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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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vorausgesetzt natürlich, dass Jimmy noch lebte und sie mir geben konnte. Ich hatte ihn mehr als einmal tagsüber draußen gesehen und konnte daher einigermaßen sicher sein, dass er kein Vampir war. Die meisten magischen Geschöpfe konnten nicht verwandelt werden – ganz zu schweigen davon, dass ich von Vamps gehört hatte, wie schlecht sie schmeckten –, aber bei Jimmy war ich mir da nicht so sicher. Ich wusste, dass er kein voller Satyr war, denn er hatte menschliche Beine, und seine Hörner sah man nur, wenn er sich das Haar sehr kurz schneiden ließ. Für die andere Hälfte kamen viele Dinge infrage, doch ich hatte nie beobachtet, wie er beeindruckende, besondere Fähigkeiten zeigte oder violett anlief oder so was in der Art, und deshalb glaubte ich, dass er zur Hälfte Mensch war. Das passte zu Tonys Angewohnheit, einige Nichtvampire in der Nähe zu haben, die sich um seine Geschäfte kümmerten, wenn seine regulären Leute schliefen. Ich war nicht hundertprozentig sicher, dass ein Mensch-Satyr-Hybrid nicht verwandelt werden konnte, und einige der mächtigsten Vampire konnten das Tageslicht in kleinen Dosen ertragen, wenn sie bereit waren, viel Kraft für dieses Privileg aufzuwenden. Aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Meister der ersten oder zweiten Stufe Aufträge für Tony erledigte. Außerdem hatte ich bei Jimmy nie ein Vampirgefühl bekommen. Wenn Jimmy also nicht besonders gut geschützt war, sollte Billy Joe in der Lage sein, für kurze Zeit von ihm Besitz zu ergreifen.
    Als ich ihm die Sache im Wagen erklärt hatte, war er nicht sonderlich begeistert gewesen. So kraftvoll hatte er sich seit langer Zeit nicht mehr gefühlt, und wenn er die Energie an eine Besessenheit vergeuden musste, so klagte er, wäre Jimmy gewiss nicht seine erste Wahl gewesen. Aber ich brauchte seine Hilfe nur lange genug, um den Loser zu veranlassen, mir zu sagen, was ich wissen wollte, und anschließend seine Sünden der Polizei von Las Vegas zu beichten. Selbst wenn er später alles abstritt: Wenn er bei einigen ungelösten Fällen genug Einzelheiten genannt hatte, würde es ihm schwerfallen, sich aus den Fängen der Justiz zu befreien. Und wenn Plan A nicht funktionierte, konnte ich ihn immer noch erschießen. Ich war bereits auf der Flucht vor Tony, den mit ihm verbündeten Familien, dem Silbernen Kreis und dem Vampir-Senat. Danach jagten mir die Bullen kaum mehr Angst ein.
    Billy Joe und ich nahmen am Ende der Theke Platz. Ich hatte ihn schon seit einer ganzen Weile nicht mehr so aufgedreht gesehen – meine Kraft schien ihm sehr gutzutun. Er wirkte nahezu fest, und ich konnte sogar erkennen, dass er sich ein oder zwei Tage vor seinem Tod nicht rasiert hatte. Niemand sonst schien ihn zu bemerken, aber es setzte sich auch niemand auf seinen Platz. Wenn ein Normalo es versucht hätte, wäre er so sehr erschrocken, als hätte jemand einen Eimer mit Eiswasser über ihm ausgeschüttet. Deshalb wählten wir Stühle, die weit genug von allen anderen entfernt waren. »Willst du mir jetzt sagen, warum wir hier sind?«
    Ich sah mich um, doch es befand sich niemand in der Nähe, der sich über mein scheinbares Selbstgespräch gewundert hätte. Die Gäste der Bar waren überwiegend weiblichen Geschlechts und vor allem damit beschäftigt, die Kellner zu begaffen, die fröhlich zurückgafften. Nicht weit entfernt lud ein hübscher schwarzhaariger Satyr eine Frau ein, herauszufinden, wo sein »Kostüm« begann. Ihr glasiger Blick deutete daraufhin, dass sie schon seit einer ganzen Weile trank, doch die Hände, die über seine glatten, schwarzen Flanken strichen, waren ruhig und zielstrebig. Ich runzelte die Stirn. Wenn ich noch bei Tony gewesen wäre, hätte ich ihm den Burschen gemeldet. Er riskierte ganz offen, dass jemand die Wahrheit erkannte und schreiend zur Polizei lief.
    »Du kennst den Grund. Jimmy hat meine Eltern umgebracht. Er muss etwas über sie wissen.«
    »Du läufst Gefahr, vom Senat geschnappt zu werden, und er wird dich nicht noch einmal unterschätzen. Und außerdem … Willst du einfach nur nach zwei Personen fragen, die du gar nicht kennst? Oder hast du vor, dem Burschen ein Ding zu verpassen? Aus Rache für dein vermurkstes Leben oder so? Mich betrifft es kaum, aber du könntest damit Aufmerksamkeit auf dich ziehen.« Ich schenkte der Frage keine Beachtung und aß einige Erdnüsse aus einer blutroten Schale. Jimmy um die Ecke zu bringen, wäre nicht so befriedigend gewesen, wie Tony zu killen, aber es war

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