Untreu
hob ab.
»Theresa Leitner ist nicht zu Hause«, sagte sie zu niemand Bestimmtem, den Hörer in der Hand.
»Es ist zehn Uhr durch«, sagte Berghammer zu Lemberger. »Wo kann sie jetzt sein?«
Lemberger schloss die Augen und legte seinen Kopf in den Nacken. »ICH WEISS ES NICHT. WIR HABEN NICHTS MITEINANDER ZU TUN.«
»Regen Sie sich wieder ab«, sagte Berghammer.
»Wartet vor der Haustür«, sagte Mona ins Telefon und legte auf. »Warum haben Sie sich scheiden lassen?«, fragte sie Lemberger.
»Mein Mandant...«, sagte der Anwalt.
»Mit Ihnen rede ich nicht!«
Der Anwalt schwieg erschrocken. Alle Anwesenden sahen Mona an. Sie wurde selten laut. Die Wirkung war durchschlagend.
»Die Tochter
Ihres Mandanten
«, sagte Mona mit scharfer Stimme in die plötzliche Stille hinein, »ist in einen Mordfall verwickelt. Ihre Tante Theresa vielleicht auch. Wenn
Ihr Mandant
nicht redet, erwirken wir einen Haftbefehl wegen Behinderung der Ermittlungen.«
Der Anwalt öffnete den Mund, aber Lemberger legte ihm die Hand auf den Oberarm, bevor er loslegen konnte. »Okay, Felix.«
»Du musst nicht...«
»Es ist in Ordnung, Felix. Ich mache eine Aussage. Oder wie man das nennt.«
Mona schaltete das Tonbandgerät ein und nickte der Protokollantin zu.
»Wo ist Ihre Tochter, Herr Lemberger?«
Lemberger sah erneut seinen Anwalt an, der leicht den Kopf schüttelte. Dann gab er sich einen Ruck. »Sie ist ... zurzeit in Behandlung. Drogen. Man nennt sie Psilos. Es sind halluzinogene Pilze, und man bekommt sie ganz legal in den Niederlanden. Sie ist von einem Trip... nicht mehr richtig heruntergekommen. Aber es geht ihr besser. Viel besser.«
Mona beugte sich vor: »Wo, Herr Lemberger. Wo?«
Lemberger sagte ihr die Adresse. »Ich kläre das«, sagte Berghammer und ließ sich von Lucia die Telefonnummer der Einrichtung geben.
Mona atmete tief aus. Ihre Haut fühlte sich klebrig an, ihre Augen brannten. Seit drei Tagen hatte sie kaum geschlafen und nichts mehr von Lukas oder Anton gehört. Es hatte durchaus Minuten gegeben, in denen sie hätte anrufen können - wenigstens das. Aber je länger sie zögerte, desto schwerer fiel es ihr. Heute Nacht würde sie wieder nicht nach Hause kommen. Nicht bevor Theresa Leitner und Kai Lemberger hier waren. Nicht bevor sich alles geklärt hatte.
»Ihre Exfrau«, nahm sie den Faden wieder auf, »warum haben Sie sich getrennt?«
Lembergers Gesicht schien unbewegt, nur seine Kiefermuskeln arbeiteten. Wieder senkte sich Stille über den Raum. Schmidt, Forster, Fischer saßen stumm im Hintergrund, Mona und Berghammer nahe bei ihrem Zeugen. Der Anwalt sagte nichts mehr.
»Ihre Exfrau...«, begann Mona von neuem.
»Sie hat... mich verlassen. Mit einem anderen. Einem Italiener. Hat mir unsere Tochter überlassen. Reicht das?«
»Sie haben keinen Kontakt mehr?«
»Gar keinen.«
»Und Ihre Tochter?«
»Nicht dass ich wüsste. Marion lebt jetzt in Italien. Bei ihrem neuen...«
»Theresa Leitner. Welche Rolle spielte sie dabei?«
»Sie kümmerte sich um uns... in den ersten Tagen. Nein, eigentlich waren es Wochen. Sie hatte ebenfalls eine schlimme Scheidung hinter sich. Kai hat sich in dieser Zeit sehr eng an sie angeschlossen. Theresa war wie ein Mutterersatz für sie.«
»Wann endete diese ... gemeinsame Zeit? Mit Theresa Leitner?«
Lemberger sagte nichts. Sein Anwalt richtete sich auf, wachsam. »Du weißt, du musst hier nichts...«
»Ja«, sagte Lemberger. »Ich ... äh. Ich war leider gezwungen... also, ich habe ihr nach ungefähr zwei Monaten gesagt, dass sie gehen soll. Sie... äh... schien sich mehr von der ganzen Sache erwartet zu haben, und ich...«
»Theresa Leitner hat Sie angemacht, und Sie hatten kein Interesse«, fasste Mona zusammen.
»So kann man es nennen... ungefähr. Ich... mich hat das alles überfordert, die Scheidung und dann Theresa mit ihren ... Wünschen. Kai hat davon gar nichts mitgekriegt und war sehr böse auf mich. Ich hatte ihr nicht die Wahrheit gesagt... aus ihrer Sicht musste mein Verhalten...«
»Undankbar und gemein wirken?«
»Ja.«
»Sie hatten dann keinen Kontakt mehr zu Theresa Leitner?«
»Keinen. Ich weiß aber, dass Kai den Kontakt gehalten hat, und dagegen konnte ich ja schlecht was sagen.«
»Wissen Sie, weshalb die Scheidung bei Theresa Leitner zu Stande kam?«
Lemberger schwieg wieder und warf seinem Anwalt einen Blick zu. Der Anwalt sah beleidigt weg.
»Ich glaube schon«, sagte Lemberger dann.
»Und zwar?«
»Sie hat offenbar
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