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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Ernsthaft, kann die Situation noch verdrehter werden?“ Jetzt flüstere ich, denn ich sehe, dass Anna neugierig die Ohren spitzt. „Ehrlich gesagt, hatte ich ein wenig Angst, dass er es meinen Eltern steckt, aber das haben wir ja nun schon erfolgreich selbst erledigt.“
    „Ach, Süße!“ Sandra legt einen Arm um mich und zieht meinen Kopf an ihre Schulter. „Das wird schon irgendwie. Ich hab da ein gutes Gefühl.“ Es sind genau die Worte, die ich gerne von Alex hören würde, auch wenn sie nur für den Moment beruhigen.
     
    Da Anna für den Rest des Tages mit einer Kindergartenfreundin verabredet ist und es einer der wenigen Samstage ist, an denen ich nicht ins Trudi’s muss, schnappe ich mir mein Fahrrad, um Alex einen Besuch abzustatten. Der ist nämlich gerade in seiner Praxis und kümmert sich um die Buchhaltung. Es macht mir nichts, wenn ich ihm nur beim Arbeiten zusehen kann. Hauptsache ich darf bei ihm sein. Außerdem locken mich die klimatisierten Praxisräume, denn trotz meines kurzen Trägerkleids und der luftigen Tour auf dem Rad, merke ich jetzt schon, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bilden.
    Ich besorge uns zwei große Eisbecher in der Eisdiele am Ende der Straße und schiebe das Rad die letzten Meter. Auf der anderen Straßenseite, gegenüber Alex‘ Praxis, sitzen 2 junge Kerle rauchend und trinkend vor einem Handyshop. Der Laden hat bereits geschlossen und die Sammlung an Bierflaschen zu ihren Füßen lässt auf nichts Gutes schließen.
    „Hey, Süße!“, ruft auch schon der Erste und pfeift mir hinterher. Ich kenne solche Typen zur Genüge und weiß, dass die einzige Weise mit ihnen umzugehen, komplette Ignoranz mit hocherhobenem Kopf ist. Ich bin kein Hund und lasse mich nicht so rufen, aber ich mache mich auch nicht klein vor solchen Versagern. „Komm mal rüber, Mäuschen. Wir haben hier was für dich.“
    An manchen Männern ist die Evolution vollständig vorbeigegangen. Das verdient keine Reaktion, trotzdem muss ich mir sehr auf die Zunge beißen. Hastig schließe ich mein Fahrrad ab und will gerade die Klingel zur Praxis drücken, als Alex die Tür von innen öffnet. Er muss mich von drinnen gesehen haben, doch im Augenblick liegt nichts als blanke Wut in seinem Blick. Vor Schreck lasse ich fast die in Papier gewickelten Eisbecher fallen. Wenn er sich nicht noch die Zeit nehmen würde, mir einen Kuss auf die Wange zu drücken, dann wäre ich mir sicher, dass er auf mich sauer ist.
    „Geh schon mal rein. Ich komme gleich zu dir.“ Sein Kiefer ist dermaßen angespannt, dass ich etwas Angst um seine Zähne habe.
    „Alex? Was ist los?“
    Statt einer Antwort marschiert er auf die andere Straßenseite. Oh, oh! Die beiden Jungs sind heute offenbar nicht die Einzigen, die ihren Höhlenmenschen nicht im Griff haben.
    „Bleib hier! Das ist es doch nicht wert.“ Obwohl ich niemanden brauche, der mich beschützt und meine Ehre verteidigt, ist es auf gewisse Weise sehr erregend, wenn er für mich in die Bresche springt. Alex lässt sich von meinem Einwand nicht beeindrucken. Er bleibt ganz nah vor den Typen stehen und spricht in einem leisen Ton mit ihnen, sodass ich nichts verstehe. Ohne herüberzuschauen, zeigt er einmal in meine Richtung. Die Typen nicken und scheinen Einsicht, über was auch immer, zu haben. Mir ist natürlich klar, dass diese Einsicht längst vergessen ist, sobald Alex ihnen nur den Rücken zuwendet.
    Jetzt kommt er mit einem etwas entspannteren Lächeln auf mich zu. Er legt mir einen Arm um die Schultern und führt mich nach drinnen. Schon höre ich die Kerle hinter uns feixen. Sofort verspannt er sich wieder.
    „Lass es gut sein. Du änderst solche Leute nicht.“ Mit dem Fuß schließe ich die Tür, bevor er noch einmal zurückgeht.
    „Die Typen gehen mir schon die ganze Woche auf den Sender“, faucht er mich an. Meine Güte, es ist doch nicht meine Schuld.
    „Und ausgerechnet heute hast du beschlossen, sie zur Rede zu stellen.“
    „Ich akzeptiere nicht, dass jemand so mit dir umgeht, Ela.“
    Irgendwas sitzt ihm quer. So verhält er sich sonst nicht.
    Wir gehen durch in sein Büro, wo ich die Eisbecher auf dem Schreibtisch abstelle. Ehe er sich hinsetzen kann, nehme ich seine Hände und stelle mich vor ihn.
    „Wo ist die Kurze? Ich hab gar nicht mit dir gerechnet.“ Natürlich versucht er mich davon abzubringen, ihn über die Ursache seiner Laune zu befragen.
    „Anna ist bei Luisa, ich muss sie erst in 3 Stunden einsammeln. Du hast mir gefehlt,

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