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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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den dicken Verband spürte, der um seinen Kopf gebunden war. »Verdammt. Was ist geschehen?«
    Olivia versuchte, ihren Schmerz zu verbergen. »Weißt du das nicht mehr?«
    Er zog die Stirn kraus. Sie vergrub die Finger in ihren Röcken. Ihr Herz pochte noch immer heftig. Ihre Sinne schrien danach, Jacks Berührung wieder zu spüren.
    »Ich muss mit dem Pferd gestürzt sein«, sagte er und runzelte die Stirn, als müsste er nach Worten suchen. »Das ist mir noch nie passiert.« Er tastete über den Verband und grinste schief. »Ich schätze, das geschieht, wenn ich wütend werde.«
    »Ich glaube nicht, dass es geschehen ist, weil du wütend warst, Jack«, erwiderte sie und war mit einem Mal unsicher. »Versuch doch, dich zu erinnern.«
    Er lachte. »Ich erinnere mich ja, mein Schatz. Ich erinnere mich daran, dass ich wegmusste, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich erinnere mich daran, dass ich dich erwürgen wollte. Ich erinnere mich daran, dass Gervaise mir empfohlen hat, erst einmal eine kleine Reise zu unternehmen, um wieder abzukühlen.«
    Olivia rang nach Luft. »Das nennst du ›eine kleine Reise unternehmen, um abzukühlen‹?«
    Er blinzelte und sah sie an, als wären ihr Hörner gewachsen. »Meine Güte, Livvie, es waren doch nur zwei Wochen.«
    Plötzlich war sie diejenige, die die Welt nicht mehr verstand. »Was?«
    Jacks Blick verfinsterte sich. »Tja, was hast du denn von mir erwartet, Liv? Ich musste auf Abstand gehen, um dir verzeihen zu können. Es war immerhin mein Hochzeitsgeschenk, verdammt noch mal.«
    Sie fühlte sich, als würde die Welt kopfstehen. Plötzlich saß sie neben ihm auf dem Bett. »Dein Hochzeitsgeschenk? Wovon sprichst du?«
    Diese Unterhaltung war so vertraut, als wäre es ein bekannter Traum oder eine Erinnerung. Aber sie war vorsichtig, was Erinnerungen anging. Diese Erinnerung hätte sie niemals zugelassen.
    »Du hast um Geld gespielt«, sagte Jack und ergriff ihre Hand, als würde das helfen. »Ich habe dir verziehen. Ich habe sogar deine Schulden bezahlt. Doch dann hast du hinter meinem Rücken wieder gespielt und mein Hochzeitsgeschenk verkauft, um deine Schulden zu begleichen. Wie hätte ich deiner Meinung nach reagieren sollen, Liv? Wenn Gervaise dein Collier nicht im Schaufenster dieses Geschäftes entdeckt hätte, hätten wir es niemals zurückbekommen.«
    Ihr war schwindelig, als wäre sie betrunken. Die Erinnerungen kehrten zurück. Olivia spürte, wie ihre Welt außer Kontrolle zu geraten drohte.
    »Jack«, sagte sie und entzog ihm ihre Hand, »sag mir, welches Jahr wir haben.«
    Er rieb sich über die Stirn. »Livvie, sei nicht albern. Du weißt ganz genau, welches Jahr wir haben.«
    Sie nickte und hatte die Hände so fest ineinander verschlungen, dass ihre Finger taub wurden. »Du hast eine Kopfverletzung erlitten, Jack. Ich muss sichergehen, dass du weißt, welches Jahr wir haben. Welchen Tag.«
    Er seufzte, als würde er ihre Frage für dumm halten. »Na gut. Aber eines ist sicher: Ich fühle mich vielleicht so, als wäre ich von einer Horde Rennpferde überrannt worden, doch mein Gehirn funktioniert einwandfrei. Wir haben das Jahr 1810.«
    Nein. Das war nicht möglich.
    »1810?« Sie wusste, dass ihre Stimme schrill klang. »Bist du dir sicher?«
    »Selbstverständlich. Wir haben Oktober. Nein, November. Das Erntedankfest war am siebenundzwanzigsten Oktober, und Gervaise hat mir zwei Tage später dein Collier gebracht. Ich bin an dem Morgen gegangen, als Mutter und du euch wegen des Gartens gestritten habt.«
    Um genau zu sein, hatte seine Stiefmutter drei Tage lang getobt, weil Olivia einen Rosenbusch hatte versetzen wollen, der laut der Marquise schon seit Wilhelm, dem Eroberer, an seinem Platz gestanden hatte.
    Olivia hatte den Busch vor fünf Jahren verpflanzt. Vor fünf Jahren.
    Jack hatte keine Ahnung, was in der Zwischenzeit geschehen war. Dass er ihren Cousin Tristram getötet und sie mit nichts anderem außer ihrem Ehering verstoßen hatte, den er in der Eile, sie vom Hof zu jagen, versehentlich nicht zurückgefordert hatte. Er wusste nichts von Jamie oder Gervaise oder den Dingen, die anschließend passiert waren.
    Sein Lächeln erstarb. »Livvie? Was ist los?«
    Was los war? Dass sie nach allem, was er ihr angetan hatte, fünf Jahre in der Hölle verbracht hatte. Dass er in seinem Zustand der Meinung war, dass er noch immer ihr großzügiger Ehemann war. Dass sie alles riskiert hatte, um ihn vor einer Bloßstellung zu beschützen. Plötzlich war

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