Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unvergessen wie Dein Kuss

Unvergessen wie Dein Kuss

Titel: Unvergessen wie Dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
Vom Netzwerk:
Kinder bemerken solche Dinge, nicht wahr? Ich bin fast ganz sicher, dass sie sich über alle Maßen liebten. Es sollte die vollkommene Hochzeit werden. Aber etwas ging schief, und Bella heiratete Ernest, und Marcus heiratete India, und nun …” Sie schüttelte den Kopf.
    Er fasste ihre Hand fester. Pen fühlte sich dadurch getröstet, entzog sich ihm aber. Alistair beobachtete sie mit seinen klugen braunen Augen über den Tisch hinweg.
    “Miss Standish, wollen Sie versprechen, dass Sie keine weiteren Geschichten an die Presse verkaufen?”
    Pen sank noch mehr in sich zusammen. Sie wusste ja selbst, dass sie damit aufhören musste. Gleichzeitig erschrak sie bei dem Gedanken, kein Geld zu haben.
    “Natürlich, ich könnte nicht …” Ihre Stimme klang zittrig. “O je …”
    “Es geht um Ihren Bruder, nehme ich an”, sagte Alistair mit einer Spur Härte in seinem Ton.
    Pen fühlte sich in die Enge getrieben. “Bitte, bedrängen Sie mich nicht. Freddie tut sein Bestes, aber mit Geld konnte er noch nie umgehen.”
    Pen spürte, dass Alistair noch etwas sagen wollte, etwas Verletzendes, und dass ihn nur seine Höflichkeit davon abhielt. Nach einer Weile meinte er: “Wenn Sie in einer finanziellen Notlage sind, kommen wir sicher zu einer Regelung.”
    “Mr Cantrell!” Pen war so entsetzt, dass sie den Bodensatz ihres ohnehin viel zu süßen Kaffees verschüttete.
    “Ich meinte”, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, “natürlich ein Darlehen.”
    “Oh, natürlich.” Mit Mühe wandte Pen ihren Blick von einem Paar, das eng umschlungen am Erkerfenster saß und die Welt um sich vergessen hatte. Es war zweifellos die freizügige Atmosphäre des Ortes, die ihre Gedanken in solche Bahnen lenkte; dazu kam das aufregende Erlebnis, am Abend mit einem Gentleman auszugehen.
    “Das ist sehr freundlich von Ihnen”, fügte sie hinzu.
    Alistair stand auf. “Ich glaube, ich sollte Sie jetzt nach Hause begleiten, Miss Standish”, sagte er. “Ich werde uns eine Droschke rufen. Auf den Straßen kann es jetzt etwas unangenehm werden, aber mit mir sind Sie absolut sicher.”
    “Ja, das denke ich auch”, antwortete Pen mit einem Seufzer.
    Sie sah, wie Alistair bezahlte, dann zum Eingang ging und mit seinem gewohnt selbstsicheren Auftreten eine Droschke bestellte. Ihr fiel die Linie seiner Schultern auf, bevor sie bemerkte, wie geschmeidig er sich in seiner zurückhaltend adretten Garderobe bewegte. Bisher hatte stets das geschriebene Wort allein ihre Fantasie beflügelt, nun aber stellte sie fest, dass sie bei Alistairs Anblick eine fast unanständige Hitze in sich fühlte. Wie unglaublich enttäuschend. Mr Cantrell bot ihr in der unverfänglichsten Art, die man sich vorstellen konnte, seinen Schutz an – und ihr wurde plötzlich klar, dass Sicherheit das Letzte war, was sie von ihm wollte.
    “Sollen wir gehen?” Er bot ihr den Arm.
    “Danke”, sagte sie und blickte verschämt nach unten, verlegen angesichts ihrer schamlosen Gedanken. “Sie sind der vollendete Gentleman, Mr Cantrell.”
    “Zu Ihren Diensten, Miss Standish.” In seinem Ton war nichts als Aufrichtigkeit.
    Pen seufzte. Sie wusste, wie hübsch sie war, und dass auch Alistair Cantrell diese Tatsache nicht entgangen war. Gleichzeitig aber wusste sie auch, dass er sich niemals zu dementsprechenden Schritten hinreißen lassen würde. Sie könnte in einem geschlossenen Wagen mit ihm von London nach Canterbury reisen, und er würde vermutlich nichts anderes tun als auf interessante Orte hinzuweisen und im Voraus Erfrischungen zu bestellen. Er würde sich nicht auf sie stürzen oder sonst wie versuchen, sie sich gefügig zu machen: nicht einmal einen keuschen Kuss auf die Hand würde er wagen. Sie fühlte sich geradezu lächerlich verunsichert – gänzlich unbefriedigt auf eine Art und Weise, die sie nie vorher verspürt hatte und die, wie ihre Mutter ihr vermutlich gesagt hätte, eine Dame niemals verspüren sollte.
    Absolut enttäuschend! Alistair Cantrell stand vor dem kleinen Haus in Pimlico und schaute hinauf auf das erleuchtete Fenster im ersten Stock. Er war sicher, dass Penelope Standish gerade jetzt ihr Kleid ablegte, die Nadeln aus ihrem goldenen Haar nahm und das Zugband ihres Unterhemdes löste, um sich für die Nachtruhe vorzubereiten. Natürlich konnte er keine dieser reizvollen Tätigkeiten sehen, denn die dicken Vorhänge waren fest zugezogen. Bloß musste er nicht etwas sehen, um es sich vorstellen zu können. Er hatte Penelopes

Weitere Kostenlose Bücher