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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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anzubeten. Er hatte versprochen, sie zu schützen und zu ehren – egal, was seine Familie sagte. Er hatte geschworen, dass es immer etwas Heiliges, Reines sein sollte, wenn sie zusammenkamen.
    Plötzlich glaubte sie ihm nicht mehr. Er konnte es an ihrer Miene sehen, an der Anspannung in ihrer Stimme hören. Und er konnte es an der Tatsache erkennen, dass sie darauf bestand, diese fürchterlichen hochgeschlossenen Kleider zu tragen.
    Sie kannte ihn so gut. Und obwohl er ihren ganzen Körper liebte, jede versteckte Sommersprosse und jede Strähne sonnengebleichten Haars, wusste sie, dass ihr Hals eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausübte. Der Punkt zwischen den Schlüsselbeinen, die Halsgrube. Schon bei ihrem bloßen Anblick durchströmte ihn Erregung. Sogar in seinen Träumen spürte er, wie er mit der Zunge darüberfuhr, durch die verführerische Kuhle, dieses perfekte Behältnis für eine einzelne Träne, für eine Schweißperle. Dort konnte er an einem heißen Sommertag ihr Salz schmecken und ihre Tränen auflecken wie den Tau auf einer Rose.
    Doch wenn sie ihn jetzt sah, stand sie vor ihm, als hätte sie seine Lippen nie auf sich gespürt. Als würde ihr Körper seine Hände nicht besser kennen als ihre eigenen. Und sie kleidete sich so, dass diese süße kleine Vertiefung verdeckt war.
    Er hätte sie nicht um den Kuss bitten sollen. Er hätte sie nicht zwingen dürfen, da er wusste, dass sie sich unsicher war. In seiner Gefängniszelle von einem Zimmer sitzend, wusste er, dass etwas Furchtbares zwischen ihnen vorgefallen war. Etwas, über das sie nicht hinwegkam.
    Er musste herausfinden, was es war. Er konnte so nicht weitermachen und den Schmerz in ihren Augen ertragen, wenn sie ihn anblickte. Er musste verstehen, was Mimi ihm bedeutete und wie er Livvie jemals durch sie hatte ersetzen können.
    »Eure Lordschaft?«, sagte Thrasher zögerlich.
    Jack öffnete die Augen und sah einen Teller mit Roastbeef und Pilzen vor sich stehen. Daneben stand ein großes Pint schäumenden dunklen Bieres. Eigentlich hätte er vor Freude außer sich sein müssen. Er nickte und nahm die Gabel in die Hand. Zumindest zu Kräften musste er kommen.
    »Thrasher«, sagte Jack und schob sich einen Bissen in den Mund, »welches Jahr haben wir?«
    Thrasher ging zur Kommode und hob eine Vase hoch. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Lady Kate hat es mir so aufgetragen.«
    Als er die vollkommene Hingabe in der Stimme des Jungen hörte, hätte Jack beinahe gelächelt. Eine solch treue Ergebenheit wünschte er sich. Er musste jemanden finden, der nicht zögern würde, mit ihm zusammen herauszufinden, was er vergessen hatte. Und was diese verfluchten roten Manschetten zu bedeuten hatten.
    Allein der Gedanke löste Schuldgefühle in ihm aus. Scham. Wut. Angst. Die Empfindungen waren ihm vertraut, als wäre es nicht das erste Mal, dass er sie verspürte. Als wären sie alte Freunde.
    Es war unerträglich. Er hatte keine Erinnerung an das, was er getan hatte, bevor er wieder aufgewacht war, aber er wurde von Gefühlen heimgesucht, die irgendetwas widerspiegeln mussten. Es kam ihm so vor, als wäre seine Erinnerung amputiert worden wie ein Bein. Zurück blieb nur der Phantomschmerz. Und das heißt, dachte er reuevoll, dass ich Phantomschuldgefühle habe. Phantomverzweiflung.
    Es fühlte sich echt an, und er fragte sich, warum er es so eilig hatte, seine Erinnerungen zurückzubekommen. Keine Erinnerungen, die solche Trauer, solchen Schmerz mit sich brachten, konnten gut sein.
    Trotzdem musste er herausfinden, was das alles bedeutete. Und er musste es herausfinden, ehe er bei Livvie einen unverzeihlichen Fehler machte. Gott, er konnte seine Hände nicht von ihr lassen. Er schien nicht denken zu können, wenn sie nicht da war, doch er konnte auch an nichts anderes als an sie denken, wenn sie bei ihm war.
    Möglicherweise stellte er eine Gefahr für sie dar, und sie hatte davon keine Ahnung. Er hatte vielleicht etwas so Schlimmes getan, dass ihm keine andere Wahl geblieben war, als den Kontakt zu ihr abzubrechen. Um ihretwillen.
    »Thrasher«, sagte er und reichte dem viel zu dünnen Jungen eine Scheibe Brot. »Habe ich gehört, dass du gut darin bist, Informationen einzuholen?«
    »Das stimmt«, erwiderte der Junge und lief wieder auf und ab, als hätte er zu viel Energie für dieses kleine Zimmer. »Ich kann so ziemlich alles herausfinden.«
    »Sogar hier in Brüssel? Hier spricht man nicht einmal unsere Sprache.«
    »Aber sicher. Genügend

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