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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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überhaupt nicht in Frage! Ich kann dieses große Wiedersehen doch nicht als Glatzenbobby über die Bühne bringen. Ich sehe grauenhaft aus. Ich habe Regenhosen an, um Himmels willen, ich mache witsch-witsch-witsch beim Gehen. Ich rieche nach verfaulter Kuh und Formaldehyd und Fluss-Schlamm und totem Soldat. Und von den anderen sieht niemand so schlimm aus wie ich. Alice hat – ich schwöre – glänzendes gebürstetes Haar. Da besteht keine Hoffnung für mich. Da kann ich mir ebenso gut ein paar Vorderzähne ausschlagen und es hinter mich bringen.
    Es ist anstrengend, den Hang hinunterzugehen. Wir machen auf halber Höhe eine Pause und kratzen uns den Schlamm wenigstens teilweise von den Füßen.
    »Falls er hier ist, dann hat er sich gut versteckt.« Pete bibbert neben mir.
    An dem Pferch ist nichts ungewöhnlich. Einfach solche altertümlichen Mauern aus großen Felsbrocken, die sich alle wundersamerweise ohne Zement ineinanderfügen. Es gibt kein Dach; keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    »Wo wir schon mal hier sind, sehen wir uns auch um.« Russ macht einen auf optimistisch. Wir zockeln weiter abwärts, immer noch bis zu den Knöcheln im Schlamm, und schlittern diagonal den Hang hinunter, was mich an meine lausigen Snowboardversuche vor ein paar Wochen erinnert.
    In der Mauer auf der anderen Seite klafft eine Öffnung. Wir stapfen dorthin und treten hindurch.
    Drinnen bietet das Teil tatsächlich ein bisschen Schutz; schon erstaunlich, wie die Wände doch einiges von dem Regen abhalten. Der Boden ist mit Heu gesprenkelt (oder mit Stroh, ich blicke da weiterhin nicht durch) und es gibt ein paar solcher Futtertröge aus Metall, an denen sich hungrige Schafe satt essen können. Bloß hungrige Schafe gibt es nicht. Und definitiv keinen Smitty. Na ja, was habe ich erwartet? Dass er da in einer Ecke kauert und auf einer Rübe rumkaut? Ja, vielleicht. Ich gehe an der Mauer entlang, an dem ersten Trog vorbei und weiter zum zweiten.
    »Hier ist nichts.« Meine Stimme klingt schrecklich. Krächzig, rau. Total fertig. Ich bin auch total fertig. Ich würde mich am liebsten hinten in den Jeep hauen und dann soll Pete uns fahren, wo immer er hinkann. Mir steht die ganze Scheiße bis hier.
    »Dann gehen wir eben weiter«, sagt Russ laut. »Immer in diese Richtung. Es kann nicht mehr weit sein.«
    Das Heu oder Stroh beim Trog hier in dieser Ecke sieht weich aus. Ich glaube, ich lege mich gleich hier hin. Durchgeweicht bin ich sowieso schon und auf diese Weise brauche ich mir nicht Alice’ Gequatsche im Jeep anzuhören. Jepp, die Sache steht fest. Ich bleibe. Ich scharre halbherzig mit einem Stiefel in dem Heu-Stroh, wie ein Hund vor dem Hinlegen am Boden kratzt.
    Volltreffer.
    Ich schiebe noch mehr beiseite und verkneife mir den Jubelschrei in meiner Brust, bis ich sicher bin. Und dann gehe ich auf alle viere hinunter und sehe, dass es stimmt, aber ich sage den anderen immer noch nichts.
    Da ist eine kleine hölzerne Falltür. Dort in der Erde.
    Ich nehme mir einen Moment Zeit, der nur mir gehört, um mich kurz zu sammeln; sobald es die anderen nämlich wissen, gehen wir da hinunter und haben ihn gefunden und ich muss damit klarkommen. Hoffnung und Staunen erfüllen mich. Das ist es jetzt. Ich hab ihn gefunden, Mum. Ich hab ihn gefunden.
    Ich stehe auf, langsam, mit weichen Wackelknien, und drehe mich um, um den anderen Bescheid zu sagen, aber sie sind schon da. Sie müssen gesehen haben, wie ich hier rumgekrochen bin. Schweigend zeige ich auf den Stahlring, der als Griff dient.
    Russ nickt.
    Ich bücke mich, um die Tür aufzuklappen. Sie ist schwerer, als ich dachte, aber sie bewegt sich auf gut geölten Scharnieren und ich schaffe es.
    Ein paar Stufen nach unten. Zu einem niedrigen Tunnel, der unter der Mauer verschwindet.
    »Ein Bunker?«, flüstert Pete.
    Ich gehe die Stufen hinunter und ziehe den Kopf ein, um im Tunnel nicht anzustoßen. Russ gibt mir die Taschenlampe aus dem Jeep. Ich knipse sie an, aber viel ist nicht zu sehen. Wenige Meter weiter kommt eine Öffnung zu einem größeren Raum. Ich krabble dorthin und quetsche mich hindurch und stelle fest, dass ich mich aufrichten und mit der Taschenlampe umherleuchten kann.
    Ein kleiner Raum. Wellblechwände, Steinboden. An der gegenüberliegenden Wand eine Campingliege. In der Raummitte ein bisschen Krempel – ein Pappkarton, eine Art Laterne. Einwickelpapier von Schokoriegeln. Zu meiner Rechten ist eine Nische mit einem Vorhang davor. Ich ziehe ihn auf;

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