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Unverstanden

Unverstanden

Titel: Unverstanden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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hatte zwei Kinder, die vom Staat aufgezogen wurden. Sie hatte eine Vorgeschichte von Drogen- und Alkoholmissbrauch. Sie war einmal verhaftet worden, weil sie eine ältere Nachbarin so eingeschüchtert hatte, dass sie ihr zehn Dollar für Zigaretten gab.

    All dies zusammengenommen war im Großen und Ganzen nichts spektakulär Böses - es war nicht der erste Fall, den An sah, bei dem eine schlechte Mutter brutal ermordet worden war -, aber etwas ganz Spezielles hatte An an Sandra Burke besonders gestört: Sie war eine entsetzliche Hausfrau. Sie hatte benutzte Teller so lange im Waschbecken stehen gelassen, dass die Essenreste bereits zu schimmeln angefangen hatten. Wie schwierig war es, sie in die Spülmaschine zu stellen? Und hätte es die Frau umgebracht, wenn sie hin und wieder den Teppich in der Diele gesaugt hätte? Mein Gott, der Staubsauger stand doch direkt im Dielenschrank.
    »Entschuldigung?«, fragte Martin.
    An merkte, dass sie zu lange geschwiegen hatte. Sie räusperte sich und versuchte, das Bild des schmutzigen Geschirrs zu verdrängen und Sara Burke als menschliches Wesen und nicht als grässlich unordentliche Frau zu betrachten. »Mr. Reed, haben Sie je eine Frau geschlagen?«
    Er reagierte entrüstet. »Natürlich nicht. Männer sind stärker als Frauen. Das ist ein unfairer Vorteil.«
    Bruce kicherte. »Sie müssen mit ihnen allein sein, bevor Sie sie schlagen können, nicht, Marty? Ging’s darum?« Er knallte die Hände auf den Tisch
und hob die Stimme. »Erzählen Sie uns, was passiert ist, Martin! Sagen Sie uns die Wahrheit!« Er beugte sich zu ihm. »Sie haben Susan angemacht, und sie hat gesagt, Sie sollen sich ins Knie ficken. War es nicht so?«
    Martin und An wechselten einen schnellen Blick. Seine Stimme klang sanft, als er Bruce korrigierte: »Eigentlich hieß sie Sandy.«
    Ständer strich den Namen »Susan« auf seinem Block durch und schrieb: »Sandee.«
    An spürte, wie vom Nacken aus ein Schmerz in ihre Schädelbasis stieg. Sie fragte: »Mr. Reed, wo waren Sie gestern Abend, nachdem Sie Ihre Mutter heimgebracht hatten?«
    »Bin einfach nur herumgefahren«, murmelte er.
    »Reden Sie lauter«, herrschte Bruce ihn an.
    »Ich sagte, ich bin einfach nur herumgefahren«, wiederholte Martin. »Das ist wirklich verrückt. Mal ehrlich, warum sollte ich Sandy etwas tun?«
    An trat Bruce gegen den Fuß, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich wieder an die Wand lehnen und nur böse schauen solle. Zu Martin sagte sie: »Ihre Kollegen behaupten, Sandy hätte Sie ziemlich verhöhnt.«
    »Nein, das hat sie nicht«, erwiderte Martin. »Na ja, ich meine, nicht auf eine besonders respektlose Art. Nicht, um grausam zu sein, meine ich. Na ja,
vielleicht war es ein bisschen grausam, aber sie hat es nicht wirklich böse …«
    »Vor zwei Tagen hat sie Sie über Lautsprecher ›Zwergenzipfel‹ genannt und Ihnen dann mit einem Kraftkleber einen dreißig Zentimeter langen, vibrierenden Gummidildo auf den Schreibtisch gepappt.«
    Martin räusperte sich. »Sie machte eben gern solche Späße.«
    »Offensichtlich.«
    »Und Sandy weiß, dass unser SuperGlue mit KlebEx sehr leicht wieder entfernt werden kann. Das ist einer von Southern Toilet Supplys Bestsellern.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, sie hat am KlebEx-Fließband angefangen.«
    An versuchte sich nicht vorzustellen, wie Martin einen vibrierenden Dreißig-Zentimter-Dildo umfasste, während er ihn mit Lösungsmittel einschmierte und ihn anschließend von seinem Schreibtisch kratzte. »Ein paar der Frauen, mit denen wir sprachen, behaupteten, Sie würden sie beim Urinieren auf der Toilette belauschen.«
    Ständer kräuselte angewidert die Lippen. »Echt, Mann?«
    Martin erklärte: »Mein Büro ist direkt vor den Toiletten. Ich habe nie gelauscht. Ich hatte einfach keine andere Chance.«

    »Ja, okay.« Ständer kritzelte wieder auf seinem Block. An sah, dass er einen Galgen gezeichnet hatte, mit einem Mann, der an der Schlinge baumelte.
    An schlug vor: »Mr. Reed, Sie können diese ganze Sache aufklären, wenn Sie uns sagen, wo sie gestern Abend waren.«
    »Wie gesagt, ich bin herumgefahren. Um acht war ich zu Hause - es kam da etwas im Fernsehen, was ich sehen wollte.«
    Ständer hob den Kopf. »Was haben Sie sich angeschaut?« Martin senkte den Kopf und murmelte etwas Unverständliches.
    An, Bruce und Ständer fragten gleichzeitig: »Was?«
    Martin hob den Kopf wieder und straffte die Schultern. » Let’s Dance .«
    Ständer warf Bruce einen

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