Unvergessen wie Dein Kuss
mit Ihnen in einem geschlossenen Wagen zu reisen, Mr Cantrell.”
“Ich werde dafür sorgen, dass ein Dienstmädchen uns begleitet, Miss Standish”, entgegnete er. “Das ist kein Problem. Sie werden sich in weiblicher Begleitung sicherlich wohler fühlen.”
“Ja”, antwortete sie etwas mürrisch. “Bestimmt. Ich gebe es ungern zu, aber ich kann mir ein Dienstmädchen nicht leisten.”
“Ich auch nicht”, sagte er. “Wir werden ein Mädchen engagieren und uns dann an Stockhaven wenden, sobald wir auf Salterton angekommen sind. Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Standish. Sie können sich darauf verlassen, dass ich mich wie ein Gentleman verhalten werde.”
“Ja”, antwortete sie mit einem Seufzer, in dem Verärgerung und unerfülltes Verlangen zum Ausdruck kamen. “Das kann ich bestimmt.”
15. KAPITEL
M arcus saß im Wagen und bewunderte das Profil seiner Frau unter dem Rand der schwarzen Strohhaube. Er konnte sie in aller Ruhe betrachten, denn sie hielt während der Fahrt die meiste Zeit das Gesicht von ihm abgewandt. Mit den Fingern trommelte sie ungeduldig auf dem Verschluss ihres Retiküls.
An diesem Morgen war Marcus mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung aufgewacht. Isabella lag immer noch friedlich schlafend in seinen Armen – sie konnte ja nirgendwo anders hingehen. Als er sie betrachtete, fühlte er eine überwältigende Mischung aus Hoffnung und Verlorenheit. Nachdem sie am Tag zuvor von ihm fortgelaufen war, hatte er nur den einen Gedanken gehabt, nämlich sie wiederzugewinnen. Ein bestimmtes inneres Gespür hatte ihn auf die Suche gehen lassen. Er war von Gasthof zu Gasthof gegangen und hatte nicht geruht, bis er sie schließlich eingeholt hatte. Die ganze Zeit hatte er befürchtet, dass sie sich, wenn er sie gefunden hätte, völlig und unwiderruflich von ihm abwenden würde, sodass er nie wieder eine zweite Chance hätte. Das hatte sie nicht getan, er hatte aber nicht den Fehler gemacht zu denken, dass es in Zukunft einfacher sein würde. Sie hatte von Anfang an keinen Ehemann haben wollen. Doch nun musste er sie dazu bringen, dass sie ihre Meinung änderte.
Isabella war kurz nach ihm aufgewacht und sah ihn einen wunderbaren Augenblick lang lächelnd an. Dann drängte sich die Wirklichkeit in ihr Bewusstsein, und sie rückte ein wenig von ihm weg, um Abstand zu schaffen. Er war erstaunt darüber, wie zurückhaltend und schüchtern sie war. Nicht weil sie sich ihm in der Nacht zuvor so rückhaltlos hingegeben hatte, sondern weil er der Meinung gewesen war, dass sie Erfahrung mit Männern hatte. Nun, er hatte bei Isabella vieles vermutet, was sich später als falsch herausgestellt hatte. Marcus war sich jetzt deutlich dessen bewusst, dass er ihr keinen Anlass gegeben hatte, ihm zu vertrauen, so manchen Anlass jedoch, ihn zu hassen.
Schweigend nahmen sie ihr Frühstück ein. Der Speiseraum des Klosters war nicht gerade der geeignete Ort, Angelegenheiten ihrer Ehe zu besprechen. Es verlief alles recht unglücklich, denn als der Wagen bereit stand, und Marcus deutlich gemacht hatte, dass er sie nach Salterton begleiten würde, hatte sich Isabella hinter einer ausgesprochen kühlen Fassade versteckt.
“Wir müssen reden”, sagte Marcus unvermittelt.
Aus ihren blauen Augen warf sie einen schnellen misstrauischen Blick auf ihn. “Ich bin einverstanden. Doch …” Sie zögerte. “Ich bin nicht ganz sicher, dass ich überhaupt weiß, was ich sagen will.”
“Wie wäre es damit, dass ich ein elender Kerl bin, der zweimal sein Versprechen gebrochen hat?”
Die Andeutung eines Lächelns spielte um ihre Lippen. Er freute sich, als er es bemerkte, bedeutete es doch, dass er vielleicht eine Chance hatte.
“Würdest du das sagen, wenn du an meiner Stelle wärst?”, fragte sie.
“Ganz ohne Zweifel. Und damit hättest du auch recht.”
Ihr Lächeln war jetzt zauberhaft und unwiderstehlich. “So?” Sie hob die Augenbrauen.
“Ich fürchte, es stimmt.” Er sah, wie sie wieder die Stirn runzelte. “Allerdings …”
Sie sah ihn an und neigte in unerschütterlicher Höflichkeit leicht den Kopf. Dabei wurde ihm wieder einmal bewusst, wie gründlich sie während ihrer Ehe mit Fürst Ernest gelernt haben musste, ihre Gefühle zu beherrschen. Marcus empfand einen stechenden Schmerz des Verlustes, wenn er an ihre Spontaneität als Mädchen dachte.
“Ich bin bereit, dir bestimmte Dinge zuzugestehen”, sagte er.
“Sehr großzügig von dir.” Sie strich die eleganten grünen
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