Unvergessen wie Dein Kuss
wie lange verheiratet?” Der Blick der Gräfin war voller Erwartung.
“Seit zehn Tagen, Madam”, antwortete Marcus.
“Jeder Tag war in gewisser Weise kostbarer als der vorhergehende”, fügte Isabella hinzu.
Marcus sah sie mit einem langen Blick an. “Es macht mich glücklich, dass du das so siehst, Liebling.”
“Andererseits”, antwortete sie sanft, “habe ich nicht viele Vergleichsmöglichkeiten, oder?”
Es trat eine leicht betretene Pause ein, in der die anwesenden Damen das Gefühl hatten, dass irgendetwas doch nicht so romantisch gewesen war, wie sie gedacht hatten.
“Es hieß in den Zeitungen, es sei eine Zweckehe gewesen”, warf Fürstin Esterházy ein. “Aber wenn man Sie beide nur ansieht, erkennt man, dass das völlig aus der Luft gegriffen ist.”
“Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, Durchlaucht”, stimmte Isabella zu. “Keine Heirat ist jemals weniger zweckdienlich gewesen. Bitte entschuldigen Sie mich. Lord Stockhaven wird Ihnen sicherlich gern seine eigene Einschätzung unserer Verbindung mitteilen.”
Isabella hatte ein wenig Zeit für sich haben wollen, aber sie wusste, dass Marcus ihr diese Gelegenheit wohl nicht geben würde. Und sie hatte recht. Er holte sie ein, ehe sie den Raum durchschritten hatte.
“Einen Augenblick, Madam.”
Marcus fasste sie am Handgelenk mit einem Griff, der nicht gerade sehr fest war, dem sie sich jedoch ohne unwürdiges Gerangel nicht hätte entziehen können.
“Ich mag dieses Katz- und Mausspiel nicht”, sagte er leise. “Sagen Sie mir, was Sie vorhaben.”
Isabella streckte entschlossen ihr Kinn vor. “Ich werde Ihnen gar nichts sagen. Stattdessen schlage ich vor, dass Sie die Situation akzeptieren – so wie es andere auch schon haben tun müssen.”
“Ich akzeptiere gar nichts.”
“Sie haben keine Wahl.”
Marcus lächelte. “Oh, ich habe durchaus eine Wahl, Isabella. Mein einziges Ziel ist jetzt, mit Ihnen von hier fortzugehen und die Angelegenheit zwischen uns ein für allemal zu regeln.”
Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen. “Ich weigere mich, auf Ihre Anordnung hin zu gehen, Mylord.”
“Dann werde ich andere Maßnahmen ergreifen müssen.”
Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sah, dass Marcus’ dunkler Blick geradewegs auf ihre Lippen gerichtet war. Das starke Verlangen in seinen Augen erschreckte sie noch viel mehr als die Befürchtung, er würde sie in aller Öffentlichkeit küssen.
“Sie würden es nicht wagen”, kam es von ihr ohne rechte Überzeugungskraft. Natürlich würde er. Ohne zu zögern.
“Dann sagen Sie mir, dass ich aufhören soll.” Sein gelassener Ton forderte sie auf geradezu unerträgliche Weise heraus. Und wirklich – sie konnte ihm nicht widerstehen.
Ganz langsam beugte er seinen Kopf und drückte seine Lippen auf ihren Mund.
Seine Berührung entflammte ein glühendes Begehren, das sie bis hinunter zu den Zehenspitzen spürte. Sie konnte nicht einmal mehr denken, geschweige denn sich ihm entziehen. Brennende Leidenschaft durchzuckte sie wie ein Feuer, das sich jeder Kontrolle entzog. Die Zeit schien stillzustehen, und Isabella nahm nichts um sich herum wahr außer seinem Kuss. Ihre Lippen zitterten und öffneten sich dann dem Vorstoß seiner Zunge. Als er sie langsam losließ, drehte sich noch immer alles um sie herum.
“Ich war im Begriff, Isabella zu fragen, was sie veranlasst hat, Lady Stockhaven zu werden”, sagte Gräfin Lieven trocken von ihrem Platz auf dem Sofa aus. “Die Frage scheint nun etwas überflüssig zu sein.”
Marcus’ Druck auf ihrem Arm sprach von einem triumphierenden Besitzanspruch, und Isabella spürte das in jeder Faser ihres Seins. Mit einem Lächeln wandte er sich an die Anwesenden. “Bitte verzeihen Sie uns, meine Damen und Herren. Wir sind noch nicht lange verheiratet.”
Nachsichtige Heiterkeit war die gutmütige Antwort.
“Lassen Sie sich nicht aufhalten, Stockhaven”, sagte Belsyre freundlich lächelnd. “Die Politik kann warten, einige andere Dinge jedoch nicht. Wir machen bald einen Termin für geschäftliche Gespräche aus.”
“Vielen Dank, Sir”, antwortete Marcus höflich.
Er zog Isabella dicht an sich und flüsterte ihr ins Ohr: “Es wird Zeit, dass wir miteinander ins Reine kommen, Mylady. Ich gehe jetzt mit Ihnen nach Hause.”
Bei seinen Worten durchfuhr sie ein wohliger Schauer, den sie nicht unterdrücken konnte.
12. KAPITEL
E s war nicht spät, aber im Brunswick Gardens war es still, als der
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