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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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noch. Also wirklich, nun wach schon auf! Ich taste nach Stellen, wo ich mich kneifen kann.
    Und dann ist sie da, neben meinem Bett, als ob sie den Raum gar nicht durchqueren musste, als ob sie da einfach hinlevitiert ist wie ein Engel, was total in Ordnung geht, weil das hier ja bloß ein Traum ist und im Traum ist jeder Blödsinn möglich, der einem einfällt.
    Sie sieht mich an. Sie nimmt mein Gesicht in die Hände, Falten treten um ihre Augen hervor und dann rollen ihr große nasse Tränen die Wangen herunter und tropfen mir ins Gesicht. Ach du Schreck. Was für eine Szene! Wird höchste Zeit, dass ich aufwache. O nein, jetzt küsst sie mich auch noch und schluchzt.
    »Ach, Bobby! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Es tut mir ja so leid, meine Kleine.« Noch mehr Tränen.
    Die Mutter in diesem Traum ist ja ziemlich feuchtigkeitshaltig. Sie trieft richtig. Buchstäblich und auch im übertragenen Sinn.
    Dann geht die Tür ein zweites Mal auf und Smitty kommt herein. Und hinter ihm Pete und Russ, dann noch ein Muskelmann in Schwarz, den ich nicht kenne, und zum Schluss eine Frau im weißen Kittel, die sich mein Handgelenk schnappt. Himmel. Das ist der Zauberer von Oz, ich bin Dorothy und diese Landeier hier, die unbegreiflicherweise einfach in mein Schlafzimmer kommen dürfen, sind doch tatsächlich die Freunde aus meinem Traum.
    Träume ich immer noch?
    »Autsch!«
    Die Schwester hat mich mit einer Nadel gepikst. »Muss leider sein«, flötet sie und lächelt mich an.
    »Nur ein Bluttest, Bobby«, sagt Mum. »Kein Grund zur Aufregung. Wie geht es dir?«
    »Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt«, sagt Russ. »Bist voll mit dem Kopf aufs Boot geknallt. Überall Blut.«
    »Voll uncool, Bobby.« Smitty bedenkt mich mit einem Lächeln.
    »Nach deiner genialen Schießeinlage war es ganz schön gemein, dass du vom Rest nichts mehr mitbekommen hast«, trällert Pete.
    »Jetzt wartet mal.« Ich setze mich mit Mühe aufrecht hin. »Wo sind wir?« Ich stelle die Füße auf den kalten Boden und versuche aufzustehen. »Du!« Ich zeige auf Pete. »Du bist gebissen worden. Du hast dich verwandelt und wolltest mich packen.« Der Boden schaukelt. Ich wanke, Übelkeit steigt mir in die Kehle. Alle rufen »Achtung!« und Mum und die Schwester helfen mir wieder ins Bett.
    »Pete geht es gut«, sagt Mum. »Er ist verletzt worden, hat sich aber nicht infiziert.«
    »Die haben mich wieder zusammengeflickt, Bobby.« Pete lüpft zögernd sein T-Shirt. »Mir geht’s bestens. Was da auf den Stufen am Wasser passiert ist, tut mir leid.« Er zuckt mit den Schultern. »Es ist alles so schnell gegangen, dass ich es gar nicht richtig mitbekommen habe – aber ich kann nur vermuten, dass ich ausgerutscht und auf dich draufgefallen bin.«
    »Und wir sind in Sicherheit?« Ich drehe mich zu meiner Mutter um.
    »Das hier ist ein Lazarettschiff«, sagt sie. »Wir befinden uns auf der Nordsee. Wir sind in Sicherheit.«
    Ich sehe mich im Raum um. Da ist ein Bullauge. Das hätte eigentlich ein fetter Hinweis sein müssen. Wobei, im letzten Krankenhaus gab es tropische Schmetterlinge und worauf lief es da am Ende hinaus …?
    »Dann haben wir mit den Koordinaten richtiggelegen.« Der Raum schaukelt immer noch, aber jetzt weiß ich wenigstens, dass es nicht an mir liegt. Ich blicke zu Mum hoch. »Du hast hier gewartet, stimmt’s?«
    »Wir haben die Bucht beobachtet. Als dann der Zug angefahren kam, hatte ich das Gefühl, dass du das bist. Du findest immer einen Weg.« Sie pfeift und schüttelt den Kopf, als wäre sie verblüfft. »Für mich stand fest, dass wir alle nur hier in Sicherheit sind. Ich habe ein paar Beziehungen spielen lassen. Wir bleiben an Bord, bis das Schlimmste vorbei ist.«
    »Die Soldaten?«
    Mum zögert. »Wir haben sie davon abgebracht, uns zu verfolgen.«
    »Gut …« Ich schaue mich um. »Wo ist Alice?«
    Meine Mutter lächelt schief. »Sie war ein bisschen … seekrank. Sie muss das Bett hüten, bis es ihr wieder einigermaßen geht.«
    Kann ich absolut nachvollziehen. Mir wäre es auch lieber, ich hätte mich schon an das Schwanken gewöhnt.
    »Du solltest dich ein bisschen erholen«, sagt Mum.
    Ich sehe sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Meinst du die Sorte von Erholung, wo ihr mich in Schlaf versetzt und dann wache ich auf und ihr seid alle verschwunden, bis auf ein paar Scheißmonster, die sich um meine Gesellschaft reißen?«
    Mum verzieht wegen meiner Ausdrucksweise das Gesicht. »Nein, Roberta.

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