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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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zu kurz stolpernde Umrisse zu sehen und spüre fast schon ihren Atem im Nacken. Mir schlägt das Herz bis in die Ohren, das Blut steigt mir heiß in den Kopf und lässt meine ausgestreckten Finger prickeln. Ich muss mich darauf konzentrieren, vorwärts zu gehen, oder ich werde erstarren, mit Händen wie Klauen, als würde ich mich an den letzten in Auflösung begriffenen Resten meines Mutes festkrallen wollen.
    Ein Stück hinter mir kann ich Smitty und Russ spüren und ab und zu höre ich zwischen den Ächz- und Stöhnlauten ein unterdrücktes Quieken. Alice ist auch unterwegs. Wenn sie mitmacht, dann steckt Pete hier garantiert auch irgendwo. Wir können uns nur vorwärts bewegen, können nur weitergehen. Auf dem Boden liegen ausrangierte Fischernetze, Seilrollen und Hummerkäfige; wir müssen gleich bei der Hafenmauer sein.
    Bitte, Mutter, bitte warte da auf uns. In einem Boot, und zwar einem schnellen, das sich am besten in ein U-Boot verwandelt und uns hier wegbringt, fort von den Monstern, fort von den Männern mit Gewehren.
    Ich stoße mit dem Zeh an eine niedrige Mauer. Der Hafen. Ich kann das Meer riechen und irgendwo weiter unten das Klatschen der Wellen hören. Und dann sehe ich Boote aus dem Nebel auftauchen.
    Die Winde wehn, die Wellen gehn,
    dein Boot fährt übers Meer.
    Und siehst du einen Zombie stehn,
    dann komm erst gar nicht her …
    Ich folge der Mauer entlang zum Hafen, bis ich Stufen sehe, die nach oben führen. Wir sind da, wir haben den Leuchtturm gefunden, das hier ist Elvenmouth Light.
    Ich steige die Stufen hinauf in den Nebel. Vor mir taucht eine knallblaue Tür auf. O Gott, hoffentlich ist sie nicht abgeschlossen. Ich versuche den Knauf und er lässt sich problemlos drehen. Volltreffer!
    Die anderen kommen oben an der Treppe an, mit aschfahlen Gesichtern. Wortlos öffne ich langsam die Tür, sämtliche Nerven zum Zerreißen angespannt, und rechne voll damit, dass gleich ein Monster vor mir steht.
    Aber da ist keins. Nur ein leerer Eingangsbereich mit einer alten Wendeltreppe aus Eisen und Messing, die durch ein modernes hohes Gitter mit einer Tür darin abgesperrt wird. Russ läuft zu der Tür und dreht am Knauf, zieht kräftig. Nichts. Er rüttelt daran, versucht es mit Drücken, dann dreht er sich zu mir um.
    »Schlüssel?« Ich hebe meine Hände. »Welchen Schlüssel? Ich hab keinen.«
    Russ guckt zu Smitty. »Hat Bobbys Mutter ihn dir gegeben?«
    »Nein«, sagt Smitty. »Meinst du nicht, ich hätte das inzwischen erwähnt?«
    »Au verdammt.« Ich gehe auf und ab. »Uns ist irgendwas durch die Lappen gegangen, hinten beim Bunker.« Ich nehme den Rucksack von meiner Schulter und taste das Futter ab. Mum muss uns einen Schlüssel hinterlassen haben. So einen Fehler würde sie nie machen.
    »Vielleicht ist er ja hier«, sagt Alice und sucht den leeren Vorraum ab, fährt mit den Händen die Steinwände entlang. »Oder nein. Draußen unter einem Stein. Die Leute legen ihre Schlüssel immer draußen unter einen Stein.«
    »Ich seh mal nach«, sagt Russ und verschwindet aus der Tür.
    Inzwischen ist Smitty die Gittertür hinaufgeklettert und zieht sich an der Absperrung hoch. Oben ist ein Spalt von ein paar Handbreit; er versucht sich da hindurchzuzwängen, bloß ist er nicht schmal genug.
    Aber ich müsste da hindurchpassen.
    »So hat sie sich das auch gedacht«, sage ich mehr zu mir als zu den anderen. Bevor ich noch hinaufklettern kann, kommt Russ hereingeplatzt.
    »Die Soldaten sind da draußen«, flüstert er. »Sie kommen durch den Nebel. In unsere Richtung.«
    »Können wir sie aussperren?«, frage ich. »Die Tür irgendwie verrammeln?« Aber ich kenne die Antwort. Hier drin gibt’s nichts. Und außerdem, was würde das bringen? Sobald sie wissen, wo wir sind, kommen wir hier eh nicht mehr weg.
    Ich gehe zur Tür, taste nach meiner Jackentasche. »Einer von euch muss da oben durch die Lücke und den verfluchten Leuchtturm einschalten. Pete!« Ich zeige mit dem Finger in seine Richtung. »Du bist dünn genug und auch schlau genug. Los!«
    Jetzt ist es so weit. Ich hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde, aber so ist es nun mal. Wir können nirgendwo mehr hin, uns nirgendwo verstecken und es gibt nur noch eine Lösung.
    Ich greife in die Jackentasche nach der Pistole.

Kapitel
 
25
  Ich ziehe die Pistole heraus. Sie ist in die Folie eingewickelt. Gott, warum habe ich sie nicht ausgepackt gelassen? So taugt sie ja nicht gerade zum schnellen Ziehen. Aber geladen ist sie, das

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