Unvergessen wie Dein Kuss
schon, dass sie verloren hatte.
Sie saßen in einer ruhigen Ecke des Kaffeehauses, während das Nachtleben der Stadt, von ihnen unbeachtet, um sie herum wogte.
“Miss Standish”, wiederholte Alistair Cantrell. “Sie können mir natürlich sagen, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Aber ich frage mich schon, was Sie im Büro des berüchtigtsten Londoner Skandalblatts eigentlich machen.”
“O je”, sagte Pen wieder. In ihrer Aufregung tat sie noch einen Löffel voll Zucker in ihren Kaffee und rührte schnell und verlegen darin herum.
Alistair sah ihr in die Augen. “Sie scheinen Ihre Schwester sehr zu mögen”, sagte er. “Warum verkaufen Sie dann Geschichten über sie an die Presse?”
Pen sank in sich zusammen. Sie könnte natürlich leugnen, aber irgendwie schien es unmöglich zu sein, Alistair zu belügen.
“Woher wussten Sie das?”, fragte sie kleinlaut.
Alistair lächelte. “Das ist nur logisch. Der Verfasser der Artikel kennt Fürstin Isabellas Leben so gut, wie es nur eine Vertrauensperson tun kann. Es musste also jemand sein, der in enger Beziehung zu Isabella stand. Und dann sah ich Sie, wie Sie aus dem Büro herauskamen.” Er zuckte leicht die Achseln. “Nun ja, all das schien recht schlüssig zu sein.”
“Ja”, sagte sie leise. “Ich schreibe diese Artikel. Ich schäme mich sehr.”
Eine Pause trat ein.
“Verzeihen Sie mir, Miss Standish, aber Sie haben Fürstin Isabella doch gern, nicht wahr?”
Pens Gesicht zuckte. “Ja. Oh ja, natürlich! Bella ist das liebste Geschöpf auf der Welt, und ich habe sie sehr gern.” Sie beugte sich nach vorn. Ob er sie wohl jemals verstehen könnte? Er schien sehr loyal zu sein und würde diese Art von Betrug nie stillschweigend gutheißen. Pen wollte seine Meinung wissen.
“Sehen Sie, Mr Cantrell.” Sie sah ihn flehend an. “Ich habe überhaupt kein Geld, und ich muss etwas tun, um zu überleben.” Sie zögerte weiterzusprechen und versuchte seiner nächsten Frage zuvorzukommen. “Der Grund dafür ist unwichtig. Aber als ich über meine finanzielle Situation nachdachte, fiel mir auf, dass das Einzige, was ich verkaufen konnte, Skandalgeschichten über Bella waren. Zumindest”, fügte sie hinzu, während sie nachdenklich eine grell geschminkte Halbweltdame am Arm ihres Galans betrachtete, “war es das Einzige, was ich verkaufen wollte.”
Alistairs Lippen zuckten. “Ich verstehe Sie, Miss Standish. Es ist traurig für eine Dame, mit so großen Einschränkungen zu leben und nach anderen Mitteln suchen zu müssen, um ihren Lebensunterhalt zu gewährleisten. Aber trotzdem …”
“Ich weiß”, antwortete Pen. “Sie können mich nicht noch mehr verachten, als ich das schon selbst tue, Mr Cantrell. Ich habe mir wieder und wieder gesagt, dass ich aufhören müsste, aber ich konnte es nicht. Es war zu verlockend. Und Bella schien es nicht viel auszumachen, wenn sie diese Berichte las.” Sie hielt inne. “Ich weiß, das ist keine Entschuldigung.”
Alistair fasste kurz ihre Hand. Pen fuhr zusammen und war gleichzeitig angenehm berührt.
“Ich mache mir Sorgen um Bella”, sagte sie dann, um ihre Überraschung zu überspielen. “Unter den gegebenen Umständen mag sich das vielleicht unglaubwürdig anhören, aber ich habe sie wirklich sehr gern.”
Er nickte. “Ich verstehe Sie.”
Pen verspürte den starken Drang, Alistair noch mehr anzuvertrauen.
“Obwohl Bella meine ältere Schwester ist und so …”, sie suchte nach Worten, “erfahren ist – nein, so meine ich das nicht, eher dass sie viel von der Welt gesehen hat”, sie blickte mit ihren blauen Augen Alistair kurz an, “also trotz alledem habe ich manchmal das beunruhigende Gefühl, dass sie nicht so richtig weiß, was sie tut.”
Alistair sagte darauf nichts. Er bedeckte ihre Hand wieder in einer tröstenden Geste, und dieses Mal ließ er sie nicht sofort los.
“Bella hat Ernest Di Cassilis überhaupt nur geheiratet, weil unser Vater dem finanziellen Ruin ins Auge blickte”, fuhr Pen fort, “und sie war während all dieser Jahre unglücklich. Als sie zurückkam, entdeckte sie, dass Ernest ihr nichts als Schulden hinterlassen hatte. Aber warum sie nun Cousin Marcus geheiratet hat …” Sie hielt inne, weil sie ganz außer Atem war. Alistair hielt noch immer ihre Hand, es war ein warmes und sehr angenehmes Gefühl.
“Ich weiß wohl, dass sie sich einst sehr nah standen”, vollendete sie. “Zu der Zeit war ich fast noch ein Kind, aber
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