Unwiderstehlich (German Edition)
Mascara ihre Wimpern, denn sie wollte unbedingt schön aussehen, an ihrem großen Abend.
Endlich war sie fertig. Kleidung, Schmuck, alles war perfekt, ebenso wie die Vorbereitungen im Saal. Davon konnte sie ausgehen. Sie hatte nur alles detailliert aufschreiben müssen, und es wurde perfekt für sie vorbereitet. Für einen Augenblick blieb sie vor dem Spiegel stehen und dachte an den ersten Moment, in dem sie Bekanntschaft mit dieser neuen Welt gemacht hatte. Sie wusste damals noch nicht, was sie erwartete, aber es klang so spannend, dass sie einfach mehr erfahren musste.
Im Januar war sie erstmals auf einer dieser Feiern gewesen, diesen Partys, auf die sie eigentlich nur ging, um neue geschäftliche Kontakte zu knüpfen. Sehen und Gesehenwerden war für sie eher ein Pflichtprogramm. Mit Leuten zu feiern, die sich selbst feierten, machte in der Regel nicht sonderlich viel Spaß. So hatte sie mit den verschiedensten Leuten geplaudert, alte Bekanntschaften aufgefrischt und mit Fremden Small Talk gehalten. Carla hatte sich erst vor zwei Jahren als PR-Beraterin selbstständig gemacht, und diese Partys waren der perfekte Anlass, die städtische Schickeria oder was sich dafür hielt kennenzulernen, in der Hoffnung, sie würden sich bei Bedarf an sie wenden.
Doch es war anstrengend, dieses Dauerlächeln. Irgendwann an diesem ersten Abend hatte sie sich mit einem Mineralwasser in eine stille Ecke zurückgezogen, wo sie ganz unbeabsichtigt ein Gespräch belauschte.
»Ekstatisch.« Es war die Stimme einer Frau.
»Ich kann es gar nicht mit Worten beschreiben.« Die Stimme einer anderen Frau, die laut flüsterte. Die beiden Unbekannten saßen im Loungebereich auf einer der langen Polsterbänke, die von der anderen Seite nur durch eine sehr hohe Rückenlehne getrennt war. Und Carla saß auf der gegenüberliegenden Seite und versuchte eigentlich gerade, an nichts zu denken. Ohne es zu wollen, wurde sie Zuhörerin bei einem sehr privaten Gespräch.
»Ich hab gehört, heute ist Manuela oben.«
»Wie beneidenswert. Ich würde gerne wissen, was sie sich wünscht.« Ein tiefer Seufzer von der Flüsterin. »Am liebsten würde ich sofort nach oben stürmen und mitmachen.« Verhaltenes Kichern setzte ein.
Das war der Punkt, an dem Carla sich aufgesetzt und bewusst gelauscht hatte. Hier im Rahmen dieser Party passierte noch etwas. Etwas, von dem sie keine Ahnung hatte. Das alleine reichte schon, ihre Neugierde anzufachen. Und ganz besonders, weil sich die Frauen so schmachtend anhörten.
»Ich hab mich wieder auf die Liste setzen lassen.«
Liste? Es gab noch eine zweite Liste? Und für was ließ man sich dort draufsetzen?
»Ich mach es auch noch mal.«
»Weißt du schon wie?«
»O ja!« Und die Worte der Flüsterin klangen wirklich ekstatisch.
Carla hatte sich zurückgelehnt. Wann war sie das letzte Mal ekstatisch gewesen? Erfreut, ja, schon hin und wieder. Begeistert, noch seltener, aber ekstatisch? Möglicherweise übertrieben die beiden, aber Carlas Interesse war entflammt. Sie war aufgestanden und wollte auf die andere Seite des schicken Polstermöbels gehen, als sie gerade noch sah, wie die zwei Frauen hinter einer Säule verschwanden. Mist. Sie war ihnen hinterhergelaufen, aber als sie um die Ecke kam, standen dort ungefähr fünfzehn Frauen, alle in netten Kleidern, High Heels und mit langen Haaren.
Carla musste sich damals eingestehen, dass sie zu spät gekommen war. Aber sie hatte es dann ja doch noch geschafft, auf die Liste zu kommen, auch wenn es länger gedauert hatte als erwartet. Jetzt griff sie nach ihrer Handtasche und warf sich einen leichten Mantel über. Es war noch früh, aber sie konnte es kaum noch erwarten.
Eine halbe Stunde später hielt ihr Taxi vor der barocken Fassade eines großzügigen Stadtpalais. Es war dezent beleuchtet und wirkte äußerst stilvoll. Ein Page öffnete ihr die Tür, und Carla stieg die Stufen zum Portal hoch. Die hohe Tür öffnete sich für einen Moment, und sie betrat einen Vorraum, der durch eine verspiegelte Glastür vom Foyer getrennt war. Gedämpfte Musik schallte zu ihnen heraus. Ein großer Mann in einem eleganten Cut lehnte sich über ein Pult und bat sie mit einer angenehmen, aber bestimmten Stimme: »Würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen?«
Carla sagte ihren vollen Namen und sah zu, wie er zwei Seiten umblätterte und dann einen Haken setzte. Er drehte sich zu einem kleinen Kasten, hielt eine Karte davor und löste ein leises Summen damit aus. Höflich hielt er
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