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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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mal nichts. Vielleicht würden sie dann ohne meine Hilfe draufkommen. Die Polizistin wirkte nicht unintelligent.
    Ja, Milan, ich weiß, du findest das nicht fair. Ich hatte dich zu einem Mord verführt, und nun wollte ich dich hinhängen. So siehst du das. Aber falsch, mein Lieber. Ich hatte nichts dergleichen getan. Ich hatte dir lediglich zu verstehen gegeben, dass es ... nun ja ... bessere Chancen auf eine gemeinsame Zukunft mit Karin geben könnte, wenn ihr Mann nicht mehr ... da wäre. Ich ließ durchblicken, dass Karin sich nach einem Menschen sehne, der diese heikle Aufgabe für sie übernehme. Ich sagte, Karin habe mir das angedeutet.
    Nun, das stimmte immerhin - fast. Karins Mann hatte sich im Lauf ihrer Ehe zu einem emotionalen Eisberg entwickelt. Er behandelte Karin »anständig« (was für ein armseliger Ersatz für Liebe und Zuwendung!), das heißt: Er war penibel, kalt, langweilig, lieblos, herzlos. Vernarrt in seine Arbeit und die Intelligenz seiner Tochter, blind für die Bedürfnisse seiner Frau. Karin blieb bei ihm, um ihrer Tochter eine Familie zu bieten, aus keinem anderen Grund.
    Das war die Wahrheit, der ich, sagen wir, ziemlich nahe kam. Ich übertrieb ein wenig ihre Verzweiflung (das fiel mir leicht, denn mein Exmann war Thomas' Bruder im Geiste). Ich brachte immer wieder das Gespräch darauf. Ich bedauerte, dass Thomas eurer Liebe im Weg stand. Und dann kam Karin mir- ungewollt - zu Hilfe. Sie beendete eure Beziehung mit der Begründung, dass Thomas ihr nie verzeihen würde und ihr im Scheidungsfall die Tochter nehmen würde. Arme Karin. Sie dramatisierte ihre Situation, um überzeugend zu wirken und dich nicht zu kränken - natürlich ohne zu ahnen, was sie tatsächlich in dir auslöste.
    Du glaubtest plötzlich zu wissen, was du tun musstest.
    Ich bestärkte dich. Sanft und ausdauernd. Ich fühlte mich dir wieder so nahe wie früher. Ich dachte an eine gemeinsame Zukunft, tief im Süden, weit weg von hier. Ich hatte etwas Geld von einer Tante geerbt. Es war nicht viel, aber für ein bescheidenes Haus in einem warmen, armen Land hätte es bestimmt gereicht. Ich sah dich fischen gehen, braun gebrannt, mit nacktem Oberkörper. Ich sah mich am Ufer - einem Traumstrand - auf dich warten. Ich würde mich nur noch von Früchten und Gemüse ernähren. Ich bekäme wieder die Figur, die ich einmal hatte. Ich wäre wieder schön - für dich.
    Schade, Milan, dass du mich so enttäuscht hast. Ich stellte dich auf die Probe, aber du hast versagt.
    »
Frau Faltermeier, ich zeige Ihnen jetzt vier Fotos von vier Frauen. Kennen Sie eine davon wieder?«
    »Ja. Diese da. Ich glaube, das war sie.«
    »Das war wer?«
    »Die Frau, die auf der Lesung in Ohnmacht gefallen ist.«
    »Die den Namen Milan gesagt hat?«
    »Ja. Wenn sie's nicht war, sieht sie ihr sehr ähnlich.«
    »Erst haben Sie gesagt, dass Sie sich nicht erinnern können...«
    »Na ja, wenn man jemanden dann so vor sich sieht... Ich kann's nicht beschwören, aber ich bin mir wirklich relativ sicher.«
    »Sie können jetzt nach Hause gehen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Die Frau auf dem Foto war Theresa Leitner. Sie war doch auf dieser Lesung gewesen, auf der Milan Karin Belolavek das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte Milan doch gekannt. Sie hatte gelogen. In jeder Beziehung. Mona wandte sich an Lemberger. »Kennen Sie den Mann auf dem Foto?«
    »Nie gesehen. Wer ist das?«
    »Er heißt Milan Farkas. Kannte die Schwester Ihrer Frau ihn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum haben Sie sich von Ihrer Frau getrennt?«
    »Darüber muss mein Mandant keine Auskunft geben«, schaltete sich Lembergers Anwalt ein, der inzwischen eingetroffen war.
    »Doch, das muss er. Es handelt sich um einen Mordfall. Seine Tochter hatte etwas mit Milan Farkas zu tun. Die Schwester seiner Frau war mit einer Frau befreundet, die ebenfalls etwas mit Milan Farkas zu tun hatte.«
    »Wer ist dieser Milan Farkas?«, fragte der Anwalt verwirrt. Er war ein dünner Mann, Ende dreißig mit blonden, über der Stirn schütter werdenden Haaren.
    »Er ist tot. Herr Lemberger, sind Sie sicher...«
    »Ich kenn den nicht. Keine Ahnung, wer das ist. Den Namen hab ich nie gehört. Kann ich jetzt gehen?«
    »Sie haben nichts gegen meinen Mandanten in der Hand. Ich schlage vor...«
    »Nein«, sagte Berghammer. »Erst will ich eine Antwort.«
    Die Gesichter aller Anwesenden waren grau vor Erschöpfung. Jemand öffnete das Fenster, und ein kalter Luftzug ließ alle frösteln. Das Telefon klingelte. Mona

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