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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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aufregenden Träume gehabt?« Von nahem ist zu sehen, dass sein Gesicht immer noch suppt. »Du warst ja vollkommen wehrlos. Hast du einfach dagelegen und die Beine breit gemacht?«
    Smitty brüllt los und ich boxe nach Michaels eiterigem Gesicht. Aber er ist ausnahmsweise mal schnell und schlägt meine Hand beiseite. Durch den Schwung verliere ich die Balance und falle hin. Smitty dreht durch und einen Moment lang sind alle mit ihm beschäftigt – sogar der Mann, der Pete und Alice in Schach hält – und niemand achtet mehr auf mich. Das ist meine Chance. Ich renne, so schnell ich kann, ans Ende des Wagens und dränge mich durch die sich öffnende Verbindungstür. Russ sieht mich an, hämmert auf den Knopf der Zugtür und wortlos zwängen wir uns hindurch und springen hinunter auf den Grasstreifen. Ich strecke mich nach oben und schließe die Tür gerade noch rechtzeitig, bevor der erste Zombie auftaucht – der Schaffner. Uns kriegt er nicht mehr, aber nun sieht er ein paar andere Leute im Zug, die ihren Fahrschein noch nicht gezeigt haben, und stolpert auf sie zu.
    »Smitty!«, rufe ich. Russ und ich laufen in Fahrtrichtung draußen am Zug entlang. Gerade als wir bei Alice ankommen, die verwirrt und allein auf dem Grasstreifen steht, springt Smitty aus der vorderen Zugtür. Russ greift nach oben und schlägt auf den Knopf für die Tür, die zischend wieder zugeht.
    Schüsse gellen. Zuerst denke ich, die schießen auf uns, aber dann wird mir klar, dass sie unsere untoten Mitreisenden abknallen, die sich jetzt ihren Weg durch den ersten Wagen bahnen.
    »Lauft!«, rufe ich und ziehe Smitty auf die Füße. Die werden bestimmt nicht lange dazu brauchen, die Tür wieder zu öffnen.
    »Wo ist Pete?«, ruft Russ.
    Ein weißer Irokese erscheint in der Tür der Führerkabine. Pete springt nach unten und grinst.
    »Dann war mein Timing also richtig. Ich hab sie eingeschlossen.«
    »Wie das?« Ich bin schon am Rennen.
    »Die Zugtüren haben alle elektronische Verriegelung«, keucht Pete. »Ich hab die ganzen Kabel rausgerissen und auf das Beste gehofft.«
    Anscheinend war die Aktion goldrichtig, denn bis jetzt fliegen uns weder Kugeln um die Ohren noch werden wir von Männern in Schwarz gejagt. Aber ich werde nicht darauf bauen, dass wir viel Zeit haben, bis sie diese Türen wieder aufbekommen oder merken, dass sie über die Führerkabine herauskommen können. Und dann wäre da noch die Kleinigkeit mit dem Hubschrauber, der wieder gestartet ist und jetzt drohend über uns kreist.
    »Zum Hafen!«, ruft Russ weiter vorn. Wir pflügen uns durch eine Wiese, deren hohe Halme gegen meine Schenkel peitschen. Dann geht es über ein Lattentor und dahinter eine kleine gewundene Straße hinunter zu einem Dorfanger und dann kommt der Strand.
    Und vor uns breitet sich der Nebel aus. Er steigt vom Meer auf und kriecht durch das Städtchen auf uns zu – Stellen von klarer Luft hier und da am Strand und bei der Hafenmauer, aber ansonsten überall dichter, undurchdringlicher Nebel.
    Wir bleiben stehen.
    »Hört ihr die Untoten?«, haucht Alice.
    Das bedarf keiner Antwort, wir können sie alle hören. Die Ächzer, die aus dem Nebel dringen. Irgendwo in dieser grauen Suppe beim Hafen stolpern Leichen umher und warten auf uns.
    Die Spitze des Leuchtturms ragt eben noch so aus dem Nebel. Es gibt keine Möglichkeit, außen rum zu gehen, wir müssen mitten durch dieses undurchsichtige Grau hindurch.
    »Die sehen ja genauso wenig wie wir«, flüstert Smitty. »Hat jemand Lust auf Blindekuh?«
    Ich sehe nach hinten. Die Zombiepassagiere und die verschlossenen Wagentüren werden die Soldaten nur ein oder zwei Minuten aufhalten, dann hängen sie uns an den Fersen.
    »Ganz leise und ganz schnell«, zische ich den anderen zu. »Zum Leuchtturm oder aus die Maus.« Ich muss mit gutem Beispiel vorangehen und hole tief Luft. »Hier lang!« Ich treffe meine Entscheidung und schlage mich nach links in den Nebel.
    Der Nebel verschlingt mich. Ich bin blind und husche auf Zehenspitzen so schnell durch das Nichts, wie ich mich traue. Während meiner ganzen unterirdischen Abenteuer hatte ich nie solch ein klaustrophobisches Gefühl wie jetzt. Die Hände ausgestreckt, ohne sagen zu können, ob da vor oder neben mir jemand ist und gleich aus diesem feuchtkalten Weiß auftauchen wird, das mich zu ersticken droht. Anders als im Wald weiß ich, dass sie hier überall sind, manchmal nur ein, zwei Meter entfernt – ich höre sie, ich rieche sie, ich bekomme ab und

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