Untot | Sie sind zurück und hungrig
meisten Nervenenden inzwischen anscheinend abgestorben sind. Ob ich wohl zum Halbzombie werde?«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Ich warte immer noch darauf, dass meine Superkräfte zum Vorschein kommen.« Er strahlt. »Sie hat mich zusammengeflickt, dann sind wir losgefahren. Zu dem Bunker. Ich bin die meiste Zeit ohnmächtig gewesen; mal war sie da, dann war sie weg. Ich weiß noch, dass sie von dir gesprochen hat – dass du kommen würdest.«
Ich lache leise. »Sehr optimistisch von ihr.«
Smitty sieht mich an. »Sie hätte dich nicht einfach dort gelassen, Bob.«
»Jepp. Hat sie ja auch nicht.« Ich schüttele den Kopf. »Und rate mal, wen sie zu unserer Hilfe geschickt hat.« Ich warte seine Antwort nicht ab. »Grace.«
»Was? Die Blonde aus der Burg?« Seine Miene verfinstert sich, während er überlegt. »Na schick. Aber das passt total zusammen. Zum Bunker sind wir nämlich auf einem Schneemobil mit Schlitten hintendran gefahren. Weißt du noch, die aus der Burg? Sie muss sich dort mit Grace getroffen haben.« Er schüttelt den Kopf. »Wie in aller Welt konnte sie ihr vertrauen, dass sie dich da rausholt? Und wieso hat sie angenommen, dass du Grace vertrauen würdest?«
»Es war anscheinend ihre einzige Option.«
»Und was ist aus der guten Grace geworden?«
»Die Xanthro-Leute haben sie erschossen. Während unserer Flucht. Sie haben sie umgebracht.« Meine Stimme bricht ein bisschen. »Direkt vor unseren Augen.«
Smitty saugt Luft durch die Zähne ein und sieht nach unten auf die Gleise. »Mies gelaufen für sie.«
»Xanthro hat sich in mehrere Lager gespalten. So viel konnten wir den Gesprächen von Soldaten im Krankenhaus entnehmen. Grace hat gesagt, das macht den Laden nur noch gefährlicher. Inzwischen muss ich ihr Recht geben. Smitty …« Ich kann mich nicht länger zurückhalten. »Warum ist meine Mum nicht selbst gekommen? Warum hat sie mich da zurückgelassen? Mitten in Xanthro-Land? Warum ist sie nicht gekommen und hat mich gerettet?« Ich kann ein Schniefen nicht unterdrücken. Gott, wie ich das hasse, aber ein winzig kleines, jämmerliches Schluchzen rutscht mir heraus. »Die ganze Zeit ist mir das immer wieder im Kopf rumgegangen und es zerreißt mich innerlich. Sie hat mich im Stich gelassen. Dich hat sie gerettet – hat dich versteckt, weil du wichtig für sie bist, aber ich sollte selber sehen, wie ich da rauskomme.«
Smitty sieht mich geschockt an und von seinem mitleidigen Gesichtsausdruck dreht sich mir fast der Magen um.
»Zu mir hat sie gesagt, dass du das schon schaffst«, sagt er schlicht.
Plötzlich fängt es draußen an zu schütten und das Prasseln an der Windschutzscheibe lässt uns zusammenzucken. Smitty klackt mit ein paar Schaltern herum, bis ein Scheibenwischer loslegt. Wir sehen ein, zwei Minuten lang schweigend zu, dann sagt er doch noch was.
»Weißt du was, Bobby? Sie hat mir gesagt, dass sie da nicht noch mal hindurfte. Wenn sie versucht hätte, dich zu retten, dann hätten die euch beide umgebracht. Darum.«
»Das hat sie gesagt?«
»Ja.« Er denkt nach. »Sie hat gesagt, dass du da drin viel sicherer wärst als draußen bei ihr und dass sie dir helfen würde, da rauszukommen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Ehrlich?« Ich versuche, den Funken Hoffnung in meinem Herzen zu ersticken. »Bloß war ich da drin nicht sicher.« Ich ziehe das Blatt Papier hervor, das ich aus Marthas Büro habe, mit den Namen von Alice und mir darauf, und zeige es Smitty. »Xanthro hat Alice und mich auf irgendwas getestet. Ich glaube nicht, dass sie bei Alice was gefunden haben, aber in meiner Akte steht, ich wäre eine Überträgerin. Ich glaube, darum sind sie die ganze Zeit hinter mir her. Mum hat das auch gewusst, nehme ich an. Warum also mich aufs Spiel setzen?« Wenn ich noch länger darüber nachdenke, kriege ich Kopfschmerzen.
Smitty liest, was auf dem Papier steht, und schüttelt den Kopf. »Halt dich lieber an mich, Süße. Wir Mutanten müssen zusammenhalten.«
Ich lenke das Gespräch auf ein weniger verfängliches Thema.
»Hast du von meiner Mutter irgendwas darüber gehört, was draußen los ist?«
Er zuckt mit den Schultern. »Bröckchen. Dass sich die Seuche total schnell ausbreitet. Viele Menschen sind nach Süden geflohen, aber dann hat man die Grenze dichtgemacht. Eine Zeit lang hat die Armee Überlebende zusammengeholt, aber als es immer schlimmer wurde, haben sie die Rettungsaktionen abgebrochen.« Er setzt sich anders hin.
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