Unverkäuflich!
Expresslieferung, die innerhalb kürzester Zeit im Resort eintreffen sollte. Ich flog zurück auf die Insel, um mit dem Manager zu besprechen, wie es weitergehen sollte. Bestand er auf den Forderungen, war das Spiel aus. Deprimiert ging ich am Strand spazieren, es war windig, der Himmel hatte die Farbe von Asphalt. Ein kleiner, gemütlicher Mann mit dickem Bauch begegnete mir. Wir kamen ins Gespräch. Ich hielt ihn für einen Touristen aus Frankreich und er fragte mich, wieso ich traurig war. Ich erzählte ihm die Geschichte. Beeindruckt schien er nicht zu sein. Er lächelte und sagte: »Halb so schlimm.«
»Sie haben gut reden«, erwiderte ich, doch er wiederholte seine Bemerkung.
»Es ist halb so schlimm, glauben Sie mir.«
Wie sich herausstellte, handelte es sich um Gilbert Trigano, den Gründer der Club-Med-Kette, zu dem auch das Resort der eingebrochenen Stühle gehörte. Trigano berichtete mir aus der Anfangsphase seines Unternehmens, darüber, was seiner Meinung nach den Erfolg ausmachte, über wahren Luxus, die Magie der einfachen Dinge. Seine These: Je simpler, desto besser, und je mehr man Menschen miteinander agieren lässt, desto unvergesslicher wird die Zeit. Die Energie der Menschen ist wichtig, und wer Freude teilt, erinnert sich gerne daran. Für mich ist es bis heute ein wichtiges Gespräch, ein Glücksfall, der mich noch lange beschäftigte. Ich weiß nicht, ob Trigano mit dem Manager des Resorts gesprochen hatte, doch er stimmte ohne Zögern zu, als ich ihm ein Versprechen gab: Innerhalb von sechs Monaten würden wir stabile, haltbare Stühle liefern und sämtliche Kosten übernehmen. Im Gegenzug versprach die Kette weitere Aufträge für andere Resorts – wenn denn die Qualität stimmte.
Als Unternehmer steht man immer in der Schusslinie, wenn etwas schiefgeht. Wie es weitergehen sollte, darüber machte ich mir auf dem Heimflug nach Deutschland viele Gedanken. Endlich schien es aufwärtszugehen – und dann dieser Rückschlag! Zumal die Nachrichten, die ich in Volkstorf hörte, kaum besser waren: Auch im Thermalbad von Bad Homburg, dem zweitwichtigsten Kunden, gab es massive Qualitätsprobleme. Im Büro stapelten sich Reklamationen. Es war dringend Zeit, etwas zu ändern. Eine gute Seite hatten die Reklamationen: Mit Siggi, dem Geschäftsführer, stand ich so oft in Kontakt, dass daraus eine Freundschaft erwuchs, die bis heute Bestand hat.
Model Maxi stammt aus der Fankurve von 1860 – und entpuppt sich als Volltreffer: Den Schnappschuss drucken sämtliche Zeitungen in München gerne ab. Es ist die erste Werbeanzeige der jungen Firma.
Sechs
DIE GEKIDNAPPTE FIRMA
W as in den Containern steckte, die aus Asien eintrafen, taugte nicht, um damit eine Möbelfirma zu gründen. Manni Climaco, unser Partner, hatte seine Firma verkauft und sein Nachfolger stellte andere Ansprüche an Pünktlichkeit und Qualität. Fast jede Lieferung traf verspätet ein – und mit fehlerhaften Möbeln. Es war zum Verzweifeln, und den Kunden – die uns weiterhin unerschütterlich die Treue hielten – waren die Probleme kaum noch zu vermitteln. Wir fühlten uns den Flechtern auf Cebu emotional verbunden, doch so ging es nicht weiter. Auf einer Messe hatte ich einen Möbelproduzenten aus Thailand kennengelernt, der auf Aluminiumrahmen spezialisiert war. Wir wickelten unsere Faser probehalber um den Alurahmen und das funktionierte; was die Entwicklung betraf, kamen wir ebenfalls weiter. Erstmals gelang es uns, verschiedene Farbtöne herzustellen, weiß und braun, sowie die Dicke und Breite zu variieren. Um es mit Beispielen aus der Welt der Nudeln zu erklären: Wir konnten nun Spaghetti und Tagliatelle herstellen. Diese Faser sollte in den nächsten Jahren der Lebensfaden von Dedon sein.
Manche Orte tauchen immer wieder in meiner Geschichte auf, wie Häfen, in denen schöne Dinge passieren, und Köln ist ein solcher Ort. In Köln traf ich zum ersten Mal Richard Frinier, einen amerikanischen Designer. Frinier, der in Kalifornien lebt, ist bekannt für seine klaren, modernen Designs, die ein wenig avantgardistisch sind, ohne ausgeflippt zu sein. Wir mochten uns auf Anhieb, er ist ein zurückhaltender, sensibler Mensch. Dass wir ihn für uns gewinnen konnten, war einer der wichtigen Momente in der Unternehmensgeschichte; Frinier entwarf für uns unter anderem die Sofainsel »Orbit«, die heute als Designklassiker gilt und uns half, international Aufmerksamkeit zu bekommen. Es ergab sich
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