat für ihn umso bitterer machte. Und Antonio
fühlte
sich verraten, als dein Vater es trotz einer klaren Aufforderung ablehnte, dich ihm zu übergeben. Er konnte Antonio nicht am Leben lassen und gleichzeitig sein Gesicht wahren, aber er wollte auch nicht, dass sein Tod dir das Geschenk nahm, das du von deinem Vater erhalten hast. Er gab dir die Verbindung mit der Welt der Geister – angeblich war auch er imstande, Geister zu seinen Dienern zu machen.«
    »Das mache ich nicht.«
    Mircea winkte ab. »Nenn es, wie du willst. Es genügt zu sagen, dass Antonio dieses Talent gelegentlich recht nützlich fand. Es war klug von dir, es vor ihm zu verbergen,
Dulceatà.
Ich habe ihn gefragt, ob du abgesehen von der Hellseherei auch noch jene Gabe hättest, und er sagte Nein.«
    »Eugenie riet mir, ihm nichts davon zu sagen.« Erst jetzt verstand ich den Grund dafür. Natürlich konnten Geister nützlich sein, insbesondere im Umgang mit anderen Familien. Vampire konnten sie nicht wahrnehmen, und deshalb gaben sie gute Spione ab. Tony hätte mit ihrer Hilfe sogar erfahren können, was beim Senat geschah, und das wäre ein ziemlich großer Vorteil gewesen. »Was ist passiert?«
    »Deine Eltern flohen, als ihnen klar wurde, dass du ihre Fähigkeiten geerbt hast, denn sie wussten, dass Tony dich ihnen weggenommen hätte. Er schickte seine besten Leute auf die Suche nach ihnen und bezahlte dunkle Magier dafür, deinem Vater eine Falle zu stellen. Sie sollte seinen Geist einfangen, wenn er den Körper im Augenblick des Todes verließ, und sie funktionierte perfekt. Als ich erfuhr, was Roger widerfahren war, befahl ich Antonio, ihn freizulassen, aber er zögerte. Er hielt ihn lieber gefangen, als ewige Strafe und Warnung für andere, obwohl er entdeckt hatte, dass Roger als Geist keine anderen Geister beherrschen konnte.«
    »Aber auf deinen Befehl hin ließ er ihn schließlich frei, oder?« Mir gefiel nicht, in welche Richtung das ging.
    »Er schwor, es wäre unmöglich, und er lud mich ein, die Falle von einem Magier meiner Wahl untersuchen zu lassen. Das habe ich gemacht.« Mircea sah mich voller Mitleid an. »Ich nahm den besten Magier in meine Dienste, Cassie, denn ich mochte deinen Vater. Er war ein Mitglied des Kreises und schuldete mir einen Gefallen, und er meinte, er hätte es nie zuvor mit einer solchen Falle zu tun bekommen. Seine ganze Kraft genügte nicht, sie zu öffnen. Das Ergebnis ist:
    Der Geist deines Vaters weilt noch immer bei Antonio.«
    Meine Lippen fühlten sich taub an. Alles in mir drängte danach, Mircea nicht zu glauben, aber ich wusste: So etwas war typisch für Tony. »Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, den Zauber zu

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