Unvermeidlich
schlechte Soap erinnert und wir nicht gerade mit Jubelrufen rechnen können, wenn unser Umfeld davon erfährt.
„Ich sollte mich wohl besser umziehen gehen“, sage ich und versuche mich von ihm zu lösen. An meinem Bikinihöschen wird das nicht spurlos vorbeigegangen sein und diesen Anblick will ich meinen Eltern wirklich nicht erklären müssen.
Alex hält mich an den Oberarmen fest und sucht meinen Blick. „Ich habe dir gesagt, wie ich fühle, Ela. Ich werde es nicht immer wieder wiederholen. An der Ausgangssituation kann ich auch nichts ändern.“
Vor allem wird er es nicht wiederholen, solange ich es nicht sage. Der Wink mit dem Zaunpfahl ist angekommen.
„Ich weiß, Alex. Jetzt gehe ich mich umziehen.“
„Warte noch einen Augenblick. Ich gehe vor und sehe nach Anna. Damit es nicht auffällt.“
Etwa 2 Minuten Vorsprung gebe ich ihm, die ich dazu nutze, die Fassung wiederzugewinnen. Meine Mutter hat eine Unart, jede Gefühlsregung in meiner Miene zu lesen, weswegen ich ihr in den letzten Wochen ziemlich aus dem Weg gegangen bin. Dann sollte ich ihr jetzt nicht mit einem frisch gevögelten Ausdruck begegnen.
Leise ziehe ich die Tür zum Holzschuppen hinter mir zu und will mich gerade umsehen, ob irgendwer in der Nähe ist, als ich fast in meinen Vater reinlaufe. Erschrocken mache ich einen Schritt zurück. Unbewegt steht er da, mit den Händen in den Hosentaschen und schaut mich an. Vielleicht bilde ich es mir ein, doch in seinem Blick liegt so etwas wie Missbilligung.
„Daniela“, sagt er ohne jede Emotion.
„Papa?“
Eindeutig und auch ohne dass er direkter Zeuge gewesen sein muss, weiß er, was hier gerade passiert ist. Mir steigt die Schamesröte ins Gesicht und ich habe das große Bedürfnis, loszuheulen. Ich fühle mich wie eine 7-Jährige, die mit den Fingern in der Brieftasche ihres Vaters erwischt worden ist.
Er sagt weiterhin kein Wort und nickt stattdessen nur in Richtung Haus, wohin ich augenblicklich flüchte.
Scheiße! Ganz große Scheiße!
18.
„Und er hat wirklich kein weiteres Wort darüber verloren?“ Sandra sieht mich fassungslos von der Seite an. Wir sitzen auf einer Parkbank im Schatten und beobachten Anna, die mit Sandras 2-jähriger Nichte im Sandkasten des Spielplatzes spielt. Es ist gerade mal 10 Uhr, doch die Sonne brennt schon mit einer Penetranz, die in mir das Bedürfnis weckt, mich für den Rest des Tages in einem abgedunkelten Raum zu verstecken und keinen Millimeter mehr als nötig zu bewegen.
„Kein Wort. Ich habe keine Ahnung, ob er mit meiner Mutter darüber gesprochen hat, aber jetzt verhalten sich beide, als wäre nichts gewesen. Und ich traue mich nicht, das Thema anzusprechen.“ Das Ganze ist 3 Tage her und mir zittern immer noch die Knie. Es ist doch faszinierend, wie einen die eigenen Eltern, auch noch mit Mitte 20, mit nur einem bösen Blick einschüchtern können.
„Was hat er denn zu Alex gesagt? Den muss er doch zuerst erwischt haben.“ Sie reicht mir ein Apfelstück aus ihrer Tupperdose voller Kleinkindsnacks, die sie alle selbst vorbereitet hat. Es ist an der Zeit, dass sie Mutter wird, denn sie ist wesentlich organisierter als ich, wenn sie auf die kleine Lilli aufpasst.
„Laut Alex hat er ihn gar nicht gesehen, als er den Schuppen verlassen hat. Er hat ja noch nicht mal was von der Anspannung gemerkt, die anschließend zwischen meinem Vater und mir herrschte. Nur meine Mama war etwas verwirrt, weil er schon kurz nach dem gemeinsamen Grillen vor den Fernseher verschwunden ist. Das ist überhaupt nicht seine Art, wenn wir zu Besuch sind.“
„Du solltest mit ihm reden. Das fliegt dir irgendwann um die Ohren. Solche Dinge haben die Tendenz, im ungünstigsten Augenblick zu explodieren.“
Nachdenklich kaue ich auf dem Apfel. Nichts an der ganzen Situation ist einfach und eigentlich möchte ich jede Konfrontation vermeiden, auch wenn ich weiß, dass das der falsche Weg ist.
„Du liebst ihn“, stellt sie fest.
„Natürlich. Schon viel zu lange.“ Es ist leicht, meiner Freundin das einzugestehen, doch bei Alex bleiben mir die Worte im Hals stecken. „Aber ich habe ein Kind mit seinem Bruder.“
„Was ist eigentlich mit Steffen? Hat er sich noch mal gemeldet?“ Sie weiß darüber Bescheid, dass er uns erwischt hat. Bei der Erinnerung daran stöhne ich gequält auf.
„Er hat bei Alex angerufen und ihn beschimpft und dann irgendein wirres Zeug über einen neuen Job auf einer Bohrinsel gequatscht.
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