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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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vielleicht jemanden, der bereit war, mir Auskunft zu geben.
    Billy Joe meckerte natürlich, aber ich scherte mich nicht darum, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, die rettenswerten Teile meiner Kleidung präsentabel zu machen. »Na schön, aber ich brauche Energie, wenn ich dir was holen soll. Ich habe eine anstrengende Nacht hinter mir und bin ziemlich geschwächt.« Das nervte. Ich fühlte mich beschissen und musste nach Vegas, und eigentlich hätte ich meine ganze Kraft für mich selbst gebraucht. Aber ich konnte mich kaum selbst im MAGIE-Hauptquartier umsehen, und deshalb winkte ich Billy Joe ohne viel Aufhebens zu mir. Er hob die Hand zur Brust. »Es bricht mir das Herz.«
    »Hör auf mit dem Unsinn. Bringen wir’s hinter uns.« Ich schwöre, dass er mich betatschte, als wir miteinander verschmolzen, vorausgesetzt natürlich, dass eine Dunstwolke einen Tastsinn hatte. Ich kannte ihn und war daher ziemlich sicher, dass er tatsächlich dazu imstande war. Er strich über mich hinweg, und wie immer stellte ich fest, dass seine Präsenz meinen Nerven guttat. Wie ich hörte, fanden Normalos die Gegenwart von Geistern erschreckend oder zumindest beunruhigend. Für mich waren sie immer wie eine kühle Brise an einem heißen Tag. Unter den gegebenen Umständen öffnete ich mich nicht nur, um ihn willkommen zu heißen. Der Teil von mir, der sich mit Geistern versammeln konnte, zog ihn wie ein ängstliches Kind zu sich, das seinen Teddybären umklammert.
    Für einen Moment sah ich Szenen von Billy Joes Leben: Ein Schiff entfernte sich von der Küste, und durch einen Tränenschleier beobachteten wir, wie das graue, windumtoste Ufer verschwand; ein hübsches Mädchen, etwa fünfzehn, mit zu viel Make-up und in ein Tanzsaalkostüm gekleidet, schenkte uns ein wissendes Lächeln; ein junger Möchtegern-Gauner versuchte, uns zu betrügen, und wir lachten, als er das Ass aus dem Stiefel zog, mussten dann dem Messer ausweichen, das sein Komplize nach uns warf. So etwas geschah oft. Im Lauf der Jahre hatte ich genug geistige Kurzfilme
gesehen,
um mich zu fragen, wie es Billy Joe gelungen war, so lange zu überleben.
    Schließlich machte er es sich bei mir gemütlich und begann damit, Energie aufzunehmen. Für gewöhnlich verbanden sich damit keine angenehmen Empfindungen – es war einfach nur ermüdend. Aber diesmal zog Schmerz durch meinen Körper, als er anfing. Es war nicht überwältigend, eher wie eine Entladung statischer Elektrizität an einem Türknauf, aber der Schmerz knisterte an meinen Adern entlang, bis silberne Funken vor den Augen tanzten. Ich wollte daraufhinweisen, dass etwas nicht stimmte, und Billy Joe auffordern, mich zu verlassen, aber ich brachte nur ein verblüfftes Schnaufen hervor. Eine Sekunde später blitzte es vor meinen Augen so hell, dass ich geblendet war, und dann hörte es ganz plötzlich auf. Warmer Wind streichelte mich und fühlte sich fast so dicht wie Wasser an. Billy Joe verließ mich abrupt, raste zur Decke hoch und sauste einige Male um sie herum.
    »Dunnerschlach!
Das
nenne ich eine Mahlzeit!« Seine Augen funkelten, und er zeigte mehr Farben, als es eigentlich der Fall sein sollte.
    Ich straffte meinen Körper und hatte zum ersten Mal seit geraumer Zeit nicht das Gefühl, dem Zusammenbruch nahe zu sein. Anstatt müde und ein wenig gereizt zu sein – die übliche Reaktion auf Billy Joes Brotzeiten –, fühlte ich mich wundervoll und wie verjüngt. Ich schien den Schlaf einer ganzen Nacht in einigen wenigen Minuten komprimiert bekommen zu haben. Normal war das ganz sicher nicht. »Ich möchte mich nicht beklagen, aber was ist hier gerade geschehen?«
    Billy Joe grinste. »Irgendein Vampir hat deine Kraft abgesaugt, mein Schatz, wahrscheinlich um dich an der Flucht zu hindern. Er hat einen beträchtlichen Teil deiner Energie in ein metaphysisches Gefäß geleitet und sie mit einem Teil seiner eigenen Kraft abgeschirmt, damit du erst dann Zugang dazu hast, wenn er dich freigibt. Ich habe die Abschirmung zufälligerweise durchdrungen, als ich versuchte, mich an dir zu laben, und dadurch habe ich ganz plötzlich eine Riesenportion abbekommen.« Er sah mich an und wackelte mit den Brauen, die fast so braun und fest waren wie damals in seinem richtigen Leben. »Verdammt, lass uns auf den Putz hauen!«
    »Später. Erst brauche ich meine Sachen.«
    Billy Joe salutierte zackig und flog wie ein glitzernder Komet durchs Fenster. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne und fragte mich, wer

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