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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Tatsache, dass er ohne Neuigkeiten nach Hause kam, erfreute niemanden. In der Zwischenzeit schickte Jack, der vor der Öffentlichkeit verborgen blieb, Schreiben an jeden, den er kannte, mit der Bitte, ihm ein Gespräch in Whitehall zu ermöglichen.
    Am dritten Tag war Olivia in der Speisekammer und half Mrs Harper dabei, Kräuter einzulagern. Lady Kate gab eine kleine Gesellschaft in ihrem Haus, und Olivia wusste, dass sie sich nicht zeigen sollte.
    Sie arbeitete routiniert und dachte darüber nach, wie wundervoll der Morgen gewesen war: für Londoner Verhältnisse ungewöhnlich klar und kühl, und eine Brise war durch die geöffneten Fenster ins Haus geweht. Das erste Sonnenlicht, schwach und leicht rötlich schimmernd, war auf Jacks Gesicht gefallen und hatte jeden Zentimeter von ihm gewärmt. Olivia war wie jeden Morgen von den ersten Geräuschen im Haus aufgewacht – nur um diesen Moment genießen zu können.
    Jack hatte keine Ahnung. Er schlief tief und fest, bis sie ihn aufweckte. Das Morgengrauen war Olivias Zeit für sich, die einzigen Augenblicke, in denen sie ihren wunderschönen Ehemann für sich allein hatte und selbstsüchtig und unverzeihlich glücklich sein konnte, weil Jack in diesem kurzen, strahlenden Moment nur ihr gehörte …
    »Olivia?«
    Erschrocken drehte Olivia sich um und sah Grace in der Tür stehen. Sie hatte die Stirn gerunzelt, und mit einem Mal war Olivia nervös.
    »Braucht Lady Kate meine Hilfe?«
    Grace verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Sie wollte, dass ich Sie warne.«
    Die Hände in einem Berg falscher Kamille, hielt Olivia inne. »Ist Gervaise da?«
    »Schlimmer.« Graces Lächeln wirkte gequält. »Mrs Drummond-Burrell.«
    »Die Schirmherrin des Almacks? Nach allem, was ich gehört habe, glaube ich, dass ich sie lieber nicht treffen möchte.«
    Neben ihr stellte Mrs Harper ihren Mörser mit dem Stößel beiseite und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Na ja, das heißt wohl, dass ich ein Tablett mit Tee vorbereiten sollte, nicht wahr? Dann geh ich besser los und mache diesem zimperlichen Belgier mal ein bisschen Feuer unter dem Allerwertesten.«
    Olivia lächelte, während sie der großen Frau hinterherblickte. »Armer Koch. Mrs Harper liebt es, ihn zu ärgern. Also, Grace, welches Zimmer sollte ich meiden? Den grünen Salon?«
    »Sie würde es bevorzugen … äh … dass Sie dort bleiben« – Grace holte tief Luft – »wo Sie sind.«
    Olivia nickte. »Das ist in Ordnung. Ich kann verstehen, dass Lady Kate nicht möchte, dass ihre Gäste mich sehen. Die meisten Leute kennen mein Gesicht nicht, aber …« Zwar gab es in Graces Gesicht kaum eine Veränderung, doch Olivia wusste, dass die junge Frau angespannt war. »Was ist?«
    Grace wirkte unglücklich. »Ich fürchte, dass Mrs Drummond-Burrell weiß, wer Sie sind. Sie hat Lady Kate gerade darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie Ihren richtigen Namen erfahren hat.«
    Olivia antwortete nicht, zog ihre Schürze aus und ging hinaus.
    »Olivia!«, rief Grace und eilte ihr hinterher.
    Olivia schüttelte den Kopf. Ihr Herz hämmerte, und angesichts des Unvermeidbaren war ihr übel. »Bleiben Sie hier.«
    Grace packte ihren Arm. »Sie wollen sich doch wohl nicht mit ihr von Angesicht zu Angesicht darüber auseinandersetzen, oder?«
    »Natürlich nicht.« Olivia wusste, dass ihr Lächeln schrecklich war. »Es sei denn, sie wird unverschämt.«
    Und mit trotzig erhobenem Kinn marschierte sie aus dem Zimmer.
    Das Erinnerungsvermögen war eine seltsame Sache. Jack hatte es nie hinterfragt. Es war einfach da und färbte alles ein, was danach kam. Dieser Platz war reizend, weil er und Livvie sich einmal fortgeschlichen hatten, um sich unter der Eiche zu lieben. Dieses Essen war grauenvoll, weil seine alte Krankenschwester ihn gezwungen hatte, es hinunterzuwürgen, als er krank gewesen war. Aber im Moment flackerte seine Erinnerung wie eine heruntergebrannte Kerze, und er konnte den Bildern nicht trauen, die ihm kamen oder von denen andere behaupteten, dass sie wichtig wären.
    Zum Beispiel dachte er an Mimi. Ihm fiel ein, dass er gedacht hatte, mit ihr zusammen zu sein wäre besser, als es mit Livvie je gewesen war. Doch wie konnte das sein? Vor allem nach den drei Nächten, die er gerade erlebt hatte und die er so eng umschlungen in Livvies Armen verbracht hatte, dass ihm kaum noch Luft zum Atmen geblieben war. Wie konnte eine Freude noch größer sein als seine, als sie zum ersten Mal nach anscheinend

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