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Unvergessen wie Dein Kuss

Unvergessen wie Dein Kuss

Titel: Unvergessen wie Dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Frösteln in ihrem ganzen Körper und schmiegte sich noch ein wenig tiefer in den Sessel, um Trost zu finden.
    “Als Ernest bei Papa um meine Hand anhielt, stand Papa vor dem Ruin. Damals war Ernest natürlich ein reicher Mann. Er bot Papa an, dass er ihn vor dem Schuldgefängnis schützen würde.” Sie unterbrach ihren Bericht mit einem kurzen, bitteren Lachen. “Ich war Teil der Vereinbarung. Um meine Familie vor dem Ruin zu bewahren, war ich gezwungen, Ernests Werbung anzunehmen. Niemand nahm Rücksicht darauf, dass ich kurz vor der Hochzeit mit dir stand. Die Sicherheit der Familie hing von meinem Einverständnis ab.” Isabella hielt inne und blickte gedankenverloren in die Feuerglut.
    Sie nahm sich vor, nichts davon zu sagen, was sie damals empfunden hatte. Nichts davon, dass ihr Vater zu schwach war, um sie zu beschützen, der stattdessen herumtobte und ihr befahl, Ernest zu heiraten. Nichts von ihrer Mutter, die ihr kleines gesticktes Taschentuch zwischen den rastlosen Fingern zerriss. Nichts von Freddie, der alles mit leerem Gesichtsausdruck, aber mit verzweifelten Augen beobachtete. Nichts von Pen, die ihre Hand nahm und fragte, ob das alles wahr sei und ob sie sie alle Hungers sterben lassen würde. Isabella war damals zu jung gewesen, um diese schmerzlichen Entscheidungen zu treffen, aber ihr war keine Wahl geblieben.
    “So hast du also zugestimmt”, sagte er leise.
    Isabella fühlte Zorn hochkommen. Marcus konnte ungerührt dasitzen und urteilen, während sie sogar noch zwölf Jahre danach die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit von damals spürte.
    “Es war keine leichte Entscheidung”, fuhr sie stockend fort. “Ich liebte dich, war völlig vernarrt in dich.” Ihr Ton wurde erregter. “Wir sollten doch am folgenden Tag heiraten! Es war … erschreckend, plötzlich alles aufgeben zu müssen.”
    “Du hättest dich weigern können”, sagte er mit hartem Gesichtsausdruck. “Du hättest auf einer Hochzeit mit mir bestehen und deinem Vater sagen können, dass er dir gestohlen bleiben konnte.”
    Isabella dachte darüber nach. Sie hätte zu Marcus flüchten können, aber sie war jung und allein und schrecklich unsicher gewesen, was sie tun sollte. Natürlich hatte sie sich nach Marcus gesehnt, nach seinem Schutz – und doch hatte sie genau gewusst, dass ihre gesamte Familie dem Ruin anheim fallen würde, wenn sie Marcus wählte. Sie war innerlich zerrissen gewesen.
    Ich brauchte dich damals so sehr.
    Isabella sprach die Worte nicht aus. Sie würde ihm das jetzt nicht sagen, nicht, da er so voller Bitterkeit war. Es war einmal so ganz anders gewesen. Wenn sie daran dachte, wie unbeschwert ihre Liebe zueinander gewesen war … Sie hatte sich Marcus hingegeben, weil sie ihn liebte und nicht an die Folgen dachte. Mit siebzehn war sie ungestüm und sorglos gewesen. Alle Verhaltensregeln, zu deren Einhaltung sie erzogen worden war, hatte sie unbeachtet gelassen. Aber dann hatten die Folgen sie eingeholt. Die Zukunft ihrer Eltern, ihrer Geschwister hing von der “richtigen” Entscheidung ab. Somit hatte sie deren Wohlergehen über ihr Glück mit Marcus gestellt und schmerzvoll erfahren müssen, dass ungehemmte Leidenschaft und bedenkenlose Unbekümmertheit zwar durchaus glücklich machen konnten, dass jedoch immer ein Preis dafür zu bezahlen war. Diesen Preis hatte sie jeden Tag bezahlt – in Erinnerungen und Reue.
    Und jetzt würde Marcus sie für ihre Entscheidung tadeln. Er blickte sie düster an. Isabella wusste, dass er kein Mitgefühl oder Verständnis für sie hatte. Sie schluckte schwer.
    “Ich nehme an”, sagte er schließlich, “dass es für dich zu riskant war, den Schritt mit mir zu wagen, selbst wenn ich in der Lage gewesen wäre, euch allen zu helfen. Damals hatte ich kein Geld und keine Zukunftsaussichten, und Fürst Ernest war ein reicher …”
    “Wage nicht zu behaupten, ich hätte ihn seines Geldes wegen geheiratet!”, brach es aus Isabella heraus. Die wütende Antwort kam ohne Überlegung direkt aus ihrem Herzen. Sie hatte nicht vorgehabt, all ihre Ängste Marcus gegenüber offenzulegen, aber sie konnte nicht länger schweigen. Marcus sah sie überrascht an; die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme war unverkennbar.
    “Aber du hast ihn wegen seines Geldes geheiratet”, sagte er dann nachdenklich, “und sei es auch nur, um deine Familie zu retten.”
    Isabella wandte sich ab. Was hatte sie erwartet? Dass er ihre Erklärungen hören und sie dann mit all der Kraft, der Liebe und

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