Untot | Sie sind zurück und hungrig
Kopf. »Seit Wochen nicht mehr.«
Ich schlucke, gehe an ihm vorbei zu Alice und kauere mich neben sie. Ihre Brust hebt und senkt sich und als ich ihre Haare zur Seite streiche, um zu sehen, ob sie verletzt ist, bewegt sie den Kopf und hustet.
»Hast du Alice geküsst?«
Es ist das Blödeste, was ich sagen kann, aber es rutscht mir einfach so heraus.
»Wach geküsst sozusagen.« Smitty sieht mich stirnrunzelnd an. »Die gute alte Lizzie ist praktisch auf mich draufgefallen. Ich hatte Angst, dass sie nicht mehr atmet, also hab ich bei ihr ein bisschen Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht.«
So wie er das sagt, klingt es richtig eklig.
»Wir sollten los.« Er zieht Alice hoch. Sie stöhnt leise und er hievt sie sich auf die Schulter wie ein Feuerwehrmann. »Da sind ein paar Männer in Schwarz hinter euch her.«
»Ist mir aufgefallen.« Ich lege so viel Giftigkeit in die drei Worte, wie mir nur möglich ist.
Ich bin beeindruckt, dass er immer noch so stark ist, und gleichzeitig finde ich es total blöd, dass mich das beeindruckt.
»Hier lang.« Er geht den grasbewachsenen Vorsprung entlang. »Pass auf, wo du hintrittst.«
Was ist los mit mir? Ich sollte heilfroh sein und total aus dem Häuschen vor Freude, dass er da ist, aber ich glaube, der Traum-Smitty hat mir besser gefallen.
Der Vorsprung erstreckt sich bis ganz hinunter zum Fuß des Hügels und plötzlich ist da die Baumlinie mit dem Feld dahinter.
»Psst!«
Ich wirbele herum. Es sind Russ und Pete, die mit Augen, so groß wie Untertassen, die Erscheinung anstarren, die Alice über der Schulter trägt. Pete wirft den Kopf zurück und lacht lautlos. Russ sieht kurz zu ihm und dann zu mir und ich kann sehen, dass er sofort weiß, wer der große dunkle Fremde ist. Er joggt zu uns herüber, Pete galoppiert hinterher. Ich räuspere mich.
»Russ, das ist …«
»Smitty!« Pete stürzt auf ihn zu und umarmt ihn, woraufhin Smitty ein bisschen aus der Balance kommt und Alice um ein Haar fallen lässt. »Ich wusste, dass du hier irgendwo steckst. Ich wusste es.«
»Mich freut’s auch, dich zu sehen, Petey-Puuh.« Smitty lacht. »Cooler Haarschnitt.« Er wendet sich an Russ. »Neu dabei? Ich kann dir nur davon abraten, zu lange mit diesen Spinnern rumzuhängen; die bringen einen nur in Schwierigkeiten.«
Russ grinst schmallippig und hält ihm eine Hand hin. »Russ. Ich war bei dem Unfall mit im Bus.«
»Hi, Russ aus’m Bus«, sagt Smitty. »Du wirst entschuldigen, dass ich dir nicht die Hand gebe, aber ich hab im Moment beide Hände voller Blondine und die ist echt schwerer, als sie aussieht.«
»Geht’s ihr einigermaßen?«, fragt Pete.
»Sie atmet, ist aber ohnmächtig«, sagt Smitty. »Und in diesem Zustand ist sie uns allen doch eigentlich am liebsten, stimmt’s?« Er klatscht ihr auf den Hintern. »Die wird schon wieder. Ist ein kleiner Dickschädel.«
Ein Geräusch von hinten lässt uns die Köpfe einziehen.
»Wir müssen jetzt zum Jeep.« Russ übernimmt die Führung und geht nach links. »Hier lang.«
»Richtige Idee«, sagt Smitty. »Aber falsche Richtung.« Er zeigt nach rechts. »Zum Jeep geht’s hier lang.«
»Nein.« Russ runzelt die Stirn. »Wir haben ihn auf dem Berg stehenlassen.«
»Ihr schon.« Smitty bahnt sich bereits einen Weg zwischen den Bäumen hindurch. »Und da habe ich ihn mir gekrallt.«
Wir folgen ihm sprachlos.
»Ich hab die Bremse gelöst und bin im Leerlauf den Hang runter. Das war vielleicht eine Fahrt.«
Als wir bei der Baumlinie ankommen, sehen wir den Wagen – wie bestellt am letzten Baum geparkt. Smitty macht die Heckklappe auf und wuchtet Alice hinten hinein. Er wirft Pete die Schlüssel zu. »Jetzt gehört er wieder dir.« Er springt auf die Rückbank, ich daneben. Russ und Pete steigen vorn ein und Pete startet den Motor. Als wir losfahren, sehe ich ein Stück entfernt zwei Soldaten aus dem Wald treten.
»Schneller, Pete!«, rufe ich. »Sie sind hinter uns!«
Er tritt aufs Gas und Schlamm klatscht ans Fenster, als die Räder durchdrehen. Aber dann greifen sie endlich und wir donnern über die klumpige Erde davon, weg von den Bäumen, quer durch die Felder. Pete hält sich schlauerweise rechts von einem kleinen Hügel, so dass unsere Verfolger nicht auf die Reifen schießen können.
»Die rennen jetzt bestimmt zum Hubschrauber.« Russ beißt die Zähne zusammen. »Wir müssen uns verstecken, bevor sie in der Luft sind.«
»Fahr weiter, Petey«, sagt Smitty. »Die Straße ist gleich hinter dem Hügel da.
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