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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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deswegen bin ich hier.“ Kurz hellt sich seine Miene auf. „Und jetzt sagst du mir, was los ist. Direkt und geradeheraus. Kein Bullshit!“ Das verdüstert seinen Ausdruck gleich wieder.
    „Ich wollte eigentlich heute Abend vorbeikommen, wenn Anna im Bett ist.“ Er lässt meine Hände los und geht um den Schreibtisch herum, um sich auf seinem Sessel fallen zu lassen. „Setz dich bitte“, sagt er und zeigt auf den gegenüberliegenden Stuhl.
    „Bekomme ich Ärger?“ Nur zögerlich setze ich mich.
    „Nein, Unsinn. Es gibt Stress, aber du hast nichts verbrochen.“
    „Was ist es, Alex? Du machst mich nervös.“
    „Steffen!“
    Nur dieses eine Wort reicht, um mich zum Zittern zu bringen. Ich wusste, dass all das noch nicht vorbei sein konnte.
    „Was hat er getan?“ Ich schlinge die Arme um meinen Brustkorb und halte mich selbst fest, als könnte mich das vor weiterem Schaden bewahren.
    „Ihr habt euch knapp verpasst. Er ist erst vor 10 Minuten gegangen. Wie immer spuckt er mir irgendwelche Infos vor die Füße und weigert sich dann, sich mit einer Reaktion meinerseits auseinanderzusetzen.“
    „Nimmt er diesen merkwürdigen Job an?“ Ich möchte es hoffen, denn wenn er weit weg auf einer Bohrinsel ist, dann hat er erst mal keinen Zugriff auf uns und hoffentlich genug Zeit, über sein weiteres Leben nachzudenken. Aber mit seinem Lebenslauf und seiner Einstellung kann ich mir nicht vorstellen, dass er je wieder irgendeinen Job findet.
    „Ich wünschte, es wäre so. Er hat sich einen Anwalt genommen.“
    „Wegen dem Schlag, den du ihm verpasst hast? Das kann nicht sein Ernst sein.“ Ich bin nicht begeistert, dass Alex zugeschlagen hat, doch Steffen ist die einzige Person, die ihn auch nur ansatzweise so weit provozieren kann.
    Kopfschüttelnd steht er auf, nur um sich vor mir hinzuknien. Er nimmt meine Hände und sucht meinen Blick. „Nein, Ela. Nicht wegen dem Schlag. Obwohl der ein Bestandteil der ganzen Geschichte werden könnte. Es ist wegen uns beiden. Er will das alleinige Sorgerecht für Anna.“
    Es gibt Momente im Leben, wo die Fakten glasklar vor einem ausgebreitet liegen und sie dennoch so unrealistisch klingen, dass man sie erst einmal für einen schlechten Scherz hält. In genau so einem Moment befinde ich mich gerade. Fassungslos starre ich Alex an und warte auf eine Auflösung, die jedoch nicht kommt.
    „Nein!“, ist alles, was ich dazu rausbringe. Meine Gedanken überschlagen sich, ich verstehe nicht ganz, was er da redet.
    „Das wird nicht passieren, Ela. Wir werden das nicht zulassen.“
    Er hat gut reden. In diesem Fall hilft mir kein leeres Versprechen. Recht haben und Recht bekommen, sind leider immer noch zwei verschiedene Dinge.
    „Ist er wahnsinnig geworden? Er darf sie nicht unbeaufsichtigt sehen, wegen der Vernachlässigungssache damals, und jetzt will er das Sorgerecht einfordern? Er hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, überhaupt die Vaterschaft anzuerkennen.“
    Er ist verletzt, weil er mich mit Alex gesehen hat und er weiß genau, wo er uns packen muss, um sich zu rächen. Sein Kind interessiert ihn nicht, es geht lediglich darum, einen Schlag gegen mich auszuteilen, ohne mich dafür auch nur berühren zu müssen.
    „Ela, reg dich bitte nicht auf. Wir wissen beide, dass er damit nicht durchkommt.“
    „Das hoffe ich inständig.“
    Alex streicht über meine Wangen und versucht sich an einem gequälten Lächeln. „Du musst mit deinen Eltern reden.“
    „Nein, auf gar keinen Fall. Meine Mutter dreht durch.“
    „Ela!“ Er nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, damit ich seinem Blick nicht ausweichen kann. „Die ganze Sache ist völlig absurd und der Richter wird ihn vermutlich nur auslachen - falls es überhaupt soweit kommt. Trotzdem brauchen wir jetzt so viele Leute wie möglich auf unserer Seite.“
    „Ja, aber nicht meine Eltern. Meine Mutter bricht zusammen, wenn sie das hört. Das ist mir keine Hilfe.“
    Seufzend drückt er mir einen Kuss auf den Mundwinkel. „Du beruhigst dich erst mal und dann sehen wir weiter. Ich rufe gleich Thomas an. Der hat dir ja damals auch mit der Vaterschaftsanerkennung geholfen.“ Thomas ist Anwalt für Familienrecht und einer von Alex‘ wenigen Freunden.
    „Er will mir mein Kind wegnehmen.“ Ich verschlucke mich beinahe an dem Schluchzer, der dieser Feststellung folgt.
    Alex nimmt mein Gesicht in seine warmen Hände und zwingt mir seinen Blick auf. „Nur über meine Leiche, Ela! Hörst du? Nur über meine

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