Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
immer noch besser als gar nichts. Ein Zeichen für das Universum, dass ich die Nase voll hatte von Leuten, die mein Leben ruinierten – dafür brauchte ich keine Hilfe. Das einzige Problem bei der ganzen Sache war der Teil, der das Töten betraf; allein beim Gedanken daran wurde mir übel. »Wenn das mit der Besessenheit klappt, siehst du sofort, was er getan hat.«
    »Das ist ein ziemlich großes Wenn. Für so etwas sind eigentlich Dämonen zuständig. Ich bin nur ein einfacher Geist.«
    »Bei mir hast du keine Schwierigkeiten.« Wein, Frauen und Musik hatten in Billy Joes Leben eine große Rolle gespielt, mit Schwerpunkt auf den beiden Ersteren. Was sein Bedürfnis nach Punkt zwei betraf, konnte ich ihm kaum helfen, und ich verabscheute seinen Musikgeschmack – er mochte Elvis und Hank Williams. Aber gelegentlich belohnte ich ihn mit einem Drink, wenn er etwas besonders gut gemacht hatte, und das bedeutete natürlich mehr als den Kauf eines Sechserpacks. Allerdings konnte man bei jenen Gelegenheiten nicht von echter Besessenheit sprechen. Zwar ließ ich ihn meine Geschmacksknospen benutzen, aber ich hatte weiterhin volle Kontrolle. Es geschah nicht oft, und er achtete immer darauf, sich zu benehmen, weil er wusste: Wenn er sich danebenbenahm, vergrub ich die Halskette mitten im Nichts, sobald er schwach wurde, und überließ ihn seinem Schicksal. Doch solange er die Regeln beachtete, nahm ich ihn gelegentlich auf und gab ihm die Möglichkeit, zusammen mit mir zu essen, zu trinken und zu feiern. Da ich nicht die Angewohnheit hatte, mich volllaufen zu lassen und in irgendwelchen Kneipen Randale zu machen, ging es für seinen Geschmack nie wild genug zu, aber er gab sich damit zufrieden.
    »Du bist ein ungewöhnlicher Fall«, erwiderte Billy Joe. »Bei anderen Leuten ist es viel schwerer. Wie dem auch sei, bitte beantworte meine Frage.« Ich spielte mit einem kleinen Sektquirl, der einen winzigen Totenkopf trug, und fragte mich, warum ich zögerte. Es fiel mir nicht so schwer, über den Tod meiner Eltern zu reden. Mit meiner Zeit auf der Straße verbanden sich Erinnerungen, die ich lieber ruhen ließ, aber wie Billy Joe ganz richtig angedeutet hatte: Ich war erst vier Jahre alt gewesen, als Tony die Ermordung meiner Eltern angeordnet hatte. Die Erinnerungen an die Zeit davor waren vage: Meine Mutter war vor allem ein Geruch – offenbar hatte sie nach Rosen duftendes Talkumpuder benutzt – und mein Vater ein Gefühl. Ich entsann mich an starke Hände, die mich in die Luft geworfen und dann gedreht hatten, als sie mich wieder auffingen. Ich hörte auch noch sein Lachen, eine tiefe, volle Stimme, die mich bis in die Zehenspitzen wärmte und mir das Gefühl gab, geborgen zu sein. Ich hatte mich nicht oft sicher gefühlt, und das mochte der Grund dafür sein, warum jene Erinnerung so deutlich war. Alles andere, das ich über meine Eltern wusste, ging auf die Vision zurück, die ich als Vierzehnjährige von ihnen hatte. Einhergehend mit der Pubertät bestand mein damaliges großartiges Geburtstagsgeschenk darin, zu sehen, wie sich das Auto meiner Eltern in einen großen orangefarbenen Feuerball verwandelte, der nur zerfetztes Metall und brennende Ledersitze zurückließ. Ich beobachtete die Explosion von Jimmys Auto aus und hörte, wie er mit seinem Boss telefonierte. Er zündete sich eine Zigarette an und berichtete ruhig, dass alles nach Plan gelaufen war, und er bekam den Auftrag, das Kind – mich – vom Babysitter abzuholen, bevor die Bullen nach mir suchten. Dann lösten sich die Bilder auf, und ich fand mich am ganzen Leib zitternd in meinem Zimmer auf Tonys Landsitz wieder. In jener Nacht ging die Kindheit für mich zu Ende. Eine Stunde später, als der Morgen dämmerte und die Vampire in ihren sicheren Unterkünften ruhten, lief ich fort. Drei Jahre blieb ich weg.
    Da ich meine Flucht nicht im Voraus geplant hatte, fehlten mir all die Dinge, die mir das FBI beim zweiten Mal zur Verfügung stellte, um mir die ganze Sache zu erleichtern. Es gab keine gefälschte Sozialversicherungskarte oder Geburtsurkunde, keinen garantierten Job und niemanden, an den ich mich wenden konnte, wenn etwas schiefging. Ich wusste nicht einmal, wie die Welt außerhalb von Tonys Hof funktionierte, wo manchmal Leute zu Tode gefoltert wurden, aber niemand schlecht gekleidet war oder hungern musste. Ich wäre aufgeschmissen gewesen, wenn ich nicht Hilfe von unerwarteter Seite bekommen hätte.
    Meine beste Freundin als Kind war Laura

Weitere Kostenlose Bücher