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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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eingerichtet, mit zwei Leinensofas, die über Eck standen, mit einem Glastisch, mit Sesseln und Stühlen, mit Teppichen auf dem Parkettboden und Bildern an den Wänden.
    »Sehen Sie die Staubschicht auf dem Boden und auf dem Tisch?«, fragte Frau Weingarten. Ihr plumper Zeigefinger drückte energisch auf die regennasse Scheibe. Marek sah im Halbdunkel des Raums nichts dergleichen. Dennoch dachte er,
da stimmt was nicht. Da stimmt gewaltig was nicht.
Die vertrockneten Pflanzen auf dem Fensterbrett. Der verwahrloste Garten. Die schmutzige Terrasse mit den umgekippten Stühlen.
    »Die sind nie weggefahren, ohne einem von uns den Schlüssel zu geben. Schon wegen der Blumen. Die Karin hat immer drauf bestanden, dass hier regelmäßig jemand war, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist.«
    In diesem Moment schlug Bechtels Schäferhund an.
    »Was ist los?«, rief Marek und sah sich um.
    Bechtel war nirgends zu sehen. »Bechtel! Wo seid ihr?«
    Ein dumpfes »Hier!« war zu hören. »Der Geräteschuppen«, sagte Erika Weingarten. »Der ist wahrscheinlich im Geräteschuppen.« Ihre Augen glitzerten.
    »Wo ist der?«
    »Da hinten. Hinter dem Busch da.« Sie eilte ihm voraus, ihre halbhohen Pumps patschten durch das matschige Gras, ihre hautfarbenen Nylonstrümpfe waren im Nu dunkel vor Nässe, was sie gar nicht zu bemerken schien. Marek folgte ihr mit einem Gefühl im Magen, das sich zwischen Übelkeit und Aufregung noch nicht entscheiden konnte. Seine Füße waren mittlerweile so kalt und klamm, dass er sie kaum noch spürte.
    Der Hund hatte wieder aufgehört zu bellen, aber als sich Marek dem Schuppen näherte, hörte er ihn scharren. Verdammt! Der hatte was gefunden. Es war eine gute Idee gewesen, Bechtel mitzunehmen. Es war ein Geistesblitz, beglückwünschte sich Marek im Stillen, eine astreine Instinkthandlung. Er beschleunigte seine Schritte.
    Da stimmte was nicht. Ganz gewaltig nicht.
    Und er war dabei, es zu entdecken. Für einen Moment verdrängte er das Problem mit dem unbefugten Betreten von Privatgelände und allem, was damit zusammenhing.
    Der Schuppen aus dunkel gebeiztem Holz stand offen. Bechtel hatte den Hauptteil der Geräte hinausgeworfen, wo sie nun im Regen lagen: eine große und zwei kleine Schaufeln, eine zusammenklappbare Leiter, zwei Torfstecher, Gartenhandschuhe, Gartenschere, vier alte Plastikliegestühle, einen Eimer mit eingetrockneter Farbe. Der Hund machte sich im Inneren zu schaffen.
    »Bechtel! Spinnst du! Was machst du denn da?«
    Bechtel kam heraus, die Hände, die Uniform erdbeschmiert. »Das glaubst du nicht.«
    »Was macht denn der Hund da?«
    »Der hat die Leiche gleich gerochen.«
    »Was?«
    »Schau nur selber.«
    »Der Hund kann hier nicht einfach... Wir haben keinen Durchsuchungsbeschluss, nichts...« Aber um die Wahrheit zu sagen: In diesem Moment war das Marek egal. Er hatte eine Entdeckung gemacht, darauf kam es an. Sie mussten sich später nur was einfallen lassen, wie sie die Sache rückblickend so verkaufen konnten, dass sie legal wurde.
    Er drängte sich an Erika Weingarten vorbei in den Schuppen. Der Boden bestand aus schlecht befestigten Holzdielen. Zwei der Bretter hatte Bechtel offenbar herausgebrochen und nach draußen geschafft. Sie lagen auf dem nassen Rasen vor dem Schuppen und wirkten dunkel und vermodert. In der Hütte, in der Lücke zwischen den verbliebenen Brettern sah Marek einen einzelnen, halb skelettierten Finger aus dem weichen, feucht aussehenden Erdreich ragen. Es war beinahe komisch. Ein einzelner warnender Finger. Marek musste ein nervöses Lachen unterdrücken. Gleich darauf brach ihm der Schweiß aus, und er bekam eine Gänsehaut, dass es ihn schüttelte.
    »Das ist doch nicht wahr«, sagte er. Seine eigene Stimme hörte sich fremd an in seinen Ohren.
    »Da wird einem ja schlecht«, sagte Frau Weingarten in sein linkes Ohr. Sie stand direkt hinter ihm, und Marek wusste nicht, was schlimmer war: der tote weißlich graue Finger mit den einzelnen Fleischfetzen daran oder Frau Weingartens Körper, der sich so eng an ihn presste, dass er jeden einzelnen ihrer Mantelknöpfe im Kreuz spürte.

Kapitel 2
    »Hör jetzt auf. Lukas kann uns hören.«
    »Kann er nicht. Er ist am Strand.«
    »Kann er schon. Er braucht bloß wieder hochzukommen. Er kommt ständig hoch, wenn wir nicht da sind. Er will immer wissen, was wir machen.«
    »Ja, und wenn?«
    »Ich will das nicht. Nicht mitten am Tag.«
    »Jetzt sei halt nicht so.«
    »Hör auf.« Aber es klang nicht mehr ganz

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