Untreu
schreit. »Ich will sie!« (Wen meint er - ihre Mutter? Er kann sie nicht haben, sie gehört Maria und ihrem Vater!)
Er bestraft ihren Vater...
Satan!
Er lässt dich nie wieder los, Maria. Du kannst ihm nicht entkommen.
Maria ist Satan nicht gefolgt. Sie hat Seinen Auftrag nicht ausgeführt, sie hat Milan nicht eliminiert. Deshalb muss ihr Vater sterben.
Maria will schreien, aber kein Laut kommt aus ihrer Kehle.
Das Messer versinkt bis zum Heft im Rücken ihres Vaters. Hellrotes Blut sprudelt aus seinem Rücken. Er bricht in die Knie, mit dem Gesicht nach oben, mit einem Ausdruck, als könnte er nicht begreifen, was passiert.
Maria sieht ihm direkt in die brechenden Augen, die sie anklagen.
Deinetwegen muss ich sterben!
Bitte! Bitte nicht!
Milan stößt ein zweites und drittes Mal zu, dann springt er auf, mit entsetztem, schneeweißem Gesicht. Er lässt das Messer im Rücken ihres Vaters stecken. Er läuft - einfach weg... Er lässt Maria allein... Mit ihrem Vater, der...
Nachdem Thomas tot war, stand Karin mit ihrer Tochter vor meiner Tür. Es war morgens um halb sieben, der 1. September. Ich war wie vom Donner gerührt. Voller Panik. Was taten sie hier? Hatte Milan - geredet? Hatte er mich - uns - verraten?
Karin redete seltsames Zeug, das ich nicht begriff. Ihre Tochter war stumm und wirkte vollkommen abwesend. Ich sah Maria an. Tatsächlich stimmte etwas nicht mit ihr. Ihre Augen waren wie tot, und sie sagte die ganze Zeit kein Wort. Sie nahm einen Teelöffel in die Hand und klopfte damit auf den Küchentisch. Immer wieder. Sie verfiel in einen heiseren Singsang, vollkommen versunken in diesen monotonen Rhythmus. Hatte sie ... etwas gesehen? Das musste es sein! Sie hatte alles gesehen!
O Milan, du Idiot!
Das stellte mich vor eine völlig neue Situation. Aber dann begriff ich, dass sich alles bestens fügte. Denn Karin glaubte, Maria habe ihren Vater umgebracht. Maria war ihr schon länger unheimlich gewesen, und jetzt hatte sie sie verstört vor der Leiche von Thomas vorgefunden. Ich reagierte schnell. Denn jeden Augenblick konntest du kommen, und sie durften dich nicht sehen. Vielleicht hätte es gar nicht besser passieren können. Ich bot ihnen an, sie zu verstecken. Das hübsche kleine Haus der Tante. Mitten auf dem Land. Umgeben von Natur. Und kein anderes Haus weit und breit. Dort wollte ich ja eigentlich dich, Milan, unterbringen, um anschließend unsere Flucht zu organisieren. Aber das war ja gar nicht mehr notwendig. Niemand würde auf dich kommen, nicht einmal Karin! Ich gab ihnen meinen Wagen. Abends würde ich ihn wieder holen.
Ein sehr gutes Versteck. In jeder Hinsicht. Ich hatte sie auf diese Weise unter Kontrolle. So lange Maria in ihrem ... Zustand blieb jedenfalls. Ich musste nun schnell unsere Flucht organisieren... Sehr schnell. Gelang mir das nicht, würden Maria und Karin...
Man würde sehen.
Ich lebte einmal in einem schönen Haus, so wie Karin Belolavek. Ich hatte eine Familie wie sie. Nun wohnte ich beengt und ärmlich. Ich war bestraft worden. Karin nicht.
Das war einfach nicht gerecht, oder siehst du das anders?
Warum hast du mich so enttäuscht, Milan?
Warum wolltest du nicht mit mir fliehen? Warum hast du die ganze Zeit nur von Karin gesprochen und dass du sie sehen wolltest und dass ich dir die Adresse von dem Haus geben sollte und dass du es ohne sie nicht mehr aushieltest...
Mein Plan war fehlgeschlagen.
Die Tage vergingen, und du wolltest nicht einsehen, dass ich deine Zukunft war, nicht sie. Du hast mich wieder schlecht behandelt, nicht so, wie man seine Retterin behandelt. Du brauchtest einen Denkzettel. Und als du mir dann auch noch sagtest, dass es dieses Foto - dieses dumme Bild von uns beiden - gab und dass du es versteckt hattest und dass du reden würdest, falls...
Ich rief diese Kommissarin an. Sie sollte auf deine Spur kommen. Du solltest Angst bekommen und begreifen, dass ich deine einzige Hoffnung bin. Aber du hast immer noch nichts verstanden... Da musste ich auf Plan B zurückgreifen. Du wolltest mich erpressen, Milan. Das war zu viel. Ich erkannte, wie du wirklich warst. Undankbar!
Kai hat mir geholfen. Sie war die Einzige, die mich wirklich liebte. Du bist meine wahre Mutter, sagte sie zu mir. Ich hatte sie gehalten, damals, als Marion einfach verschwand. Ich hatte Stunden und Tage mit ihr geredet. Ich hatte in einem Bett mit ihr geschlafen. Ich war für sie da. Ich hätte sie gern als Tochter gehabt, Kai, und ihren Vater... Ich hätte ihn
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