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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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eingespannt. Wir beide bleiben, bis der größte Mittagsansturm vorbei ist und dann können wir losfahren.“
    Ich kann nicht glauben, dass der kleine Ben groß genug ist, um halbwegs eigenverantwortlich im Trudi’s zu arbeiten. Als ich vor zwei Jahren dort angefangen habe, war er ein schlaksiger 13-jähriger, der bei Weitem noch nicht in seinen viel zu langen Körper reingewachsen war. Jetzt, mit fast 15 Jahren, ist er schon annähernd so groß wie mein Bruder und dank intensivem Fußballtraining auch längst nicht mehr so dürr. Er sieht mindestens zwei Jahre älter aus, als er ist und wächst zu einem attraktiven, jungen Mann heran.
    „Hat er denn Zeit dafür, neben seiner Freundin?“, frage ich mit einem Zwinkern. Kati hasst das Thema, beziehungsweise das damit verbundene Mädchen. Sie würde das zwar nie offen zeigen, doch so schnell wird niemand gut genug für ihren kleinen Ben sein.
    „Hör bloß auf. Gerade nehmen sie mal wieder eine Auszeit und ich kann nicht abstreiten, dass ich erleichtert bin. Dieses Weib hat keinen guten Einfluss.
    Ich verstehe, dass sie ihn schützen will, aber sie soll auch froh sein, dass Ben die Freiheit hat, solche Erfahrungen zu machen. Im Gegensatz zu ihr, die in diesem Alter angefangen hat, für ihren Bruder einen großen Teil der Verantwortung zu übernehmen, kann er das Leben eines normalen Teenagers führen.
    „Gib ihm Zeit, das selbst zu sehen. Er ist ein schlaues Kerlchen und wird merken, dass sie nicht die Richtige ist.“ Nach ihr werden wahrscheinlich noch jede Menge Mädchen und Frauen kommen, die nicht die Eine sind, aber das sage ich ihr jetzt nicht.

11.               
    Mit einer Teetasse in der Hand sitze ich auf der Couch und höre dabei zu, wie Alex im Hintergrund Anna ins Bett bringt und ihr eine Geschichte vorliest. Sie liebt es, wenn er hier ist und sie seine Aufmerksamkeit für sich beanspruchen kann. Er hat einen unglaublich beruhigenden Einfluss auf sie, wenn sie am Abend total überdreht ist.
    Es wäre einfach, sich in die Illusion eines Familienlebens fallen zu lassen, aber genau dagegen muss ich jetzt mehr denn je ankämpfen. Ich habe keine Ahnung, wie das weiter mit uns funktionieren soll, aber mir ist auch klar, dass es naiv wäre, an eine gemeinsame Zukunft zu glauben. Das ändert nichts daran, dass ich ihn liebe. Wenn ich es abstellen könnte, würde ich es. Die letzte Nacht, diese unvergessliche Nacht, hat allerdings jede Hoffnung darauf komplett zerstört.
    Ich hatte ein paar Liebhaber in meinem jungen Leben, doch in Alex Armen hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein. Natürlich war der Sex grandios, aber mir war nie bewusst, wie es mit einer Person sein kann, der man bedingungslos vertraut. Es fühlt sich richtig an und doch ist es so falsch.
    „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, höre ich Alex‘ Stimme plötzlich ganz nah neben meinem Ohr. Erschrocken zucke ich zusammen. Ich habe nicht gehört, dass er reingekommen ist.
    „Ich gehe ihr noch schnell eine gute Nacht wünschen“, sage ich hastig, um auf seine Frage nicht antworten zu müssen, werde jedoch bei meinem Versuch aufzustehen direkt in die Couchpolster gedrückt.
    „Lass sie. Dein Kind schläft. Du kannst sie später zudecken, aber jetzt weckst du sie nur auf.“
    Bei jedem anderen wäre ich sauer, wenn er mir sagen würde, wie ich mit meiner Tochter umzugehen habe. Bei Alex ist es normal und okay, denn er kennt sie beinahe so gut wie ich.
    Mit einem Seufzer lässt er sich neben mich auf die Couch fallen und legt seinen Kopf in meinen Schoß. Ich kann nicht verhindern, dass ich verkrampfe, was er auch sofort spürt.
    „Ela, sie schläft!“, bestätigt er nochmals. „Außerdem ist diese Position unschuldig genug. Dafür kennt sie mich schon zu lange, um sich über diese Nähe zwischen uns zu wundern.“
    Er hat recht, aber ich darf meine Vorsicht nicht abstellen, solange wir nicht bloß zu zweit sind. Da ich nur einen kurzen Leinenrock trage, der jetzt bedenklich nach oben rutscht, kann ich das Kitzeln seiner Haarsträhnen nur zu gut auf meiner Haut spüren.
    „Sie kommt bald in die Schule“, lenke ich ab und kann nicht widerstehen, sein Gesicht zu streicheln.
    „Kannst du das glauben? Oft denke ich, sie ist doch gerade erst geboren.“
    Niemand weiß das besser als Alex, denn er war schließlich bei mir, als die Wehen eingesetzt haben. Er ist bei mir geblieben, als Steffen nirgends aufzutreiben war. Und er hat bei Anna die Nabelschnur

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